Fehlersuche und Erklärungsversuche: Warum Arminia gegen Cottbus patzte | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Klopapier – meterweise Klopapier. Die Ordner vor dem Gästeblock – und zeitweise auch die Spieler – hatten alle Hände voll zu tun, um die Berge von weißem Zellstoff, die aufs Feld geworfen wurden, zu entfernen. Wenn es fliegt, sieht es hübsch aus. Wenn es auf dem Rasen liegt, sorgt es aber immer wieder für Spielunterbrechungen. Gar nicht lustig fand das Claus-Dieter Wollitz. Der Trainer des FC Energie Cottbus knurrte: &bdquo;Man sollte ein bisschen mehr Respekt haben. Das ist kein gutes Bild. Mit solchen Aktionen schaden wir uns selber. In der 47. Minute gab es einen Eckball für Arminia. Wenn der reingegangen wäre, hätte ich mich noch bei jedem Einzelnen bedankt.“ Weder ein Eckball noch sonst irgendeine Chance des DSC Arminia Bielefeld ging an diesem Nachmittag rein. So stand am Ende ein verdientes 2:0 für Cottbus – und das Klopapier irgendwie sinnbildlich (aber nicht druckreif) für die &bdquo;bescheidene“ Gemütslage der Gastgeber. Fehlersuche: &bdquo;Ich mache keinem meiner Spieler einen Vorwurf“, sagte Mitch Kniat. Das ehrt den DSC-Coach, der aber auch seine Strategie hinterfragen lassen musste. Ohne einen etatmäßigen Mittelstürmer und mit dem 17-jährigen Daniel Sumbu in der Startformation schickte der Trainer sein Team gegen den Tabellenzweiten aufs Feld. Wörl als zentralen Angreifer und Sam Schreck als Wörl-Ersatz im Mittelfeld. So wollte Kniat den Gegner aushebeln. Zu gierig immer wieder ins Abseits Erklärungen für die Ausrichtung, die so gar nicht funktioniert hatte, gabs im Anschluss vom Coach: &bdquo;Wir haben das im Pokal schon einmal so gemacht. Die Außen sollten immer wieder tief gehen. Das ist uns gut gelungen, nur leider war es immer wieder abseits. Da waren wir einen Schritt zu gierig. Wörl sollte sich in den Zwischenräumen zeigen, weil wir wussten, dass die Kette immer zusammenbleibt.“ Vor allem der junge Sumbu stand immer wieder jenseits der gedachten Linie des hintersten Abwehrspielers. Kniat wiegelte ab: &bdquo;Das hat nichts mit Unerfahrenheit zu tun. Young stand zweimal im Abseits, Sarenen Bazee und Schroers auch. Der Junge spielt nicht erst seit gestern Fußball. Er weiß, wie es funktioniert, und die Regel kennt er auch. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Vielleicht war er nicht gut drauf vorbereitet worden von mir.“ Wollitz, der seinen Sieg bedächtig monoton kommentierte, konnte sich eine ironische Spitze zur &bdquo;Abseitsfalle“ nicht verkneifen: &bdquo;Das war definitiv nicht geplant. Das hat sich so aus dem Spiel ergeben. Ich kann nicht sicher sagen, ob sie, wie Mitch sagt, zu gierig waren. Oder auch zu schnell.“ Großers Patzer als neue Chance für Schneider? In jedem Fall war die Auswechslung Sumbus (gemeinsam mit Schreck und Young) zur Pause mindestens als Beleg der verpatzten ersten Hälfte, die bereits mit Pfiffen von den Rängen quittiert wurde, zu interpretieren. Es kam unter anderem Zugang Roberts Uldrikis als Mittelstürmer, der nach einer Trainingseinheit den Vorzug vor Becker und Hilterman und dem auf der Bank verbliebenen Kania erhalten hatte. Fehlende Offensivstärke, aber auch zwei Schnitzer in der Abwehr, die zu den jeweils frühen Gegentreffern (2. und 47.) führten, gab es aus Bielefelder Sicht aufzuarbeiten. Die Treffer jeweils zu Beginn eines Durchgangs veränderten zweifellos die geplante Marschroute. Einmal patzte Max Großer beim Klärungsversuch, einmal ließ sich der erfahrene Lannert (er wurde später für Hagmann ausgewechselt) im Laufduell wegdrücken. Bielefelds Abwehr als neue Baustelle? &bdquo;Man kann den Ball besser klären und auch danach noch besser verteidigen“, sagte Kniat zum 1:0. &bdquo;Vor dem 2:0 kann man klarer hingehen.“ Er stelle nach Leistung auf, jede Woche die beste Elf, versichert Kniat. Leon Schneider, der zuletzt souverän den verletzten Felix vertreten hatte, sei eine Option, blieb er Coach vage. Sein Kapitän Mael Corboz sprach es klar aus: &bdquo;Wir haben gerade eigene Baustellen zu beheben, bevor wir wieder auf die Tabelle schauen können.“ Dann hängte er an: &bdquo;Es ist nicht mein Job, die Baustellen zu benennen. Wir haben ein Trainerteam, dass das sehr gut macht.“ Viel Auswahl bei der Suche nach den besten zehn Die beste Elf – oder, wie Kniat vor der Partie gesagt hatte, &bdquo;die besten zehn werden auflaufen.“ Damit waren freilich die Feldspieler gemeint. Torwart Kersken ist unumstritten, was er mit einigen starken Paraden diesmal als einziger unter Beweis stellte. &bdquo;Pele“ Wollitz meinte: &bdquo;Die Wechselspieler in dieser Liga werden viel entscheiden.“ Kniat hat diesbezüglich viel Auswahl - auf der Bank, aber inzwischen auch auf der Tribüne.

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