„Keine Angst vor dem Tod“: Wie Ex-Armine Koch mit seiner Krankheit umgeht | Haller Kreisblatt

Bielefeld. So gerührt wie am vergangenen Sonntag war Georg Koch schon lange nicht mehr. Der Torhüter, der von 1997 bis Anfang 2000 im Kasten von Arminia Bielefeld stand, ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Der 52-Jährige hatte sein Leiden im April 2024 öffentlich gemacht. &bdquo;Ich werde an diesem Pankreaskarzinom sterben“, sagte er damals und sorgte für Entsetzen. Diese realistische Perspektive hatte eine krasse Wirkung auf Außenstehende. &bdquo;Aber ich werde kämpfen, denn diese Einstellung habe ich beim Fußball immer gezeigt“, verriet er seinen persönlichen Therapieplan. Am besagten Sonntag spürte &bdquo;Schorsch“, wie er genannt wird, ein gutes Gefühl in seinem Körper. &bdquo;Ich fühlte mich stark, was nicht alltäglich ist.“ Koch, der für Fortuna Düsseldorf, Arminia Bielefeld, 1. FC Kaiserslautern, Energie Cottbus und SV Duisburg 213 Erst- und 165 Zweitligaspiele bestritt, fuhr mit seiner Lebensgefährtin nach Duisburg zum Regionalligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach II. Sein Herzenswunsch: noch einmal Spiele seiner früheren Vereine zu besuchen. Nach dem Duisburger 3:1-Sieg vergoss Koch die ein oder andere Träne. Er musste gestützt werden. &bdquo;Aus dem Nichts heraus von der Tribüne haben sie mich auf den Platz gebracht und mich gefeiert.“ Er hielt eine kurze Ansprache. Ein Gänsehautmoment. &bdquo;Ich zitterte am ganzen Körper. Es war rührend“, beschreibt er dieses Erlebnis, für das er dankbar ist. &bdquo;Solche emotionalen Situationen geben mir neuen Lebensmut. Das ist die beste Medizin für mich.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von MSV Duisburg (@msvduisburg) Georg Koch war zuletzt bei Viktoria Köln aktiv Am Tag danach war er immer noch ein wenig euphorisiert von der Atmosphäre im Wedau und dem Dank, den er von den Fans zurückbekommen hat. &bdquo;Ich war immer einer von ihnen und stets nahbar. Das zahlt sich jetzt aus.“ Im Mai 2023 musste Koch seinen Job als Teammanager von Viktoria Köln aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Kurz zuvor hatten Ärzte bei ihm ein Pankreaskarzinom diagnostiziert. &bdquo;Es waren drei dürre Sätze des Docs“, sagt Koch. Seine Lebenserwartung wurde mit einem halben Jahr angegeben. &bdquo;Ich habe nie gefragt, warum gerade ich“, erzählt Koch. Er fiel in kein Loch. &bdquo;Ich habe die Krankheit direkt angenommen. Selbstmitleid ergibt keinen Sinn. Du musst immer aufstehen, auch wenn es dir schlecht geht“, lautet seine Einstellung. In diesem ungleichen Duell mit der tödlichen Erkrankung hat Koch einen Teilsieg errungen. &bdquo;Ich lebe immer noch.“ Ex-Armine Koch besorgt sich Medikamente aus den USA Feige sei er aber zunächst seiner Familie gegenüber gewesen. &bdquo;Ich habe erst einmal abgewartet, ehe ich meinen Kindern und meiner Lebensgefährtin reinen Wein eingeschenkt habe. Sie haben dann großartig reagiert“, sagt Koch. Mithilfe von diversen Chemotherapien, Medikamenten auch aus den USA, die in Deutschland noch nicht zugelassen sind, und einem extrem starken Willen nahm er den Kampf auf. Der büschelweise Ausfall seiner Haare, die Schwächeperioden seines Körpers, das Elend an Krebs erkrankter Kinder im Hospital mit anzusehen – Georg Koch hat in den vergangenen Monaten intensiv über sein bisheriges Leben nachdenken können. &bdquo;Ich war manchmal ein Arschloch, das auf dem Fußballfeld aggressiv war, weil ich immer gewinnen wollte“, rechnet er schonungslos mit sich ab. &bdquo;Ich schäme mich dafür, weil ich einige Menschen verletzt habe“, sagt er und ergänzt: &bdquo;Ich habe wohl erst diesen Tiefschlag einstecken müssen, um zur Vernunft zu kommen.“ Georg Koch setzt sich für an Krebs erkrankte Kinder ein. Am 12. Oktober hatte er ein Benefizspiel zwischen seinem Heimatklub VfR Marienfeld und der Traditionsmannschaft von Fortuna Düsseldorf organisiert. Auch sein ehemaliger Bielefelder Mitspieler Jörg Böhme war mit von der Partie. 1.400 Zuschauer sammelten 11.000 Euro. Einige Sponsoren erhöhten diese Spende noch erheblich. Koch hat seine Therapien eingestellt Mit seiner aktuellen Lebenssituation ist Koch im Reinen. &bdquo;Ich habe keine Angst vor dem Tod“, sagt er. &bdquo;Sterben ist für die Angehörigen weitaus schlimmer. Ich gucke nach vorne und genieße die Zeit, die mir bleibt.“ Er selbst hat sämtliche Therapien mittlerweile eingestellt und die weitere Einnahme von Medikamenten gegen den Rat seiner Ärzte abgesetzt. &bdquo;Ich lasse es jetzt laufen. Es ist so, wie es ist.“ Koch lebt im 50 Einwohner zählenden Ortsteil Alefeld der Gemeinde Much, die im Rhein-Sieg-Kreis liegt. Seine Partnerin betreibt dort einen Tante-Emma-Laden. Sein treuester Freund ist der vor einem Jahr gekaufte Golden Retriever &bdquo;Hector“. &bdquo;Er ist den ganzen Tag bei mir und gibt mir Kraft.“ Georg Koch ist an seinem Ziel angekommen. &bdquo;Ich habe endlich den Ort gefunden, an dem ich zur Ruhe komme und mich wohlfühle.“ Auf seiner To-do-Liste steht auch noch ein Besuch der Bielefelder Alm. &bdquo;Das soll wohl noch klappen“, ist er optimistisch. Auf das Spiel der Arminen am Samstag (16.30 Uhr) gegen seinen Ex-Arbeitgeber Viktoria Köln ist er sehr gespannt. &bdquo;Arminia sollte gewarnt sein. Trainer Olaf Janßen macht seit Jahren einen hervorragenden Job.“

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