Überraschungen und Abstürze: Die 10 wichtigsten Stichwahlen in NRW-Städten

Düsseldorf/Bielefeld. Die Grünen hoffen auf Schadensbegrenzung, die CDU spürt Wechselstimmung und die AfD will für Premieren sorgen: Am Sonntag geht es in NRW in fast 150 Stichwahlen um Bürgermeister-, Oberbürgermeister- und Landratsämter. Es zeichnen sich gleich mehrere Überraschungen ab, auch in OWL. Bielefeld Genaustens registriert wurde in Düsseldorf der Achtungserfolg der Bielefelder CDU-Kandidatin Christiana Bauer. Die 36-Jährige lag am 14. September mit rund 33 Prozent der Stimmen knapp drei Prozentpunkte vor dem SPD-Bewerber Ingo Nürnberger. Bauer hat nun die Chance, Bielefelder Oberbürgermeisterin zu werden und somit eine 16-jährige SPD-Dominanz zu beenden. Paderborn Die in Paderborn stark verankerte CDU muss überraschend um ihre Vormachtstellung bangen. CDU-Kandidat Stefan-Oliver Strate (38,6 Prozent) verpasste die absolute Mehrheit und muss gegen Grünen-Bewerber Frank Wolters (22,3 Prozent) in die Stichwahl ziehen. Münster Im benachbarten Münster schnitten die Grünen noch stärker ab, während sie landesweit 6,5 Prozentpunkte verloren haben. Grünen-Kandidat Tilman Fuchs erhielt in der Universitätsstadt 41,3 Prozent; CDU-Bewerber Georg Lunemann nur 37,28. Die Grünen rechnen sich also berechtigte Chancen aus, die CDU-Dominanz in Münster nach der langen Amtszeit von Markus Lewe als Oberbürgermeister zu brechen. Im Rat stellen sie sogar künftig erstmals die größte Fraktion. Köln Ähnlich gut ist die Ausgangslage für die Grünen in Köln, der mit Abstand größten Stadt in NRW (rund eine Million Einwohner). Am Rhein liegt Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz vorn, die derzeit Vizepräsidentin im Landtag ist. Aymaz holte am 14. September 28 Prozent – und geht nun gegen SPD-Kandidat Torsten Burmester (21,3 Prozent) ins Rennen um die Nachfolge der bisherigen Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Bonn Verlieren könnten die Grünen hingegen den Chefsessel im Rathaus von Bonn, wo die Grünen 2020 mit Katja Dörner erstmals im Land eine Oberbürgermeisterin stellten. Doch ein Wechsel bahnt sich an. Die 49-jährige Dörner holte diesmal 33,13 Prozent und muss am Sonntag gegen CDU-Herausforderer Guido Déus (38,94 Prozent) in die Stichwahl. Gelsenkirchen Bundesweit besonders viel Beachtung finden aktuell die Entwicklungen in Gelsenkirchen. In der Ruhrgebietsstadt ist der AfD ein großer Erfolg gelungen: Die in Teilen rechtsextreme Partei geht am Sonntag mit ihrem Kandidaten Norbert Emmerich (29,75 Prozent) in die Stichwahl gegen SPD-Politikerin Andrea Henze (37,04 Prozent). Im Rat der Stadt Gelsenkirchen sitzen künftig genauso viele AfD-Abgeordnete wie Vertreter der SPD: 20. Dortmund Zittern muss die SPD auch in Dortmund, wo die Partei seit 1946 regiert, aber nun abzustürzen droht. Amtsinhaber Thomas Westphal lag am 24. September mit 27,4 Prozent nur knapp vor CDU-Mann Alexander Kaloutti (25,9). Fällt die SPD-Hochburg im Westen der Republik? Duisburg In aller Munde ist seit einigen Tagen Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. Der SPD-Amtsinhaber holte in der 500.000-Einwohner-Stadt starke 46 Prozent für die Sozialdemokraten, muss aber gegen AfD-Kandidat Carsten Groß in die Stichwahl. Hagen Auch in der knapp 200.000-Einwohner-Stadt Hagen hat es die AfD in die Stichwahl geschafft. Das Rennen dort ist ziemlich offen. Michael Eiche von der AfD (21,2 Prozent) fordert Dennis Rehbein von der CDU (25,1 Prozent) heraus. Aachen In der Universitätsstadt ganz im Westen des Landes regiert seit 2020 Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, die parteilos ist, aber von den Grünen unterstützt wird. Am 14. September erhielt die Amtsinhaberin 32,9 Prozent der Stimmen und muss in der Stichwahl gegen CDU-Bewerber Michael Ziemons antreten, der mit 40,55 Prozent vorn liegt. Kreise Soest und Düren Der Ausgang der Stichwahlen in Bonn sowie bei der Wahl der Landräte im Kreis Soest und im Kreis Düren könnte unmittelbare Auswirkungen auf eine Personalie in Bielefeld haben. Der Grund: Sollten sich die CDU-Kandidaten in Bonn, Soest und Düren durchsetzen, die derzeit allesamt Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag sind, dann würde der Bielefelder CDU-Politiker Ralf Nettelstroth in den Landtag nachrücken. Nettelstroth ist seit 2011 Fraktionschef der CDU im Bielefelder Rat – und war zuletzt von November 2020 bis Mai 2022 Mitglied des Landtags. Da die drei CDU-Kandidaten am 14. September allesamt vorn lagen, stehen Nettelstroths Chancen auf einen erneuten Einzug in das Düsseldorfer Parlament somit nicht schlecht.

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