Anschläge auf kritische Infrastruktur: Folgen könnten für OWL enorm sein

Bielefeld. Ende Juli in der Nähe von Düsseldorf: Unbekannte verüben zwei Brandanschläge auf das Schienennetz. Im Internet taucht später ein Bekennerschreiben auf einem Portal der linksextremen Szene auf. Sonderlich groß ist der Schaden nicht – doch er hat enorme Folgen. Die wichtige Strecke wird zeitweise gesperrt. Die Folge: Viele Züge haben Verspätung, darunter auch mehrere Linien durch OWL. Neun solcher Anschläge auf das Schienennetz in NRW hat das Landeskriminalamt (LKA) seit 2020 erfasst, ein Großteil in den Ballungsräumen im Ruhrgebiet und Rheinland. Fünf Fälle rechnet das LKA linksextremen Tätern zu. Das Bahn- und Stromnetz, Behörden oder die Wasserversorgung: Die kritische Infrastruktur, kurz KRITIS, hat viele Facetten – und rückt laut Experten immer mehr in den Fokus von Saboteuren und Terroristen. Die Folgen können dramatisch sein. Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass Anschläge auf KRITIS selbst viele Kilometer entfernt Folgen haben können. Zu KRITIS gehören viele Sektoren Und wie steht es generell mit Angriffen auf die kritische Infrastruktur? Die Behörden mauern hier. Zahlen oder konkrete Angaben wollen sie nicht machen. Schließlich erfasst KRITIS im Grunde alle Einrichtungen, deren Ausfall oder Beschädigung enorme Folgen für die Versorgung, Wirtschaft, Sicherheit und öffentliche Ordnung hätte. Beispiele sind Sektoren wie Energie, Wasser, Ernährung, Verkehr, Telekommunikation, Gesundheit oder Staat samt Verwaltung. Johannes Rundfeldt von der Arbeitsgruppe (AG) KRITIS unterscheidet zwischen digitaler und physischer Sicherheit in dem Bereich. &bdquo;In Sachen IT sind wir in Deutschland gut aufgestellt – zumindest im privatwirtschaftlichen Bereich“, mahnt er. Habe es in diesem Bereich bisher kaum sicherheitsrelevante Vorfälle gegeben, sei das bei staatlichen Stellen anders. Beispielsweise wurden in NRW die Internetportale von Kommunen angegriffen, Dienste waren teils monatelang nicht verfügbar. &bdquo;Der Staat erteilt der Wirtschaft Auflagen, hält sich aber selbst nicht an solche Grundlagen“, warnt Rundfeldt. Polizei warnt vor russischen Saboteuren Besonders schwierig sei die physische Sicherheit. Richtlinien der EU werden in Deutschland nicht umgesetzt, ebenso wenig gibt es Auflagen für Betreiber. Das Innenministerium verschleppe den Prozess. Rundfeldt betont aber: &bdquo;Auch Auflagen könnten Strukturen wie Strom- und Bahnnetze kaum schützen.“ Es umfasst schließlich jeweils Tausende Kilometer. &bdquo;Man kann nicht alle paar Meter einen Polizisten positionieren. Und auch Kameras oder Drohnen würden da nicht schützen, sie wirken auch nicht abschreckend. Täter sind bei Anschlägen auf KRITIS sehr gewillt.“ Die Sicherheitsbehörden meinen dagegen: Die kritische Infrastruktur in Deutschland sei grundsätzlich sehr gut geschützt. Vor allem seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine steht die KRITIS im Fokus. Für Ermittler des LKA kommen grundsätzlich zwar Täter aus sämtlichen Bereichen der politisch motivierten Kriminalität in Betracht. Ein Beispiel: Linksextreme, die nach entsprechenden Taten in Bekennerschreiben häufig Bezug zu Klima- und Umweltschutz, Antiglobalisierung und zur Bekämpfung des Kapitalismus als Grund für die Attacke nennen. Könnte OWL gefährdet sein? Doch das LKA hält auch prorussische Kräfte (oder Kräfte anderer, fremder Staaten) für mögliche Täter, wenngleich es derzeit &bdquo;keinen konkreten Tatverdacht“ gebe. &bdquo;Denkbar wäre beispielsweise die Aufklärung und mögliche Sabotage im Auftrag des russischen Staats durch die Nutzung sogenannter Low-Level-Agents, wie sie in anderem Zusammenhang bereits angenommen wurde“, berichtet eine Sprecherin. Da sich kritische Infrastruktur über das gesamte Bundesgebiet verteilt, sind die Ziele dementsprechend vielfältig. Eine Bielefelder Polizeisprecherin betont: &bdquo;Für OWL liegt hier keine Besonderheit im Sinne erhöhter oder geringerer Gefahren vor.“ Experte rät: Netze ausbauen und intelligenter machen Rundfeldt hält die KRITIS für besonders gefährdet, die sich über breite Flächen verteilt, also beispielsweise das Strom- und Bahnnetz. &bdquo;Hier hätten Anschläge gravierende Folgen, die auch in vielen Kilometern Entfernung Folgen für die Menschen haben“, mahnt er. Der Schutz sei kaum möglich, jedoch könne dafür gesorgt werden, den Ausfall so kurz wie möglich zu halten. &bdquo;Die Reaktionszeit kann zum Beispiel beeinflusst werden, wenn gewährleistet wäre, dass Experten zur Behebung von Schäden in kurzer Zeit vor Ort sein können und auch die nötigen Ersatzteile flächendeckend verfügbar wären“, gibt er ein Beispiel. .responsive23-ACCM6F2CSdbdCiGe-map-schienenpersonennahverkehr-owl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ACCM6F2CSdbdCiGe-map-schienenpersonennahverkehr-owl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ACCM6F2CSdbdCiGe-map-schienenpersonennahverkehr-owl { padding-top: 142.86%; } } Ein anderer Vorschlag Rundfeldts: In Schienen- und Stromnetze können mehr Maschen eingebaut werden. Bei der Bahn zum Beispiel mehr Überleitstellen, durch die Züge die Schienenspur wechseln. &bdquo;Man kann das Netz so intelligenter machen. In dem Moment, in dem man mehr Maschen hinzufügt, hat man mehr Ausweichmöglichkeiten, und die Unterbrechung wäre dadurch geringer.“ So oder so betont Rundfeldt aber auch: &bdquo;Die meisten Schäden in der physischen KRITIS gehen auf Unfälle zurück. Die Folgen sind aber dennoch gleich – egal, ob Versehen oder Anschlag.“

Meistgelesen

Kein Bekennerschreiben nach Brandanschlag auf Bahnstrecke

Russischsprachiges Posting zu Brandanschlag auf Bundeswehr

Kritis-Dachgesetz soll Deutschland widerstandsfähiger machen

Ermittler prüfen russische Spur nach Anschlag auf Bundeswehr

Kölner Stadion für Nordirland-Spiel noch nicht ausverkauft

Rollstuhlfahrer von Güterzug erfasst