Zwei Drittel der Schüler verlassen Berufskollegs in OWL ohne Abschluss

Bielefeld/Düsseldorf. Um Jugendliche in der Zeit zwischen Schule und Beruf fit für die Berufsausbildung zu machen, bietet NRW an den Berufskollegs im Land das Übergangssystem &bdquo;Kein Abschluss ohne Anschluss“ an. Das Schulministerium wirbt mit der frühen Berufsorientierung für einen erfolgreichen Start in Ausbildung oder Studium, um auch Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, die allgemeinbildende Schulen frühzeitig verlassen oder Probleme bei der Suche nach einer Lehrstelle haben. Daten des Statistischen Landesamtes IT NRW zeigen jedoch, dass allein in OWL fast zwei Drittel der Schüler dieses System entweder ohne Abschluss oder einen höheren Abschluss verlassen. Ziel des Übergangssystems ist nach Angaben des Schulministeriums, &bdquo;allen jungen Menschen nach der Schule möglichst rasch eine Anschlussperspektive für Berufsausbildung oder Studium zu eröffnen und durch eine effektive Koordinierung unnötige Warteschleifen zu vermeiden“. Die Auswertung der Daten von IT NRW durch den Detmolder Bildungsexperten Klaus Keßler zeigt jedoch, dass das Übergangssystem der Berufskollegs für viele Schüler eine Warteschleife ist, weil sie das System ohne Erfolg verlassen. Für OWL ergibt sich folgendes Bild: Nach Angaben von IT NRW haben 2023 in OWL insgesamt 3.845 Schüler das Übergangssystem der Berufskollegs verlassen. 1.410 Schüler mit dem Hauptschulabschluss nach Klasse 9 und 2.435 Schüler ohne Schulabschluss, das entspricht etwa 63 Prozent. Dazu zählen auch die Absolventen der internationalen Förderklassen. Schlechte Chancen mit dem Hauptschulabschluss nach Klasse 9 &bdquo;Der Verbleib der erfolglosen Absolventen wird statistisch nicht erfasst. Es ist also unklar, wie es für die 2.435 Schüler weiter gegangen ist“, erklärt der ehemalige Berufsschullehrer Keßler, der bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand an Berufskollegs in Detmold und Essen tätig war. Nach Angaben des Schulministeriums dürfen die individuellen Schullaufbahnen bislang nicht statistisch erfasst werden, auch nicht anonym. Unklar ist daher nach Angaben Keßlers auch der Verbleib der 1.410 erfolgreichen Schüler. &bdquo;Da der Hauptschulabschluss nach Klasse 9 aber in der Regel nicht ausreicht, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten, bewerben sich viele erfolgreiche Absolventen des Übergangssystems für einen weiteren Besuch im Berufskolleg, der Berufsfachschule I.“ Da die Berufsschulpflicht in NRW jedoch vor Vollendung des 18. Lebensjahres nach insgesamt elf Schuljahren endet, ist ein Platz nicht jedem Bewerber sicher. Berufsfachschulen: 36 Prozent können Abschluss nicht verbessern Für die Berufsfachschule I zur Erlangung eines erweiterten ersten oder mittleren Schulabschlusses und die Berufsfachschule II mit dem Ziel der Fachhochschulreife zeigen die Daten von IT NRW nach Angaben Keßlers, dass 2023 von 2.400 Schülern 860 die Schulform ohne den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 verlassen haben. Das entspricht etwa 36 Prozent. &bdquo;Diese Schüler konnten ihren Abschluss nicht verbessern und damit in der Regel auch nicht ihre Chancen im Ausbildungsmarkt“, erklärt Keßler. &bdquo;Das Ziel der Landesregierung kein Abschluss ohne Anschluss konnte also für sehr viele Schüler an den Berufskollegs in OWL nicht erreicht werden.“ Dem NRW-Schulministerium ist das Problem nach Angaben eines Sprechers bekannt. Die Zahlen, die das Ministerium zur Ermittlung der Misserfolgsquote nutzt, sind jedoch nicht mit den Zahlen von IT NRW kompatibel, weil das Ministerium nicht zwischen der Ausbildungsvorbereitung im Übergangssystem und den Berufsfachschulen unterscheidet. &bdquo;Dadurch wird die Grundgesamtheit größer und die Misserfolgsquoten geringer“, moniert Keßler. Daten zu den internationalen Förderklassen zeigen jedoch, dass sich die Lage auch im Jahr 2024 nicht gebessert hat. Demnach haben in OWL 2024 von 1.573 Absolventen 882 keinen Abschluss gemacht. Das entspricht 56 Prozent, Schulministerium will keinen Schüler verlieren &bdquo;Die Landesregierung widmet diesem Bereich deshalb besondere Aufmerksamkeit, um Schüler zu begleiten, die teilweise vor hohen Hürden stehen. Etwa weil sie über keinen Schulabschluss verfügen oder die deutsche Sprache nicht beherrschen“, erklärt ein Sprecher. Das Ministerium wolle keinen Schüler verlieren. &bdquo;Jeder junge Mensch hat das Recht auf Bildung, Teilhabe und eine Perspektive. Unabhängig von Herkunft oder Bildungsbiografie.“ Um diesem Anspruch gerecht zu werden, unterstützt die Landesregierung nach Angaben des Sprechers Berufskollegs. Dazu zählen unter anderem Übergangslotsen und Coaches, die Jugendliche gezielt dabei unterstützen, den Weg von der Schule in den Beruf zu meistern, sowie die Stärkung von Praxisphasen. &bdquo;Die Bildungsgänge im Übergangssektor enthalten viele Praxisphasen. Durch diesen stärkeren Praxisbezug steigen die Chancen, dass Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zueinanderfinden.“ Ausbildungsmarkt OWL: Auf 100 Bewerber kommen 90 Lehrstellen Eine Entwicklung, die nach Angaben Keßlers nicht nur den Jugendlichen schadet, sondern auch Unternehmen, die nach Auszubildenden suchen. &bdquo;In NRW ist die Zahl der Auszubildenden zwischen 2014 und 2024 um etwa zehn Prozent zurückgegangen. Wir können es uns nicht leisten, einen Teil der Schulabgänger als potenzielle Bewerber in Warteschleifen aufzubewahren, und das ohne Abschluss und ohne Anschluss“, moniert Keßler. Der Detmolder verweist jedoch auch auf die mangelnde Auswahlfähigkeit des Ausbildungsstellenangebots in der Region als eine Ursache des Problems. &bdquo;Für 100 Bewerber stehen in OWL rein rechnerisch nur 90 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung. Unter diesen Bedingungen kommt auch ein verbessertes Übergangsmanagement mit regionaler Koordinierung schnell an seine Grenzen.“ Keßler fordert deshalb mehr Ausbildungsplätze und eine systematische Erfolgskontrolle aller Akteure des Übergangssystems, der Berufskollegs sowie der Arbeitsagenturen und Jobcenter. &bdquo;Auch zur Vermeidung von unübersichtlichen Doppelstrukturen.“ .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { padding-top: 142.86%; } } In diesem Zusammenhang müsse auch geprüft werden, ob Absolventen mit Förderschulabschluss im Übergangssystem ein angemessenes und anschlussfähiges Angebot erhalten, das den Grundsätzen der Inklusion gerecht wird, sagt Keßler. &bdquo;In der Vergangenheit wurden unnötig Ressourcen gebunden, die an anderer Stelle fehlen, obwohl die Misserfolgsquoten des Übergangssystems seit Jahren problematisch hoch sind und jedes Jahr jeder vierte Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst wird.“

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