Warum trotz freier Lehrstellen 2.526 Bewerber in OWL leer ausgehen

Bielefeld. Deutschland steckt in einer Rezession: In immer mehr Branchen streichen Unternehmen Stellen und die Arbeitslosenquote steigt. Doch, obgleich dieser anhaltenden konjunkturellen Schwäche klagen weiterhin viele Betriebe über einen Mangel an Fachkräften. Trotz dieser Personalnot, die auch in OWL viele Unternehmen betrifft, wird weniger ausgebildet. Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dass 2024 in OWL 14.191 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen wurden, das sind drei Prozent weniger als 2023 und fast sieben Prozent weniger als 2019 vor dem Beginn der Corona-Pandemie. Auffällig ist zudem, dass knapp 30 Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst werden. Insgesamt gab es damit in OWL im vergangenen Jahr 449 Neuabschlüsse weniger als 2023 und 1.037 weniger als 2019. Im Vergleich der vier Arbeitsagenturbezirke zum Vorjahr schneidet Detmold mit einem Plus von 1,1 Prozent am besten und Bielefeld mit einem Minus von 4,2 Prozent am schlechtesten ab. Bessere Entwicklung in OWL als im Bundesdurchschnitt Der Langfristvergleich zwischen 2014 und 2024 zeige mit einem Minus von 2,3 Prozent jedoch insgesamt eine negative Entwicklung in OWL, erklärt der Detmolder Bildungsexperte Klaus Keßler, der die Daten zum Lehrstellenmarkt des BIBB und der Arbeitsagenturen seit 1982 für den Deutschen Gewerkschaftsbund analysiert. &bdquo;Die Entwicklung in OWL fällt jedoch noch besser als der Landes- und Bundesdurchschnitt aus mit einem Minus von 9 Prozent und 6,8 Prozent.“ Neben regionalen Abweichungen zeigt die Auswertung nach Angaben Keßlers auch branchenspezifische Unterschiede. Industrie und Handel haben in dem Langfristvergleich ein deutliches Minus von sechs Prozent erreicht, das entspricht 537 Ausbildungsverträgen. Im Handwerk gab es ein Plus von 0,2 Prozent, was sechs Verträgen entspricht. Zahl unbesetzter Lehrstellen hat sich in zehn Jahren fast verdoppelt Die Zahlen zeigen laut Keßler zudem, dass das Angebot an Lehrstellen in OWL erneut nicht ausgereicht hat, um allen ein auswahlfähiges Angebot zu machen. Zumindest, wenn wirklich alle Bewerber mitgezählt werden. &bdquo;Dazu gehören auch die, die sich nach vergeblichen Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz in schulischen Bildungsmaßnahmen zum Beispiel an Berufskollegs befinden und ihren Ausbildungswunsch ausdrücklich aufrechterhalten haben.“ Die Zahl unversorgter Bewerber mit und ohne Alternative summierte sich nach Angaben Keßlers auf 2.526 Ausbildungsplatzbewerber in OWL, die leer ausgegangen sind. Auf der anderen Seite klagen viele Unternehmen über unbesetzte Ausbildungsstellen. Die Daten des BIBB zeigen, dass die Zahl innerhalb von zehn Jahren von 447 auf 867 im vergangenen Jahr gestiegen ist. &bdquo;Im bundesweiten Vergleich sind die Besetzungsprobleme in OWL jedoch eher unterdurchschnittlich zu bewerten, gemessen am Anteil der unbesetzten Stellen am betrieblichen Gesamtangebot“, erklärt Keßler. &bdquo;Mit Ausnahme des Arbeitsagenturbezirks Bielefeld und einem Anteil der unbesetzten Berufsausbildungsstellen am betrieblichen Gesamtangebot von 8,1 Prozent.“ Bildungsexperte fordert 1.000 zusätzliche Lehrstellen in OWL Besetzungsprobleme können nach Angaben Keßlers jedoch auch darauf hindeuten, dass das Lehrstellenangebot zu wenig auswahlfähig ist. Gemessen wird das an der Anzahl der Ausbildungsstellen pro 100 Bewerber. In OWL wurden 2024 90 Stellen pro 100 Bewerber angeboten, drei weniger als 2023. &bdquo;Damit lag OWL im regionalen Vergleich weiterhin im letzten Drittel der 149 Arbeitsmarktregionen in Deutschland.“ .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-P753sbjJgXftGKrb-bar-stacked-horizontal-die-wichtigsten-quellen-bei-der { padding-top: 142.86%; } } Mit Blick auf die Auswahlfähigkeit schneidet die Arbeitsmarktregion Bielefeld mit 96 Stellen pro 100 Bewerbern noch am besten ab. Ähnlich schlecht ist die Versorgung nur in Berlin, Kiel, Gießen, Teilen des Rheinlands und Ruhrgebiets sowie Hameln und Nienburg in Niedersachsen. Die Entwicklungen in 2024 verdeutlichen nach Angaben Keßlers erneut, dass der Ausbildungsmarkt in OWL durch Versorgungsprobleme gekennzeichnet ist. &bdquo;Es gibt zu wenig Lehrstellen. Um Angebot und Nachfrage auf dem Lehrstellenmarkt in ein Gleichgewicht zu bringen, sind rund 1.000 zusätzliche Ausbildungsstellen in OWL erforderlich.“ Immer mehr Auszubildende lösen ihre Verträge vorzeitig Ein weiteres Problem sei, dass in der Region immer mehr Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst werden. 2014 waren es 22,5 Prozent, 2024 27,5 Prozent. &bdquo;Die Lösung eines Vertrages bedeutet nicht zwingend einen Ausbildungsabbruch, da auch Betriebs- oder Berufswechsel innerhalb des dualen Systems damit einhergehen. Doch die Entwicklung muss dringend untersucht werden, da nicht klar ist, in wie vielen Fällen es zu Anschlussverträgen kommt.“ Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie die Handwerkskammer OWL haben dazu keine Daten vorliegen, da es keine Informationspflicht für Auszubildende oder Unternehmen gibt, wie es nach einer Vertragslösung weitergeht.

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