20 Minuten bis zur Klinik: Hier in OWL müssen Bürger länger fahren

Düsseldorf/Bielefeld. Mit der Umsetzung der Krankenhausreform in NRW wird sich die Kliniklandschaft in diesem Jahr massiv verändern. Ziel der Reform ist die Zentralisierung von Angeboten und die Sicherstellung der Notfallversorgung. Maßgabe von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist, dass 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Autominuten ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Grundversorgung erreichen. In Teilen von OWL und anderen Regionen des Landes wird dieses Ziel jedoch nicht erreicht. In 13 der insgesamt 31 Kreise in NRW erreichen weniger als 90 Prozent der Bevölkerung ein Krankenhaus der Grund- und Notfallversorgung innerhalb von 20 Autominuten. Das geht aus Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. Davon betroffen sind Bürger in folgenden Kreisen: Regierungsbezirk Detmold: Kreis Höxter (in Teilen des östlichen Kreisgebiets) Kreis Lippe (in Teilen der Randgebiete des Kreises) Kreis Minden-Lübbecke (in Teilen des nördlichen Kreisgebiets) Kreis Paderborn (in Teilen der Randgebiete des Kreises) Regierungsbezirk Arnsberg: Hochsauerlandkreis (in Teilen des östlichen und westlichen Kreisgebiets) Märkischer Kreis (in Teilen des westlichen Kreisgebiets) Kreis Olpe (in Teilen des nördlichen und westlichen Kreisgebiets) Kreis Siegen-Wittgenstein (in Teilen des östlichen, südlichen und westlichen Kreisgebiets) Regierungsbezirk Münster: Kreis Borken (in Teilen der Randgebiete des Kreises) Kreis Coesfeld (in Teilen des östlichen und nördlichen Kreisgebiets) Kreis Warendorf (in Teilen des nördlichen Kreisgebiets) Kreis Steinfurt (in Teilen der Randgebiete des Kreises) Regierungsbezirk Köln: Kreis Euskirchen Diese Auswertung bezieht sich nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums jedoch nur auf die Krankenhäuser in NRW. &bdquo;Es bestehen teilweise kürzere Wege, wenn man die Notfallversorgung in Krankenhäusern in den angrenzenden Bundesländern und auch in den Grenzregionen in den Nachbarländern mit einbezieht“, erklärt ein Sprecher. Besonders lang sind die Wege für Bürger im Altkreis Lübbecke Doch ebenso wie in NRW wurden in den vergangenen Jahren oder werden auch in diesem Jahr in anderen Bundesländern Krankenhäuser in Folge der schlechten wirtschaftlichen Lage geschlossen. Mit Folgen für die Bevölkerung in OWL, wie das Beispiel des Kreises Minden-Lübbecke zeigt. Die Schließung des Krankenhauses Rahden zum Jahreswechsel sowie die angekündigte Schließung des Krankenhauses St. Raphael Ostercappeln im niedersächsischen Landkreis Osnabrück im August dieses Jahres werden die Fahrzeiten für die Bürger im Norden des Kreises Minden-Lübbecke weiter verlängern. Die Schließung des Standorts Rahden ist jedoch keine Folge der Krankenhausreform, sondern eine Entscheidung des Trägers. Nach Angaben Laumanns ist es im Norden von OWL am schwierigsten, das Ziel, dass 90 Prozent der Bevölkerung ein Krankenhaus in 20 Autominuten erreichen, einzuhalten. &bdquo;Wir kennen die Probleme der Bevölkerung im Altkreis Lübbecke“, sagt Laumann. &bdquo;Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass die Mühlenkreiskliniken als Träger die richtige Entscheidung mit der Schließung des Standorts Rahden getroffen haben, weil das Krankenhaus schon lange nicht mehr viele Patienten hatte. Die Bürger haben darüber abgestimmt.“ Zudem verweist Laumann auf den geplanten Neubau eines Krankenhauses im Lübbecker Land in Espelkamp als Ersatz für die Standorte Rahden und Lübbecke. &bdquo;Wir werden den Neubau mit dem höchsten Zuschuss fördern, der jemals gezahlt wurde. Im Raum stehen bis zu 180 Millionen Euro.“ Opposition fordert Korrekturen von Gesundheitsminister Laumann In anderen Teilen von OWL hat Laumann hingegen dafür gesorgt, dass sich die Fahrzeiten für die Bevölkerung nicht weiter verlängern. &bdquo;Wir haben Klinikträgern auch die Schließung von Standorten untersagt, um weiterhin eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. Deshalb bleibt auch der Standort Lemgo des Klinikums Lippe erhalten.“ Die SPD-Fraktion im Landtag NRW sieht in den langen Fahrzeiten ein Abhängen der Landbevölkerung. &bdquo;Da hilft kein Schönreden mehr. Im ländlichen Raum ist der Krankenhausplan in Teilen gescheitert“, moniert Thorsten Klute (SPD) aus Versmold. Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion fordert ein schnelles Nachbessern. &bdquo;Der Zugang zu guter Gesundheitsversorgung muss für alle Menschen im Land gelten.“ Der Vorwurf, dass die Klinikreform die Fahrzeiten für Teile der Bevölkerung verlängert hat, stimmt nach Angaben des Gesundheitsministeriums jedoch nur in Ausnahmefällen, da es im Zuge der Reform nur sehr wenige Änderungen in der Grundversorgung gab. Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten in 30 Minuten versorgt Klute sieht zudem Nachbesserungsbedarf in der Erreichbarkeit von Krankenhäusern mit Herzkatheter-Labor und Stroke-Unit zur Behandlung von Patienten mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Die Auswertung des Gesundheitsministeriums zeigt, dass nicht überall die Zielvorgaben von 30 Autominuten eingehalten werden können. Davon betroffen sind Teile der Bevölkerung in folgenden Kreisen: Herzkatheter-Labor: Hochsauerlandkreis und Märkischer Kreis Stroke Unit: Kreise Borken, Coesfeld, Olpe, Steinfurt und Siegen-Wittgenstein Lange Fahrzeiten für werdende Mütter im Süden und Norden von OWL Lücken sieht die SPD auch in der Versorgung werdender Mütter. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erreichen jedoch fast 100 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 40 Minuten eine Geburtsklinik. Lediglich in folgenden Kreisen gilt das nur für 90 Prozent der Bevölkerung: Ennepe-Ruhr-Kreis, Hochsauerlandkreis, Rhein-Sieg-Kreis, Märkischer Kreis sowie die Kreise Euskirchen, Olpe und Siegen-Wittgenstein und in OWL die Kreise Höxter, Lippe und Minden-Lübbecke. Im Zuge der Klinikreform wurde in NRW jedoch keine Geburtsstation geschlossen. Die längeren Fahrzeiten sind eine Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage von Krankenhäusern, die Geburtshilfe anbieten. Nach Angaben von Klinikgeschäftsführern schließen immer mehr Kreißsäle, obwohl die Zahl der Geburten steigt, weil die vorgesehenen Fallpauschalen nicht reichen, um die Kosten zu decken.

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