Streit bei den Mühlenkreiskliniken: Pflegedirektorin nicht mehr im Amt

Minden. Die Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke müssen sparen. Der kreiseigene Klinikkonzern steckt tief in den roten Zahlen und erwartet für dieses Jahr ein Defizit von 17,4 Millionen Euro. Im Zuge ihres Sanierungsprozesses planen die Mühlenkreiskliniken auch die Reduzierung ihres Führungspersonals von 14 auf 9 Personen. Gestrichen werden sollen die fünf Posten in der Pflege und der Betriebsleitung. Ein Prozess, der für Ärger sorgt, denn bislang wurde nur der Posten von Konzern-Pflegedirektorin Annegret Hesemann gestrichen. Hintergrund der Verschlankung der Führungsstruktur der Mühlenkreiskliniken (MKK) ist eine Empfehlung des Verwaltungsrates infolge des hohen Defizits, die der Kreistag mit einer Satzungsänderung im März 2024 möglich gemacht hat. Der Klinikkonzern besteht aus den Standorten Johannes Wesling Klinikum Minden sowie den Krankenhäusern Bad Oeynhausen und Lübbecke, der Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen und dem medizinischen Zentrum für seelische Gesundheit in Lübbecke. Die Krankenhäuser in Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke sollen künftig durch eine gemeinsame Betriebsleitung geführt werden. Aktuell haben die drei Standorte noch eine eigenständige Betriebsleitung, die jeweils aus einem geschäftsführenden Direktor, einem ärztlichen Direktor und einem Pflegedirektor besteht. Die Betriebsleitungen der Auguste-Viktoria-Klinik sowie des medizinischen Zentrums für seelische Gesundheit sollen nach Angaben von MKK-Sprecher Christian Busse &bdquo;vorerst unverändert“ bleiben. Posten der Konzern-Pflegedirektorin fällt nach nur zwei Jahren weg In der neuen Führungsstruktur der MKK ist die Position der Konzern-Pflegedirektion, die den Pflegedirektoren der einzelnen Standorte überstellt ist, nach Angaben Busses nicht mehr vorgesehen. Damit wird die Stelle, die erst 2022 geschaffen wurde, nach nur zwei Jahren wieder gestrichen. Gründe dafür nennen die MKK nicht. Busse verweist lediglich darauf, dass der Konzern mit der Reduzierung des Führungspersonals auf eine verbesserte Koordination, eine erhöhte Transparenz sowie schnellere Priorisierungen in einer schlankeren Stab-Linien-Organisation abzielen. Auch die bisherige Konzern-Pflegedirektorin Annegret Hesemann äußert sich nicht. Sicher ist, dass die Streichung des Postens dazu geführt hat, dass Hesemann seit Herbst 2024 nicht mehr für die MKK tätig ist und auch nicht die gemeinsame Pflegedirektion für die Standorte Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke übernimmt. Für diesen Posten wurde im Herbst 2024 der bisherige Pflegedirektor des Standorts Minden, Bernd Mühlenbruch, ausgewählt, der Hesemann bislang unterstellt war. Mühlenbruch wird nach Angaben Busses die neue Führungsposition der somatischen Pflegedirektion übernehmen. &bdquo;Bislang gab es diese Position nicht, weshalb sie intern ausgeschrieben wurde.“ Nach Informationen dieser Zeitung führte ein Streit zwischen Hesemann und dem Vorstand zum Bruch. Pflegekräfte befürchten Schwächung ihrer Berufsgruppe Pflegekräfte der MKK befürchten durch den Streit und die Streichung der Konzern-Pflegedirektion eine Schwächung ihrer Berufsgruppe. &bdquo;Die Stelle wurde 2022 geschaffen, vor allem, um Pflegekräfte zu halten und um Nachwuchs zu gewinnen, den wir so dringend brauchen. Zwei Jahre später wird der Posten wieder gestrichen und niemand weiß, wer diese Mammutaufgaben künftig übernehmen wird“, moniert eine Stationsleiterin, die aus Angst vor Repressalien anonym bleiben möchte. &bdquo;Was ist das für ein Zeichen an die Pflege, wenn sich der Vorstand nicht einigen kann? Animositäten sollten bei Personalentscheidungen keine Rolle spielen. Es geht schließlich um die Zukunft der MKK.“ Verärgert sind Pflegekräfte auch darüber, dass im Zuge der Sanierung zuerst und am stärksten das Führungspersonal in der Pflege reduziert wird, denn von den fünf Posten, die gestrichen werden, betreffen drei die Pflege. &bdquo;Richtig ist, dass in einem Sanierungsprozess auch die Führungsetage in den Blick genommen wird. Falsch ist aber, wenn die Pflege überproportional betroffen ist“, erklärt eine Pflegekraft, die ebenfalls anonym bleiben möchte. &bdquo;Wir Pflegekräfte sind die mit Abstand größte Berufsgruppe der MKK, haben aber deutlich weniger Führungskräfte als Ärzte. Das passt nicht“, ergänzt die Stationsleiterin. In der Pflege werden drei Führungsposten gestrichen Neben dem Posten der Konzern-Pflegedirektion fallen auch zwei von drei Pflegedirektionen der Standorte Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke weg. Konkret davon betroffen sind die Pflegedirektorinnen Urte Abbate in Lübbecke und Irene Töws in Bad Oeynhausen, deren Zukunft ungewiss ist, da Bernd Mühlenbruch künftig nicht mehr nur Pflegedirektor für den Standort Minden, sondern auch für Bad Oeynhausen und Lübbecke sein wird. Nach Angaben Busses sind Abbate und Töws noch als Pflegedirektorinnen tätig, weil der Beschluss des Verwaltungsrates zur neuen Führungsstruktur in der Pflege noch nicht umgesetzt wurde. Aktuell erarbeite Mühlenbruch in einer Projektgruppe, zu der auch Töws und Abbate gehören, die künftige Leitungsstruktur unterhalb der Pflegedirektion, ergänzt Busse. &bdquo;Die neue Führungsorganisation wird Schritt für Schritt erarbeitet. Der Weg dahin wird in Projektgruppen erarbeitet. Die Pflege ist auf diesem Weg bisher am weitesten.“ Stand jetzt, gehen die MKK nach Angaben Busses davon aus, &bdquo;dass Irene Töws und Urte Abbate ihre wertvollen Erfahrungen und ihr Wissen auch innerhalb der neuen Führungsstruktur einbringen werden“. Ein geschäftsführender Direktor muss seinen Posten räumen Unklar ist auch, wer künftig geschäftsführender Direktor der Standorte Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke wird. Aktuell ist Ansgar Hörtemöller geschäftsführender Direktor des Krankenhauses Lübbecke und Olaf Klok geschäftsführender Direktor des Johannes Wesling Klinikums sowie kommissarischer geschäftsführender Direktor des Krankenhauses Bad Oeynhausen. Nach Angaben Busses pausiert das Besetzungsverfahren aktuell, weil vor einer Stellenausschreibung zunächst mehr Klarheit über die neue Führungsstruktur der MKK herrschen muss. Der MKK-Personalratsvorsitzende Klaus Habbe bestätigt, dass die geplanten Änderungen in der Führungsstruktur noch nicht umgesetzt wurden. &bdquo;Bislang hat nur die ehemalige Konzern-Pflegedirektorin Annegret Hesemann das Haus verlassen. Alle anderen Mitarbeiter, dessen Stellen künftig nicht mehr vorgesehen sind, arbeiten weiter für die MKK.“ Betriebsbedingte Kündigungen sind nach Angaben Habbes nicht vorgesehen. &bdquo;Davon war nie die Rede und sie wären auch nicht so einfach umsetzbar.“ Ärztliches Führungspersonal wird nicht reduziert Fest steht hingegen bereits seit März 2024, dass es auf der Ebene der ärztlichen Direktoren keine Streichungen geben wird. An den Standorten Bad Oeynhausen und Lübbecke gibt es jeweils einen ärztlichen Direktor und einen Stellvertreter und am Standort Minden einen ärztlichen Direktor und zwei Stellvertreter. Die Ämter werden nach Angaben Busses nebenamtlich ausgeführt. &bdquo;Die Ernennung zum ärztlichen Direktor begründet keine Gehaltserhöhung. Das Nebenamt wird ehrenamtlich ausgeführt.“ Zudem umfasse die Restrukturierung alle Bereiche des Konzerns und damit auch die Ärzteschaft, sagt Busse. Der Umbau der Führungsstruktur sei jedoch kein Sparprogramm. Die Führungsorganisation der Ärzteschaft ist nach Angaben Busses anders aufgebaut als in der Pflege. &bdquo;Es ist in Deutschland Tradition, dass die Ärzteschaft sich in einem definierten Rahmen weitgehend selbst verwaltet. Bei den MKK ist es bislang üblich, dass der ärztliche Direktor aus den Reihen der Klinikdirektoren gewählt und vom Vorstand ernannt wird.“ Eine Ausnahme gebe es seit Kurzem am Krankenhaus Bad Oeynhausen mit dem ersten hauptamtlichen ärztlichen Direktor, erklärt Busse. &bdquo;Dies geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Klinikdirektoren. Die MKK wären bereit, dies auch an anderen Standorten zu prüfen. Die Initiative dafür muss jedoch aus der Ärzteschaft kommen.“ Ein Umstand, den viele Mitarbeiter in der Pflege nicht nachvollziehen können. &bdquo;Es muss im gesamten Konzern gespart werden, dann sollte das auch alle Berufsgruppen gleichermaßen betreffen. Es gibt mit Sicherheit auch im ärztlichen Führungspersonal Einsparpotenzial“, sagt die Stationsleiterin.

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