Ex-Bandidos sind übergelaufen: Hells Angels in NRW gründen neue Charter

Bielefeld. In die Rocker-Szene in NRW kommt offenbar weiter Bewegung: Nachdem mehrere Mitglieder den Bandidos MC verlassen haben sollen, um zu den konkurrierenden Hells Angels zu wechseln, gründen sich nun wohl erste Ortsgruppen. Recherchen dieser Redaktion zufolge gibt es Anzeichen dafür in mehreren Teilen von NRW. Es geht dabei, wie berichtet, um eine dreistellige Zahl an Mitgliedern, die die Bandidos verlassen haben. Viele von ihnen soll es zu den Hells Angels ziehen. In der Größenordnung handelt es sich um ein absolutes Novum in der Rocker-Szene, wenngleich es immer wieder Wechsel zwischen einzelnen Clubs gegeben hat. Beiträge in sozialen Medien legten schon früh nahe, dass eine treibende Kraft hinter dem Wechsel das ehemalige Bandidos-Chapter &bdquo;Metropol“ in Dortmund sein könnte. Darauf deuteten auch Aussagen des ehemaligen Präsidenten der Gruppe hin. Fotos und Videos zeigten im September etwa 150 Männer aus dem Rocker-Milieu in einem Hochzeitssaal in Duisburg, die sich zu den Hells Angels bekannten. Darunter hochrangige Höllenengel aus NRW neben Dortmunder Ex-Bandidos. Neue Gruppen vor allem im Ruhrgebiet In sozialen Medien gab es zudem vor einigen Wochen Hinweise auf ein neues Charter der Hells Angels in Dortmund, das &bdquo;Dortmund City“ heißen soll. Nun erfuhr diese Redaktion: Es sollen auch weitere Ortsgruppen der &bdquo;Rot-Weißen“ in Hamm und Remscheid entstanden sein. Entsprechende Hinweise liegen dieser Redaktion vor. Auch für einen neuen Ableger in Wuppertal gibt es Indizien. Weiterhin unklar ist, wie viele Rocker tatsächlich von den Bandidos in NRW zu den Höllenengeln übergelaufen sind. Während ehemalige Bandidos eine niedrige bis mittlere dreistellige Zahl andeuten, scheint die offizielle Zahl neuer Hells Angels bisher niedriger. Offizielle Informationen gibt es jedoch nicht. In einem Verzeichnis sämtlicher Ortsgruppen der Hells Angels tauchen die mutmaßlich neuen Charter noch nicht auf. Bisher haben die Hells Angels laut eigenen Angaben 14 Gruppen im Bundesland, darunter eine in Bielefeld mit dem Namen &bdquo;Hellfield“. Andere Bandidos halten trotz Verbot die Treue Auch dem Landeskriminalamt (LKA) liegen Erkenntnisse vor, wonach ehemalige Bandidos zu den Hells Angels gewechselt sein könnten. &bdquo;Die Vorgänge beziehen auch Führungspersonen des Bandidos MC mit ein“, sagt eine Sprecherin. Die Sicherheitsbehörden beobachten die Entwicklungen genau. Sie interessieren sich womöglich auch dafür, dass Ex-Mitglieder des polizeilich relevanten Brother MC aus NRW ebenfalls einen Wechsel vollzogen haben sollen – nämlich zu den Bandidos. Andere Bandidos-Gruppen aus NRW halten dem Club unterdessen die Treue, dazu zählen etwa die Chapter in Paderborn oder Münster. Und das trotz Verbot: Immerhin wurde 2021 die Dachorganisation &bdquo;Bandidos Federation West Central“ mit Chaptern in NRW sowie umliegenden Bundesländern verboten. Teilweise sollen nach dem Verbot Mitglieder der NRW-Bandidos in ausländischen Chaptern untergekommen sein, zum Beispiel in Spanien. Auch neue Entwicklungen in anderen Clubs Das LKA rechnet der Rocker-Szene in NRW mehrere Hundert Mitglieder zu. Am stärksten vertreten sind die Freeway Riders mit zwei Ablegern in OWL (beide im Kreis Lippe). Zuletzt deutete sich aber auch in dem Club eine besondere Entwicklung an: Innerhalb der Rocker-Gruppe gibt es offenbar zwei Lager. Ob diese durch Streit oder andere Begebenheiten entstanden sind, ist unklar. Beide Seiten scheinen getrennt voneinander zu agieren – ein Lager hat sogar die Clubabzeichen, die die Kutten der Mitglieder zieren, leicht abgeändert. Beim LKA, so hieß es, beobachte man auch diese Entwicklung genau.

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