Wie sich Polizisten in NRW gegen Messerangriffe schützen

Bielefeld. &bdquo;Messer sind wahrscheinlich gefährlicher als alle anderen Waffen“, sagt Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Sie sind in an jeder Ecke zu bekommen, und zwar in jeglicher Ausführung. Und immer mehr Menschen tragen offenbar die tödlichen Waffen bei sich. Die Polizei in NRW ergreift Schutzmaßnahmen – Rettinghaus will jedoch mehr. Als eine Schutzmaßnahme tragen Polizisten in NRW unterschiedliche Uniformteile. Etwa die ballistische Schutzweste, die neben Kugeln aus Schusswaffen auch vor Messerstichen schützt. Weitere Einzelheiten nennt ein Sprecher des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW (LZPD) nicht – damit die Polizisten auch weiterhin geschützt sind. Er berichtet aber von Schulungen im Bereich Eigensicherung. &bdquo;Hierbei geht es auch darum, wie man sich Personen annähert, wie man Ihnen gegenübersteht und welche Abstände man einhalten sollte.“ Rettinghaus mahnt jedoch: &bdquo;Absolute Sicherheit wird es nie geben.“ Zuletzt hatte das Attentat von Mannheim gezeigt, wie tödlich ein Messerangriff enden kann und dass auch Polizisten nicht vollständig geschützt sind: Bei einem Angriff auf einen Islamkritiker stach ein mutmaßlicher Islamist auf mehrere Menschen ein. Unter anderem auch auf einen Polizisten, den der Mann in den Hals traf, wie Videos der Tat zeigen. Der Beamte wurde schwer verletzt und starb wenig später. Keine schützenden Schals in NRW – noch nicht Im Saarland wurden nun sogenannte Schnittschutzschals angeschafft. Dieser Halsschutz, ähnlich wie ein Schlauchschal, soll durch die materielle Beschaffenheit vor Stichen oder Schnitten schützen. Auch in Bremen und Niedersachsen beschäftigen sich die Behörden mit der Anschaffung. In NRW wird diese Schutzausrüstung nicht eingesetzt, eine Beschaffung ist laut LZPD aktuell nicht geplant. Aus gut informierten Kreisen heißt es, man beobachte die Situation jedoch genau und habe keine abschließende Entscheidung zu der Schutzausrüstung getroffen. &bdquo;Natürlich wäre es nicht schlecht, solche Schals auch in NRW anzuschaffen. Geht es um Sicherheitsmaßnahmen für Polizisten, kann es nicht genug geben“, sagt Rettinghaus. &bdquo;Letztendlich ist der tatsächliche Schutz aber von jedem Polizisten selbst abhängig.“ Immerhin sei es den Polizisten selbst überlassen, ob sie diese Schals tragen oder nicht. &bdquo;Im Sommer wird sicher nicht jeder Kollege den Schutz während der gesamten Schicht tragen“, sagt Rettinghaus. Ein großes Problem: &bdquo;Situationen, in denen Messer gegen uns Polizisten gerichtet werden, ergeben sich in der Regel urplötzlich. Den Schal dann erst anzulegen kommt also auch nicht infrage.“ .responsive23-BqEoiXCqtLR3RDZw-bar-vertical-delikte-mit-messern-in-nrw { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-BqEoiXCqtLR3RDZw-bar-vertical-delikte-mit-messern-in-nrw { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-BqEoiXCqtLR3RDZw-bar-vertical-delikte-mit-messern-in-nrw { padding-top: 142.86%; } } Fortbildungen für Polizisten in NRW Generell warnt Rettinghaus: &bdquo;Setzt jemand ein Messer gegen Polizisten oder Passanten ein, um sie gezielt zu töten, dann sucht er sich Körperstellen aus, an denen ein Stich potenziell tödlich ist.“ Der Polizeigewerkschafter sieht daher in einer ganz anderen Sicherheitsmaßnahme Potenzial nach oben: &bdquo;Wir brauchen in NRW mehr Fortbildungen.“ In NRW wurden 2022 insgesamt 34 Straftaten gegen Polizisten erfasst, bei denen ein Messer eingesetzt wurde. In elf Fällen kam es zu einer (gefährlichen) Körperverletzung, in 15 Fällen zu einer Bedrohung. Im Jahr 2023 waren es derweil laut vorläufigen Zahlen mehr als 60 Straftaten, bei denen ein Messer gegen Polizisten eingesetzt wurde. Rettinghaus plädiert vor allem für mehr Schulungen im Bereich der Eingriffstechniken. Dabei gehe es darum, Angriffe abzuwehren, Einsatztaktiken zu entwickeln oder das Handeln in besonderen Situationen. &bdquo;Zudem sollte es für die Polizisten im Land mehr Schießtrainings geben.“ Polizei setzt tausendfach Schusswaffen ein – aber kaum gegen Menschen Oft sei die Schusswaffe das einzige Mittel für die Polizei, einen Messerangreifer abzuwehren. &bdquo;In solchen Situationen geht es ganz schnell, mehrere Meter werden in einer Sekunde zurückgelegt. Da hilft auch leider kein Taser“, sagt Rettinghaus. Die sogenannten Elektroschock-Pistolen sind bisher nur in einigen Kreisen in NRW im Einsatz. Grund sind Unstimmigkeiten in der Landesregierung über die Anschaffung – die Kritik an den Tasern geht von den Grünen aus. &bdquo;Taser sind für uns ein wichtiges Hilfsmittel, aber nur in statischen Situationen“, erklärt Rettinghaus. Die Polizei in NRW hat seit 2022 mehr als 5.500 Mal von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Allerdings in den allermeisten Fällen gegen Wildtiere, etwa um ein schwerverletztes Tier nach einem Wildunfall zu erlösen. In 38 Fällen schossen Polizisten laut NRW-Innenministerium auf Personen. Zehn Personen wurden dabei getötet, 28 verletzt.

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