Zwischen Himmel und Halde: Hoch hinaus auf das Bottroper Tetraeder

Bottrop. 204 Treppenstufen sind zu erklimmen, um bis an die Spitze des Tetraeders in Bottrop zu kommen. Bei der dritten und letzten Plattform angekommen, dauert es einen Moment, bis sich die Lungen wieder mit ausreichend Sauerstoff füllen und die atemberaubende Aussicht uneingeschränkt genossen werden kann. Schon auf der ersten Plattform fangen die Knie an zu wackeln – und das bei einer Höhe von nur 18 Metern. Die zweite Ebene ist mit 32 Metern Höhe eine noch größere Herausforderung und wird mit nur sechs Metern mehr Höhe von der dritten getoppt. Denn die letzte Plattform ist um acht Grad schief. &bdquo;Das ist aber kein architektonischer Fehler, das ist schon gewollt so“, sagt Heiko Gieselmann, Projektleiter für Freizeit und Tourismus der Stadt Bottrop. Trotz der wackeligen Knie, die durch die schiefe Fläche nicht weniger unsicher werden, bietet die 38 Meter hohe Aussichtsplattform eine beeindruckende Sicht über das Ruhrgebiet. &bdquo;Bis nach Düsseldorf können wir vom Tetraeder aus schauen“, sagt Gieselmann. Ein Körper mit vier dreieckigen Seitenflächen Wer damals im Mathematik-Unterricht nicht ganz so gut aufgepasst hat und sich jetzt fragt, was ein Tetraeder nochmal ist, hier eine kurze Erklärung: Ein Tetraeder ist ein Körper mit vier dreieckigen Seitenflächen – ein dreidimensionales Simplex. Bei einem Tetraeder sind alle Kanten gleich lang, es stoßen in jedem Eckpunkt drei Kanten beziehungsweise Flächen aufeinander. Aber warum steht so etwas auf einem Hügel mitten in Bottrop? Um das zu erklären, muss Heiko Gieselmann etwas in die Vergangenheit zurückgehen. &bdquo;Direkt in der Stadt Bottrop war die Zeche Prosper in Betrieb“, erklärt er. &bdquo;Es wurde Steinkohle gefördert. Was bei der Förderung als nicht nutzbares Material übrig blieb, lagerte man von 1969 bis 1993 auf den damaligen Wiesen und Äckern ab.“ So entstand auf einer 33 Hektar großen Fläche die Halde an der Beckstraße, auf der heute das Tetraeder steht. Damit sich ein attraktives Naherholungsgebiet in der Stadt entwickelt, wurde auf dem Gipfel eine Attraktion geplant. &bdquo;Schließlich ist der Gipfel der Halde mit 114 Meter Höhe einer der höchsten Aussichtspunkte im Ruhrgebiet“, ergänzt Katja Herbst, private Stadtführerin. Der Architekt und Stadtplaner Wolfgang Christ entwarf die außergewöhnliche Pyramide in Zusammenarbeit mit dem Techniker Klaus Bollinger. &bdquo;Die Stadt Bottrop hat damit Geschichte geschrieben“, betont Herbst. Der Termin der offiziellen Eröffnung wurde extra auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt. Seit dem 3. Oktober 1995 gibt es diese Sehenswürdigkeit der Stadt. Hinauf auf die Halde und das Tetraeder kommt man nur zu Fuß oder mit dem Rad. Autos haben keine Möglichkeit, hinaufzufahren. Es gibt zwei Parkplätze am Rande der Halde, einen an der Beckstraße und einen an der Prosperstraße. Von dort aus sind es, je nach Schnelligkeit, 20 Minuten bis zum Tetraeder. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es gleich mehrere. &bdquo;Am beliebtesten ist die Diretissima-Treppe“, sagt Herbst. Viele Wege führen auf das Tetraeder Zu den 204 Stufen vom Tetraeder kommen dann noch einmal 387 Stufen dazu. Ein gutes Training für die Beinmuskulatur. Alternativ führt eine gepflasterte Straße um den Hügel herum, die zum Beispiel zum Fahrradfahren sehr geeignet ist. Von dieser aus führen mehrere kleine Fußwege zum Tetraeder. Eine der beliebten Aufstiegswanderungen startet an der Beckstraße, das ist der schnellere Weg. Die andere Variante startet von der Prosperstraße aus. Das Beinmuskeltraining hat eine ADFC-Fahrradgruppe aus OWL schon hinter sich. &bdquo;Wir sind mit dem Fahrrad aus Herford am Rhein-Herne-Kanal entlang bis zum Tetraeder gefahren“, erzählt Michael Brücher. Die Aussicht reicht der Gruppe auch von der Halde aus. &bdquo;Für unsere Beine machen wir heute schon genug“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Es ist nicht selten, dass Besucherinnen und Besucher von weit her anreisen, um sich das spektakuläre Kunstwerk in Bottrop anzuschauen. &bdquo;Der Stadtwald führt von hier bis nach Münster“, erklärt Herbst. Das nutzen viele aus, um die Strecke mit dem Fahrrad herzukommen. Dann empfiehlt es sich aber, den gepflasterten Weg auf die Halde zu nehmen, nicht die Diretissima-Treppe. Das Wichtigste für einen Besuch 🏠 Adresse: Beckstraße 57a, 46238 Bottrop ? Öffnungszeiten: Das Tetraeder ist rund um die Uhr frei zugänglich. Bei Frost kann der Zugang jedoch aus Sicherheitsgründen eingeschränkt sein. 💰 Eintritt: Der Zugang zum Tetraeder ist kostenlos. 🚗 Parkmöglichkeiten: Parkplatz direkt am Fuße der Halde: Bietet einen etwa 20-minütigen Aufstieg zum Tetraeder. Parkplatz bei der ehemaligen Zeche Prosper: Ebenfalls mit einem etwa 20-minütigen Fußweg zum Gipfelplateau. ?? Besonderheiten: Architektur: Die Stahlkonstruktion besteht aus 210 Tonnen Stahl und Rohren mit einer Gesamtlänge von 1,5 Kilometern. Aussichtsplattformen: Drei Plattformen in unterschiedlichen Höhen bieten beeindruckende Ausblicke. Beleuchtung: Nachts wird der Tetraeder durch die Lichtskulptur &bdquo;Fraktal“ des Düsseldorfer Künstlers Jürgen LIT Fischer beleuchtet. 💻 Weitere Informationen sind auf der Website Tetraeder-Bottrop zu finden.

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