Mit vielen Fotos: So sieht es in einer besonderen Bielefelder Villa aus

Bielefeld. Die prunkvolle Villa am Anfang der Dornberger Straße ist vielen in der Stadt bekannt und zieht die Blicke auf sich. Während schräg gegenüber gerade ein über 100 Jahre altes, einst imposantes Haus abgerissen wird, wird der denkmalgeschützte Bau im Stil der Neo-Renaissance vom Enkelsohn der einstigen langjährigen Eigentümerin, Auguste Brünger, gehegt und gepflegt - und fortlaufend weiter renoviert. &bdquo;Ich kann mich noch gut erinnern, wir waren als Kinder hier ganz regelmäßig bei unseren Großeltern“, berichtet Frank Zeidler, der die Villa zusammen mit seiner Schwester von seiner Mutter geerbt hat. Wer die herrschaftlichen Räume mit etwa 4,50 Meter hohen Decken betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Vieles sieht noch aus wie vor über 100 Jahren, als das &bdquo;Haus Hengstenberg“, wie es in den ersten Entwurfsskizzen genannt wird, für Hugo Hengstenberg erbaut wurde. Als Miteigentümer der Bielefelder Anker-Werke &bdquo;schuf er ein Heim für seine fünfköpfige Familie, das sowohl durch seine Präsenz als auch durch große Liebe zum Detail von zeitlosem Wert ist“. So lautet jetzt die Kurzbeschreibung in der Broschüre der Stadt zum Tag des offenen Denkmals am 14. September. Von 9 bis 14 Uhr öffnet Zeidler die Türen der Villa für Besucher und lädt ein, die repräsentativen Räume im 180 Quadratmeter großen Erdgeschoss zu besichtigen und in die wechselvolle Geschichte des Hauses sowie seiner Erbauer-Familie einzutauchen. Nach dem Krieg wohnten Flüchtlinge in der Bielefelder Villa Zeidlers Großvater, Oberstudienrat Heinrich Johann Brünger, kaufte die Villa 1939. &bdquo;Die verwitwete Tochter der Hengstenbergs konnte aus wirtschaftlichen Gründen das Haus nicht länger halten“, berichtet Zeidler, der 1984 in Bielefeld am Bavink-Gymnasium, dem heutigen Gymnasium am Waldhof, Abitur gemacht hat und aktuell mit seiner Frau Sonja in Hamburg lebt. Die Bielefelder Villa ist vermietet, wird aber parallel nach und nach vom Eigentümer weiter liebevoll und detailgetreu restauriert. Im Zweiten Weltkrieg sei das Nachbarhaus von einer Bombe getroffen worden. Und auch die Villa Hengstenberg wurde dabei zum Teil zerstört, unter anderem auch einige der bunten Glasscheiben im Eingangsbereich und im Wintergarten. Den haben Sonja und Frank Zeidler gerade originalgetreu von einer Hamburger Glaserin restaurieren lassen. Lesen Sie auch: Neues Modell für bezahlbares Wohnen in Steinhagen geht an den Start &bdquo;Nach dem Krieg waren hier dann erst noch Flüchtlinge untergebracht“, berichtet Frank Zeidler. Kupfer, Blitzableiter, Bleiverglasungen, das &bdquo;Krönchen“ vom Dach: Alle wertvollen Metalle seien damals entfernt und &bdquo;versilbert“ worden. 1950 zogen dann die Großeltern wieder ein &bdquo;und stellten nach und nach, in mühevoller Kleinarbeit, den Originalzustand weitestgehend wieder her“. Die Großmutter lebte über 50 Jahre lang, bis zu ihrem Tod, im Haus. Bielefelder Villa mit Einrichtung von 1896 Die Villa ist heute nicht nur von außen schön anzusehen. Das Innere des Hauses zeugt von alter Handwerkskunst. Einiges, wie der Stuck an den hohen Decken, die schweren Zimmertüren aus Eichenholz, das Fischgrät-Parkett, der gerade frisch aufgearbeitete, italienische Terrazzo-Boden in der Eingangshalle und die mit Holzschnitzereien verzierten Schiebetüren zwischen Esszimmer, Salon und Arbeitszimmer, ist noch unverändert erhalten aus dem Ursprungsbaujahr 1896. Fast alle Möbelstücke stammen noch aus der Zeit der Großmutter. Seinerzeit sei das Haus auf dem technisch modernsten Stand erbaut worden, ergänzt Zeidler. Die Zentralheizung sei eine der ersten überhaupt in Bielefeld gewesen. &bdquo;Anfangs wurde noch mit Kohle, dann mit Öl und jetzt mit Gas geheizt.“ Die Villa jetzt auch energetisch zukunftsfit zu machen, sei die große Herausforderung, sagen Zeidlers, die beide als Informatiker arbeiten. &bdquo;Aber wir überlegen jetzt tatsächlich, wieder hier nach Bielefeld in die Villa zu ziehen“, berichtet das Paar. Die Unterhaltung der Villa sei schon sehr kostenintensiv und über Mieteinnahmen nicht refinanzierbar. Die Villa sei &bdquo;eine Lebensaufgabe und Liebhaberei“. Aber eben auch mit viel Familiengeschichte und Erinnerungen verbunden. &bdquo;Für das Grab der Familie Hengstenberg auf dem Johannisfriedhof haben wir die Patenschaft übernommen“, berichtet Frank Zeidler. Lob für Bielefelder Amt: Fördermittel für weitere Restaurierungen Seit 1988 steht das Haus aufgrund seiner stil-, architekturgeschichtlichen und städtebaulichen Merkmale unter Denkmalschutz. Die Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Amt für Denkmalschutz könnten sie da nur loben. Aktuell muss das Dach an einer Seite aufgrund von Schäden saniert werden. Auch da habe die Behörde bestens unterstützt und sich auch um Fördermittel für weitere Restaurierungen gekümmert.

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