Geschäftsführerin und Mutter im Kreis Gütersloh: So meistert sie den Alltag

Gütersloh. Wenn Nika mit im Betrieb ihrer Mutter ist, spielt sie am liebsten Büro. &bdquo;Sie sitzt dann am Schreibtisch und malt“, erzählt Svena Schlechte lächelnd. Schon als Baby hat sie ihre Tochter mit zur Arbeit genommen. &bdquo;Am Anfang habe ich sie mir in einem Tuch um den Bauch gebunden“, erinnert sie sich. Die Gütersloherin Svena Schlechte ist Geschäftsführerin der Ferdinand Köhler GmbH in Rheda-Wiedenbrück, einem Zulieferbetrieb für die Möbelindustrie. Das Unternehmen hat ihr Großvater gegründet. &bdquo;Angefangen ist er 1983 mit einer Anlage und einem Mitarbeiter in einer Garage in Gütersloh“, erzählt seine Enkelin, die 1991 geboren ist. &bdquo;Schon zu Schulzeiten haben ich angefangen, hier zu arbeiten“, erinnert sich die junge Frau, die ihr Abitur am Gütersloher Wirtschaftsgymnasium gemacht hat. Nach dem Abitur sei sie dann Vollzeit im heimischen Betrieb, der Kanten und Folien für die Holz- und Möbelindustrie herstellt, und auch damit handelt, eingestiegen. &bdquo;Mein Opa war damals schon über 70“, erinnert sich Svena Schlechte. Zwei Monate nach der Geburt ist sie wieder am Arbeitsplatz &bdquo;Als er keinen Nachfolger hatte - meine Mutter ist Zahnärztin, mein Vater gelernter Tischler - hatte er damals überlegt, zu verkaufen“, erinnert sie sich. 2014 stieg die junge Frau in die Geschäftsführung ein, 2016 übertrug Ferdinand Schlechte die Gesellschaft seiner Enkeltochter. Vor fünf Jahren starb er. &bdquo;Er starb und ich war schwanger mit Nika“, erinnert sich Svena Schlechte. &bdquo;Einer geht, einer kommt, hat meine Oma damals gesagt.“ Es war eine unkomplizierte Schwangerschaft. &bdquo;Ich habe bis zum letzten Tag gearbeitet, bis freitags. Sonntags bin ich ins Krankenhaus und am Montag, 2. November 2020, war Nika dann da“, erzählt sie lächelnd. Und am 4. Januar seien Mutter und Tochter dann gemeinsam wieder am Sitz des kleinen Unternehmens an der Nickelstraße erschienen. &bdquo;Sie war ein Traumkind. Sie hat nachts super geschlafen“, schwärmt Svena Schlechte. Das erste halbe Jahr hätte super geklappt. &bdquo;Danach wurde es etwas schwieriger. Aber ich hatte sie immer neben mir in einem hochgestellten Laufstall“, erzählt sie. Aber ihr Kollege &bdquo;Herr Potthoff“, mit dem sie sich damals das Büro teilte, habe ihre Tochter auch ab und zu beschäftigt. Für diese Entscheidung wurde sie oft kritisiert Mit zehn Monaten hatte Nika dann einen Platz in der Kita Kopernikus der von Laer-Stiftung. &bdquo;Ich konnte mit der Firma als Betriebspartner quasi einen Betriebskindergarten-Platz bekommen“, erzählt die junge Mutter. Eine Lösung im Kleinen, so wie es große Unternehmen mit &bdquo;Goldbeckchen“, der Betriebskita von Goldbeckbau oder wie der Kita &bdquo;Möllernest“, die Betriebskita der MöllerGroup GmbH und benachbarter Unternehmen auch machen. &bdquo;Sollte einer meiner Mitarbeiter einen Kita-Platz benötigen, würde ich mich auch noch um einen weiteren Platz bemühen“, setzt sich Svena Schlechte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Drei Mitarbeiter sind außer ihr in Wiedenbrück beschäftigt. Sie habe sich damals einiges anhören müssen, erinnert sich Svena Schlechte. &bdquo;Wie kann man sein Kind nur mit zehn Monaten in die Kita geben“ und &bdquo;wenn man arbeiten will, braucht man doch kein Kind in die Welt zu setzen“, erzählt sie. &bdquo;Ich konnte da immer schon gut drüber stehen“, sagt sie. Und ihre Familie habe sie immer unterstützt. &bdquo;Solche Äußerungen kamen nie von Familien oder Freunden“, stellt sie klar. &bdquo;Jeder muss das so machen, wie es für ihn passt.“ Ihre Mails checkt sie bereits, bevor Tochter Nika aufsteht Nika lebte sich schnell in der Kita ein. &bdquo;Bis sie zwei Jahre alt war, habe ich sie nach dem Mittagessen abgeholt, inzwischen um halb drei“, erzählt die Mutter und Firmenchefin. Heute ist es sogar noch ein bisschen später. &bdquo;Dienstags hat sie dort noch Musikschule.“ Lesen Sie auch: Kreative Dreifach-Mama aus Werther wird Unternehmerin mit eigenen Designs An diesem Nachmittag wollen Mutter und Tochter noch zusammen Waffeln backen - diese Zeit gehört nur den beiden. &bdquo;Das macht richtig Spaß.“ Sie seien dann wie zwei Freundinnen, immer am Quatschen und Lachen. &bdquo;Wenn ich noch etwas erledigen muss, mache ich das abends, wenn sie im Bett ist. Und Mails checke ich immer schon morgens, bevor sie aufsteht“, hat Svena Schlechte ihren eigenen Rhythmus gefunden. Donnerstags und nachmittags ist sie immer lange in der Firma. &bdquo;Dann und teilweise auch die Wochenenden ist Nika bei ihrem Papa“, erzählt Svena Schlechte. Als Nika anderthalb war, hatten sich ihre Eltern getrennt. &bdquo;Ich bin selbst ein Scheidungskind, aber meine Eltern haben auch nie gestritten“, erzählt sie. &bdquo;Mir war ganz wichtig, dass wir das mit Nika hinkriegen“, sagt sie ernst. Seit vergangenen August ist sie verheiratet, Nika nennt den neuen Mann in Mamas Leben &bdquo;Hasi“. Firmenchefin engagiert sich im Elternbeirat der Kita Auch die wirtschaftliche Situation wird nicht leichter. &bdquo;Die Wirtschaftskrise trifft die Möbelindustrie auch stark“, sagt sie. Dank eines guten Steuerberaters habe sie in den vergangenen Jahren sehr auf Einsparungen geachtet und blickt positiv in die Zukunft. Gerade hat sie mit dem TÜV ein zeitintensives Audit zur FSC-Produktkettenzertifizierung hinter sich. Lesen Sie auch: Mit Baby im Chefsessel: Großes Interview mit Steinhagens Bürgermeisterin Svena Schlechte geht Dinge gerne direkt an. Als die NRW-Landesregierung im November massive Sozialkürzungen plante, organisierte sie mit anderen Eltern im Kopernikus-Kindergarten - in dessen Elternbeirat sie mitarbeitet - kurzerhand eine Plakataktion, um die Proteste in Düsseldorf von Gütersloh aus zu unterstützen. Derzeit hilft sie bei den Vorbereitungen für ein Fest im Mai zum zehnten Geburtstag der Kita Kopernikus. &bdquo;Das wird gefeiert“, erzählt sie. Aber jetzt muss sie los zur Kita, Nika abholen.

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