Bielefelderin kocht mit ihrem Suppen-Start-up die große Konkurrenz ein

Bielefeld. &bdquo;Kann man essen“: Diese wohl gewählten Worte aus dem Munde ihres achtjährigen Sohnes versetzten Minever Zevker in pure Verzückung. Die Formulierung des ostwestfälischen Imperatives verhieß den Durchbruch nach Wochen des Experimentierens und Fermentierens in der heimischen Versuchsküche. Im gerade renovierten Haus. Mitten in der neuen Nachbarschaft. Kombiniert mit Marketing-Einheiten im Outdoor-Büro, dem Spielplatz nebenan und Einkaufstouren auf dem Wochenmarkt des Siegfriedplatzes – zum Kauf des frischen Gemüses. Wobei die Frische eher hindert, denn der Clou ihres Geschäftsmodells besteht in der Wirkung von vergorenem Gemüse als Basis eines gesunden Suppenpulvers. Was nach hinterstem Regal im Reformhaus klingt und wenig appetitlich dazu, lässt dagegen die Augen leuchten unter dem Label &bdquo;Fermentation“. Und das Start-up &bdquo;Miss Mineva’s“ bietet genau das: fermentiertes Suppenpulver in drei Geschmacksvarianten. Als Grundlage dient die uralte Tarhana-Suppe, &bdquo;die Mutter aller Tütensuppen“, sagt die 41-jährige Betriebswirtin, Produktmanagerin und jetzt auch Küchenfee – schließlich verkauft sie ein &bdquo;Suppenwunder“. Suppen aus Bielefeld ohne Geschmacksverstärker Seit dem asiatischen Siegeszug von Miso (Japan) und Kimchi (Korea) in den deutschen Küchen feiert selbst das heimische Sauerkraut ein Revival und die Menschen fermentieren, was die Ernten in ihren Gärten hergeben. In diesen Hype kocht jetzt Minever Zevker, die Deutsche mit den türkischen Wurzeln, ihre ganz speziellen Süppchen. &bdquo;In der ländlichen Türkei besitzt jede Familie ihr eigenes Tarhana-Rezept und lagert die Vorräte übers Jahr in Tonkrügen oder Leinensäcken. Die Suppe gehört zu jeder Mahlzeit dazu“, erklärt die frisch gekürte Fermentations-Fachfrau und verrät die inhaltlichen Unterschiede wie die geschmacklichen ihres Produkts zu den herkömmlichen Angeboten. &bdquo;Miss Mineva’s verzichtet komplett auf Mehl und Stärke als oft übliche Beigabe sowie Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel, Palmfett und Industriezucker. Und setzt auf pflanzliches Protein aus Gemüse als Kraftquelle und Sattmacher für die schnelle und gesunde Mahlzeit.“ &bdquo;Miss Mineva’s“ in acht Bielefelder Supermärkten Auf Wunsch können alle Bielefelderinnen und Bielefelder diese Werbebotschaft selbst pulverisieren und nach zweiminütigem Aufkochen prüfen auf Konsistenz, Geschmack sowie Wirkung. Denn mittlerweile konnte die Jungunternehmerin allein in Bielefeld acht Supermärkte vom Kauf eines Aufstellers mit mehreren Hundert Tüten überzeugen. Wie beispielsweise Edeka Niebur an der Jöllenbecker Straße. An einem Samstag im Dezember hat sie sich für die Weihnachts-Promotion die Kochschürze umgebunden und rührt in drei schlanken Edelstahltöpfen, die auf drei mobilen Kochplatten die Kostproben für die Kunden warmhalten: Zur Auswahl stehen die drei Geschmacksrichtungen &bdquo;Kürbis Garam Masala“, &bdquo;Tomate, Paprika, Kräuter“ und &bdquo;Erbse, Minze Kokos“. Kundin Claudia Ciegmann bleibt mit dem Einkaufswagen stehen, lässt sich kurz die Vorzüge des heißen Snacks erklären und entscheidet sich für den exotischen Erbsen-Mix. &bdquo;Okay“, sagt sie nach dem ersten Schluck aus dem Becher und bekommt dafür von Minever Zevker ein strahlendes Lächeln, denn da erklingt es wieder, das OWL-Prädikat. Pulverbeschichtetes Metall statt lackierter Fingernägel Sie esse gerne Suppen, sagt die Testerin, die gleich ein paar der roten, grünen und gelben Tüten in ihren Wagen legt. Dasselbe gelte für ihre Eltern, und ihre studierende Tochter begeistere sich ebenfalls für schnelle wie leichte Mahlzeiten. Damit sei die Basis im Topf bereitet, so Ciegmann, alle weiteren zusätzlichen Zutaten kämen dann ganz nach Gusto hinzu. Am Ende des Tages zeigte sich Zevker zufrieden mit dem Zuspruch der Kunden, doch es müssen noch viele Tausend Tüten über die Scanner der Kassen gleiten, bis das junge Unternehmen &bdquo;Miss Mineva’s“ einmal Gewinn abwirft, wissen sie und ihre Geschäftspartner. Eigentlich habe sie die Selbstständigkeit eher gescheut, nach den arbeitsintensiven Jahren in der Jugend, wo sie als älteste von drei Schwestern in Unternehmen der Eltern immer mit anpackte: Statt die Fingernägel zu lackieren wie ihre Freundinnen, verpasste sie Lampengestellen eine Pulverbeschichtung – hielt dafür aber auch schon früh ihren ersten Scheck in den Händen. &bdquo;Miss Mineva’s“ mit eigenem Online-Shop Nach dem Abi heuerte sie bei Bosch an zum dualen Studium, lernte alles über Hausgeräte, machte ihren Master in Wales und stürzte sich dort als Produktmanagerin auf die Kühlschränke von Hoover. Zurück in Deutschland entwickelte sie mit an der Signaltechnik von Siemens, laserte und schraubte später für viele Jahre beim Maschinenbauer Trumpf, zog nach Bielefeld, mittlerweile mit Familie, polierte mit am Fassaden-Portfolio von Schüco – und vermarktet seit vier Monaten erstmals ihre eigenen Produkte. Damit sie sich voll darauf konzentrieren könne, arbeite sie dank einer Art Förderstipendiums unter dem Dach des Pioneer Clubs und überlasse Produktion sowie Abwicklung von &bdquo;Miss Mineva’s“ zwei verbundenen Firmen aus der Region. Mit dem Jahresbeginn, in der Zeit der guten Vorsätze, setzt sie auf eine weitere Expansion ihrer Marke, die OWL-weit bereits in 16 Supermärkten vertreten ist und über einen eigenen Online-Shop verfügt. Damit das &bdquo;Suppenwunder“ vom Mittelmeer seinen Mehrwert gerade in der sonnenarmen Zeit beweisen kann. Aus der Tüte oder aus der Dose, für die fixe Frische nach der Schule oder der Arbeit, mit dem Prädikat &bdquo;kann man essen.“ Mit ihrem Konzept samt Team gastiert Minever Zevker von diesem Donnerstag bis zum Dienstag auch auf der Grünen Woche in Berlin, als Repräsentantin für kreatives wie innovatives Lebensmitteldesign aus OWL.

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