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Warum lassen Sie sich auf Corona testen? Umfrage lässt aufhorchen

Gründe für einen Schnelltest gibt es viele, zeigt sich bei der Umfrage in der Warteschlange. Viele gehen vor Familienbesuchen auf Nummer sicher. Eine junge Dame hat aber einen ganz anderen Grund.

Warum lassen sich die Menschen auf Corona testen? Viele wollen zu Familienfeiern. Und einige einfach nur mal wieder ins Geschäft. | © Symbolfoto/ Andreas Frücht

Burkhard Hoeltzenbein
12.04.2021 | 12.04.2021, 11:10

Harsewinkel. Kurz vor vier wird es am Testzentrum des DRK am Moddenbachstadion voll. Innerhalb von Minuten stehen fast 100 Menschen vor der Tür. Sie alle eint, dass sie einen Coronatest brauchen. Einige einfach für ihr eigenes Wohlbefinden. Andere, um ohne schlechtes Gewissen Freunde besuchen zu können. Viele wollen zu Familienfeiern. Und einige einfach nur mal wieder ins Geschäft.

„Ich brauche Schuhe", erklärt eine Frau, die sich geduldig in die Schlange stellt. Mit Maske und Abstand natürlich. Auch das junge Pärchen vor ihr hat sich eine Shoppingtour vorgenommen. „Ohne negativen Coronatest komme ich nicht in den Laden", sagt sie. Er nickt.

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Quote der positiven Schnelltests liegt bei 3,42 Prozent

Vor einem Monat hat das Testzentrum des DRK am Prozessionsweg seinen Dienst aufgenommen. Seither haben sich bis Freitag 1.197 Harsewinkeler auf das Coronavirus testen lassen. „Das Angebot wird gut angenommen", zieht Rainer Stephan, Pressesprecher des DRK im Kreis Gütersloh, ein zufriedenes Zwischenfazit. Von knapp 1.200 Tests fielen bisher 41 positiv aus. Mit einer Quote von 3,42 Prozent bleibe Harsewinkel im Kreisvergleich unauffällig. Es gebe enorme Schwankungen, die nicht richtig zu erklären seien: „Die Zahlen bieten Interpretationsbedarf."

Wie Elaine und Michael Müller warten am Freitagnachmittag viele Menschen vor dem Testzentrum Harsewinkel am Prozessionsweg. Der negative Test soll bei der Arbeit, bei Verwandtenbesuchen und beim Einkauf Sicherheit geben. - © Burkhard Hoeltzenbein
Wie Elaine und Michael Müller warten am Freitagnachmittag viele Menschen vor dem Testzentrum Harsewinkel am Prozessionsweg. Der negative Test soll bei der Arbeit, bei Verwandtenbesuchen und beim Einkauf Sicherheit geben. (© Burkhard Hoeltzenbein)

In Borgholzhausen ließen bisher 657 Menschen einen Abstrich vornehmen. Hier lag die „Trefferquote" bei null. Dagegen seien in Werther 1.432 Menschen getestet. In den vergangenen Tagen stieg in der nördlichsten Stadt des Kreises die Zahl der laborbestätigt Infizierten sprunghaft an. „Da hat sich ein neuer Hotspot aufgetan", vermutet der DRK-Pressesprecher. In Herzebrock-Clarholz, wo noch im März ein Schwerpunkt an Neuinfektionen zu finden war, liegt die Gesamtquote bei 2,73 Prozent positiver Ergebnisse.

Wie gut sich das Harsewinkeler Testzentrum in den Stadionumkleiden eingespielt hat, zeigte sich in den Osterferien. Vom 2. bis 5. April schaffte das Team 287 Schnelltests. „Bei uns arbeiten haupt- und ehrenamtliche Kräfte zusammen", erklärt Stephan. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien extra für die Schnelltests eingestellt worden. Weitere 20 hauptamtliche Kräfte rekrutierte das DRK aus seinen Pflegestützpunkten im Kreis. „Und zwar überall dort, wo die ehrenamtlichen DRK-Kräfte in den Ortsverbänden nicht ausreichen", erklärt Stephan.

Schnelltest gibt keine hundertprozentige Sicherheit

Der Abstrich dauert nur wenige Sekunden. Das Ergebnis folgt nach 20 Minuten. Dieter Kottmeyer, der sich auf Empfehlung der Landesregierung jede Woche testen lässt, will sich später telefonisch erkundigen. Der 78-Jährige möchte sich sicher bewegen können, etwa, um seine noch etwas ältere Schwester zu besuchen. Dass der Schnelltest keine hundertprozentige Sicherheit gibt, ist dem Senior bewusst. Doch ein besseres Gefühl hat er trotzdem. „Es ist viel schief gelaufen", sagt er zur Coronapolitik insgesamt. „Aber er wird nicht besser, wenn man sich nicht testen und impfen lässt." Kottmeyer hofft auf einen baldigen Impftermin.

„Einige warten vor Ort auf das Resultat, die meisten gehen aber nach Hause und lassen sich dieses über den beim Test ausgehändigten QR-Code zuschicken", sagt Rainer Stephan. Wie Michael und Elaine Müller, die den Test auch für ihren Arbeitgeber machen. Der Außendienstler hat täglich viele Kundenkontakte, da ist diese Rückversicherung für beide Seiten wertvoll. „Positiv denken, negativ bleiben", nimmt er die Warterei mit Humor.

Im „positiven" Fall müssen die Betroffenen erneut zum Center, um einen kostenfreien PCR-Test für das Labor abzulegen. Die Betroffenen gehen in Quarantäne und werden vom Gesundheitsamt wegen der Nachverfolgung kontaktiert. Um sich genau dagegen abzusichern, ist Barbara Stephan hier. „Wir feiern die Masterarbeit meines Sohnes", sagt sie stolz. Der Absolvent der Uni Bielefeld kommt am Samstag zu Muttern und dann wird per Skype-Konferenz mit Freunden angestoßen.

Erst zum Test, dann zu Oma und Opa

Auch Familie Brinkmann will zum Verwandtenbesuch zu den Großeltern in den Kreis Borken fahren. Deshalb stehen Kerstin und Jörn mit den Söhnen Ben und Jan an. Bei einer älteren Dame ist es wiederum die endlich mögliche Firmung des Enkels. „Die ist im vergangenen Jahr schon ausgefallen, da will ich jetzt unbedingt dabei sein", meint sie.

Den ultimativen Grund für den Coronatest hat allerdings Sarah, die gerade mit dem Begleitzettel samt QR-Code aus der Ausgangstür tritt. „Ich habe morgen einen Termin im Brautmodengeschäft", sagt die 27-Jährige. Zwar stehe erstmal „nur" die standesamtliche Hochzeit an. „Aber für die braucht man ja auch was Schickes zum Anziehen."