Gütersloh

Ab wann in Praxen im Kreis Gütersloh gegen Corona geimpft wird

„Wir Ärzte stehen bereit. Man muss uns nur lassen.“ Das sagt ein Mediziner aus dem Kreis Gütersloh. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alles steht und fällt mit der Entwicklung der Impfstoffmenge.

Symbolbild | © CC0 Pixabay

Christian Bröder
04.03.2021 | 04.03.2021, 05:00

Kreis Gütersloh. In Niedersachsen werden seit Montag in fünf Hausarztpraxen Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Dieser Probelauf soll schnellstmöglich zum Alltag werden, und zwar auch im Kreis Gütersloh, wenn es nach Ansicht hiesiger Mediziner geht. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hat in einer freiwilligen Umfrage unter Praxen auch einen potenziellen Impfstoff-Bedarf erfragt.

Mehr und zügiger! Ab sofort will man beim Kampf gegen Covid-19 in Nordrhein-Westfalen den Worten des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) von Montag zufolge „impfen was das Zeug hält". Das erfordert aus Sicht des Gütersloher Internisten Wolfram Coesfed vor allem eines: „Wenn man schnell werden will, muss der Schritt in die Praxen als Impf-Orte erfolgen." Der Vorsitzende des Gütersloher Ärztevereins ist sich sicher, dass es „genügend niedergelassene Ärzte im Kreis Gütersloh gibt, die in ihrer Praxis die Impfung verabreichen würden." Nur müsse dabei auch die Politik mitspielen und die nötigen Rahmenbedingungen herbeiführen. Die dahingehende „zeitnahe" Anpassung der Impfverordnung, wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erst Ende vergangener Woche angekündigt, hält Coesfeld ebenso für unverzichtbar wie einen dementsprechenden Erlass des Landes NRW.

Gestaffelter Beginn oder Probelauf sinnvoll

Auf das Tempo drücken würde im Kampf gegen die Pandemie am liebsten auch Reinhard Hochstetter, Allgemeinmediziner in der Hausarztgemeinschaft Rietberg. „Wir Ärzte stehen bereit und könnten Termine vergeben. Man muss uns nur lassen", sagt der 67-Jährige, selbst auch als Vorstandsmitglied im Hausärzteverband Westfalen-Lippe aktiv. Ein gestaffelter Beginn oder ein Probelauf sei sicher sinnvoll, aber grundsätzlich könnten etliche Mediziner bereits loslegen, da ist sich Hochstetter sicher.

Auch wenn noch einige Fragen zu klären seien, neben denen der Lagerung und Logistik unter anderem auch die des Ablaufs. „Wir würden parallel zum regulären Praxisbetrieb Personen verimpfen", erklärt Hochstetter. Andernfalls würden ja nur die sonst freien Mittwochnachmittage oder Sonntage zur Verfügung stehen, was der Allgemeinmediziner für unrealistisch erachtet. Bei allen Gedankenspielen sei jedoch eines unerlässlich: genügend Impfstoff!

Es gibt 11.000 Hausarztpraxen in NRW

Genau daran hakt es. „Von der Entwicklung der Impfstoffmenge" ist für Heiko Haffmans maßgeblich abhängig, ab wann der Impfstart in Praxen erfolgen könne. Der Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums in Düsseldorf verdeutlicht die Schwierigkeit: „Wir haben 11.000 Hausarztpraxen in Nordrhein-Westfalen. Wenn man jeder Praxis nur 100 Dosen zur Verfügung stellen wollen würde, käme man auf 1,1 Millionen Impfstoffdosen." Die Beschaffung erfordere freilich Zeit, außerdem sei die Entwicklung bei dem Thema sehr dynamisch, weshalb ein genaues Datum derzeit noch nicht mitgeteilt werden könne.

„Wir sehen es noch nicht im März, dass niedergelassene Praxen in die Impfkampagne miteinbezogen werden", erklärt Andreas Daniel (61), Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Schließlich seien im Vorfeld noch zu viele Unwägbarkeiten zu klären, beispielsweise bei der Belieferung. Vorrang hat zudem die Ausweitung der Kapazitäten in den einzelnen Impfzentren. Im Kreis Gütersloh, wo nach KVWL-Zahlen zum Stand 1. März 15.405 Personen eine Erstimpfung und 6.024 Menschen eine Zweitimpfung erhalten haben, wird derzeit nach Verwaltungsangaben auf sechs von insgesamt acht Impfstraßen das Vakzin verabreicht.

Rietberger Praxis könnte 500 Impfungen pro Woche durchführen

Der Fokus liegt auf den Impfzentren. Doch dort, wo in NRW eine Vollauslastung erreicht ist und genügend Impfstoff vorhanden ist, darf die Corona-Schutzimpfung derzeit auch schon in sogenannten Schwerpunkt-Praxen verabreicht werden. „Das ist rein rechtlich möglich", sagt KVWL-Sprecherin Vanessa Pudlo (29). Um sich ein generelles Stimmungsbild zu verschaffen, hat die Vereinigung unter „ihren" Praxen eine Umfrage auf freiwilliger Basis gestartet. „Wir wollten unter anderem wissen: Welche Praxis sieht sich in der Lage, schwerpunktmäßig zu impfen." Beteiligt hat sich daran auch die Hausarztgemeinschaft Rietberg, die laut Reinhard Hochstetter eine recht eindeutige Antwort nach Dortmund geschickt hat: „Allein unsere Praxis könnte 500 Impfungen pro Woche durchführen. Das halt ich für realistisch."