Gütersloh

Tierheim warnt vor gefährlichem Online-Handel mit Welpen aus dem Kreis Gütersloh

Vermehrt werden auf der Internetplattform Ebay-Kleinanzeigen Tiere angeboten. Doch der Deutsche Tierschutzbund und die Tierheime sind gewarnt. Denn das günstige Geschäft kann schwerwiegende Folgen haben.

Symbolbild | © CC0 Pixabay

Alexander Lange
30.08.2019 | 30.08.2019, 20:30

Gütersloh. Regale, Kinderwagen, Winterreifen und Wohnungen – die Angebotsvielfalt auf Online-Marktplätzen wie Ebay-Kleinanzeigen ist grenzenlos. Grenzen, die in den vergangenen Monaten deutlich überschritten werden, mahnt Aaron Breukl vom Gütersloher Tierheim. Denn auf der Plattform werden seit einiger Zeit vermehrt auch Hundewelpen, Katzen, Fische und Co. angeboten – süße Fotos, eine kurze Beschreibung mit Preisvorstellung.

„Aber da werden dann oftmals die falschen Angaben über die Tiere gemacht", weiß Breukl: „Viele der Tiere haben eine schwierige Vorgeschichte oder kommen aus dem Ausland. Das wird dann aber verschwiegen." Nicht nur, dass mit den Tieren nicht artgerecht umgegangen werde, auch die Käufer werden nicht ausreichend informiert.

"Ein Hund wächst und ist nicht immer süß"

Die Verkäufer hätten lediglich den Verkauf im Hinterkopf: „Und die potenziellen Käufer fühlen sich unter Druck gesetzt und wissen auch gar nicht, ob die Rasse und das Wesen des Tieres in die Familie passt." Die Hunde seien einfach niedlich anzusehen – aber das dürfe bei einem Kauf nicht ausschlaggebend sein, so Breukl: „Einen Hund, den kauft man für viele Jahre. Der wächst und ist nicht immer nur süß. Mit dem musst du im Herbst bei Mistwetter auch vor die Tür gehen, das sollte jeder bei einem Kauf im Kopf haben."

Es sei nicht ausgeschlossen, dass es auch seriöse Verkäufer bei Ebay-Kleinanzeigen gebe. Doch aus der Erfahrung habe er gelernt, sagt Breukl, der ausgebildeter Tierpfleger und stellvertretender Leiter des Gütersloher Tierheims ist: „Der Weg über das Tierheim oder auch den Züchter direkt ist besser und sicherer."

Schäferhund aus Gütersloh auf Plattform vermarktet

Er habe es selber erlebt, dass ein Mann einen belgischen Schäferhund aus dem Tierheim mitgenommen habe. Nur zwei Tage später sei dieser in besagtem Internetportal aufgetaucht. Breukl versuchte zu intervenieren, doch der Hund wurde über Ebay weiterverkauft. Weitere drei Tage später stand das Tier erneut auf Ebay zum Verkauf.

Am Ende konnte er durch das Tierheim doch noch glücklich vermittelt werden. „Wir werden drei- oder viermal pro Woche mit Tieren konfrontiert, die über Ebay eingekauft wurden", sagt Breukl.

Die Internetverkäufer seien nicht darauf angewiesen, die Tiere wieder zurückzunehmen. Ein Rückgaberecht gibt es nicht – genauso wie bei Winterreifen oder Kinderwagen: „Aber hier geht es um Lebewesen. Ein Kauf über Ebay ist eine unüberlegte Kurzschlussreaktion."

Bei niedrigen Preisen sinkt die Hemmschwelle der Käufer

„Tiere sollten nicht möglichst einfach ver- und gekauft werden können", kritisierte Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund. Er forderte ein gesetzliches Verbot des Tierhandels im Internet. Hunde und Katzen würden bei Ebay so günstig angeboten, dass die Hemmschwelle der Käufer stark sinke.

Zudem fehle eine qualitative Beratung durch die Verkäufer, damit die Käufer sich ein Bild über die Rasse machen könnten. Identität von Tier und Händler könnten über das Internet oder bei einem Verkaufsgespräch kaum überprüft werden. Nicht selten komme es zu bösen Überraschungen, etwa wenn der neue Welpe plötzlich krank sei, weil er aus illegaler Zucht im Ausland stamme.

Ebay weist Kritik von sich

Von Ebay-Kleinanzeigen wird die Kritik abgewimmelt. Die Zahl der Tierverkäufe sei in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt worden, zudem dürften ausländische Tiere nur mit entsprechenden Papieren verkauft werden.

„Ebay Kleinanzeigen ist kein Online-Shopping, sondern die Anbahnung von Kontakten in der realen Welt", betonte Sprecher Pierre Du Bois. Das sei bei Anzeigen in der Zeitung oder am Schwarzen Brett nicht anders. Zudem werde intensiv mit den entsprechenden Behörden zusammengearbeitet.

Wer bei Ebay-Kleinanzeigen auf ein Tier-Inserat klickt, erhält eine Benachrichtigung mit dem Appell „Schütz dich vor unseriösem Tierhandel" . Es solle nicht auf offener Straße oder aus Mitleid gekauft werden: „Schau nach Angeboten lokaler Tierheime oder Tierschutzvereine."