Prominenter Hof in Werther: Anbau für dritte Kita-Gruppe wohl überflüssig

Werther. Als Kind ist Ralf Krahner ganz in der Nähe des Hofes Overbeck am Meyerfeld aufgewachsen. Als das Haus verlassen und 35 Jahre lang dem Verfall preisgegeben war, hat der heute 55-Jährige den Zustand der Ruine mit ihrer traurigen Geschichte - wie jeder Wertheraner - bedauert. Und sich irgendwann entschlossen zu handeln, Werthers Schandfleck wieder ansehnlich zu gestalten und in einen Ort zu verwandeln, an dem endlich wieder gelacht wird. &bdquo;Einer muss es ja machen“, hatte er damals gesagt und hinzugefügt, dass er an der Sanierung des Hofgebäudes nicht wirklich viel verdienen werde. Eine Kita und fünf Maisonette-Wohnungen entstehen gerade in dem riesigen Gebäude mit 1.000 Quadratmetern Grundfläche. &bdquo;Der Zucker“, sagt Ralf Krahner, &bdquo;ist nicht der Hof, sondern das sind die Reihenhäuser, die ich daneben bauen will - wenn ich nach der Hofsanierung noch die Kraft dazu habe.“ Rund fünf Millionen Euro, sagt er, investiere er insgesamt an dem Standort. Umso ärgerlicher sei für ihn deshalb, was er vor gut zwei Wochen erfahren habe. Dabei geht es um den Anbau. Der Anbau, wegen dem er schon einige Streitigkeiten hinter sich hat und der mit 300.000 bis 400.000 Euro zusätzlich in der Kalkulation zu Buche schlägt. Denn der werde nun zunächst einmal definitiv nicht gebraucht. Zum 1. August 2026 werde weiterhin, wie geplant, eine Kita mit einer U3- und einer Ü3-Gruppe im Hof Overbeck starten. Eine dritte Gruppe wird nach den aktuellen Zahlen des Kreisjugendamtes nicht zustande kommen. Zwei neue Kita-Gruppen könnten langfristig zu wenig sein Mit der Idee, eine zweigruppige Kita in dem Haus zu bauen, hatte er vor fünf Jahren bei der Stadt und im Stadtrat für Freude gesorgt, fehlten doch in Werther - vor allem im Hinblick auf die Neubaugebiete - etliche Kitaplätze. Schon kurze Zeit nach der offiziellen Bekanntgabe 2023 wurde jedoch offen darüber diskutiert, dass möglicherweise zwei zusätzliche Kita-Gruppen auf Dauer nicht ausreichen könnten. Daraufhin bot der fünffache Vater an, noch eine dritte Gruppe zu schaffen. Um den dafür notwendigen Anbau gab es jedoch viele Diskussionen zwischen dem Investor und seinem Architekten, der Denkmalschutzbehörde, der Stadt und dem Stadtrat sowie obendrein auch ganz handfesten Streit. Denn die Vorgaben des Denkmalschutzes entsprachen so gar nicht den Ideen des Bauherren. Schließlich wurde ein Entwurf erarbeitet, für den Krahner den ursprünglichen Kreditrahmen für die Hofsanierung von zwei Millionen Euro um 400.000 erweitern musste. Nun steht der Kubus an der Nordostseite des Hofes. Wie im Rest des Ensembles auch, wird dort gerade der Innenausbau erledigt. Die Nachricht, dass das Gebäude wahrscheinlich nun doch nicht als Kita-Raum benötigt wird, hat keine Freudensprünge bei Krahner ausgelöst. &bdquo;Mir ist klar, dass niemand etwas dafür kann, wenn die Anmeldezahlen für das kommende Kita-Jahr kreisweit geringer ausfallen“, sagt Ralf Krahner. Stadtverwaltung habe nie eine dritte Gruppe gefordert Das Problem: Als Investor hat er fest mit den Mieteinnahmen für den Anbau kalkuliert. Die brächen weg, wenn das Gebäude leer stünde. Denn die Stadt möchte keine Miete für einen ungenutzten Raum zahlen. &bdquo;Ich könnte den Kubus natürlich sofort anderweitig vermieten, Interessenten gibt es. Aber dann würde er nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn die Kita sich doch einmal auf drei Gruppen erweitern sollte“, sagt er. Er sieht die Stadt in der Pflicht. Zumal, wie Ralf Krahner sagt, die Stadt ihn ja darum gebeten habe, diese dritte Gruppe zu bauen. &bdquo;Ich weiß noch genau, wo ich war, als ich den Anruf aus dem Rathaus bekommen habe, mit der Frage, ob ich eine dritte Gruppe bauen könnte.“ Das sieht man bei der Stadt anders. &bdquo;Die Entscheidung, eine dritte Gruppe zu bauen, kam von Ralf Krahner selbst“, erklärt Fachbereichsleiter Guido Neugebauer. Es habe keine Zusage der Stadt gegeben, die dritte Gruppe einzurichten. Auch beim zukünftigen Träger der Kita, dem Regionalverband Ostwestfalen der Johanniter, geht man bisher nur von einer zweigruppigen Kita aus: &bdquo;Ich war schon lange nicht mehr vor Ort, aber ich wüsste nicht, dass sich an der Zahl der Gruppen etwas geändert hat“, sagt Regionalvorstand Gerald Donath. Mehr dazu: Werthers markantes Denkmal: Hof Overbeck könnte modernen Anbau bekommen Aus den Erfahrungen mit der Johannis-Kita, die die Johanniter an der Rodderheide betreiben, weiß er aber, wie schnell eine Erweiterung notwendig sein kann. &bdquo;Dort haben wir auch vier Gruppen gebaut, zunächst nur drei betrieben und nach einem Jahr dann schon die vierte Gruppe in Betrieb genommen.“ Dass dies auch am Hof Overbeck irgendwann so eintreten könnte, will auch Guido Neugebauer theoretisch nicht ausschließen. Aber zunächst einmal bleibe es bei zwei Gruppen, sagt er. Bauausschuss genehmigte dritten Gruppenraum ausdrücklich Am 18. Juni 2024 hatte der Bauausschuss des Stadtrates über den Anbau diskutiert. &bdquo;Das gemeindliche Einvernehmen ... zum Anbau eines Gruppenraumes an die Kindertagesstätte auf dem Grundstück Teutoburger-Wald-Weg 1 wird hergestellt“, heißt es da in der Beschlussvorlage. Und weiter: &bdquo;Nun sollen ausschließlich die planungs-, bau- und denkmalrechtlichen Voraussetzungen für den Anbau eines weiteren Gruppenraumes an die Kindertagesstätte geschaffen werden, um flexibel auf potenzielle weitere Bedarfe reagieren zu können. Mit diesem Beschluss ist also keinesfalls die Zusage für eine weitere, dritte Gruppe verbunden“, steht in der Erläuterung dazu. &bdquo;Ich hätte doch an dieser Stelle niemals die Genehmigung für den Anbau bekommen, wenn es nicht für die Kita gewesen wäre“, sagt Ralf Krahner. Als Privatmann wäre ein Bau vor der denkmalgeschützten Fassade nicht möglich gewesen. Dass der Bau für einen Gruppenraum genehmigt wird, dieser aber hinterher nicht angemietet werde, kann er nicht nachvollziehen. &bdquo;Für mich gilt: Ein Mann, ein Wort“, sagt er und hofft jetzt, dass es noch irgendeine Einigung mit der Stadt geben werde. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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