Waldbrandgefahr nicht nur in Werther: So rüstet sich die Feuerwehr

Werther/Altkreis Halle. Es ist jetzt fünf Jahre her, und die Vorzeichen waren dieselben wie heute. Über Wochen hatte es kaum geregnet, der Boden war knochentrocken, ein starker Wind hatte in den Tagen zuvor die letzte Feuchtigkeit aus dem alten Laub genommen. Und genau zu diesem Zeitpunkt brachen an mehreren Stellen im Teutoburger Wald oberhalb der Gaststätte Bergfrieden Feuer aus. Mächtige Rauchsäulen ließen die Einsatzkräfte zunächst Schlimmes vermuten. In dieser Nacht ist es nur zwei Umständen zu verdanken, dass es eben nicht zum befürchteten Großbrand kam: Weil die Feuerwehren aus Werther, Halle, Steinhagen, Bielefeld, Enger und Spenge mit zusammen 350 Leuten anrückten und alles unternahmen, die Flammen einzudämmen. Und weil der Wind an diesem Tag endlich nachgelassen hatte und die Flammen nicht weiter befeuerte. &bdquo;Wir hatten damals wirklich Glück“, kann sich der stellvertretende Kreisbrandmeister Udo Huchtmann noch gut erinnern. Er weiß auch noch, dass es sich in dieser Nacht im April wohl um Brandstiftung gehandelt haben muss. &bdquo;Feuer brechen nicht innerhalb eines eingegrenzten Gebietes gleichzeitig aus.“ Und dass die Brände alle von selbst entstanden sein sollen, sei tatsächlich komplett unwahrscheinlich. Schwieriger Transport von Löschwasser in den Wald Die Schwierigkeiten von damals allerdings würde es auch heute noch geben, ist sich Huchtmann sicher: das Koordinieren der Einsatzkräfte, der schwierige Transport des Löschwassers, die steilen Hänge, die kräftezehrenden Arbeiten für die Feuerwehrleute. Im Gespräch mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ erzählt Huchtmann, ob und wie sich die Feuerwehren im Kreis Gütersloh gegen potenzielle Waldbrände vorbereitet haben. &bdquo;Solche Feuer hat es immer schon in Deutschland gegeben. Auch durchaus verheerende. Weil es sie aber nicht sehr oft gab, wurde das Thema über Jahre eher stiefmütterlich behandelt.“ Das habe sich mit dem Klimawandel grundlegend geändert. Die aktuelle Lage zeige: &bdquo;Aktuell herrscht in NRW Waldbrandstufe 3 von 5. Und es hat ja auch schon in diesem Jahr in Deutschland gebrannt.“ Lesen Sie auch: Familie aus Halle kämpft nach Brand um Existenz: &bdquo;Fühlen uns wie Bettler“ &bdquo;Toi, toi, toi sind wir in unserer Region von schweren Szenarien verschont geblieben“, sagt Huchtmann. Die Brände im Teuto vor fünf Jahren habe man recht schnell in den Griff bekommen, verschiedene Stoppelfeldbrände auch. Bei Waldbränden kommt man mit einem Frontalangriff nicht weit Und das soll auch so bleiben. Huchtmann erzählt, dass man bei Vegetationsbränden eine andere Taktik fahre als etwa bei Bränden von Gebäuden. &bdquo;Dort ist das Feuer auf ein Objekt begrenzt. Maximal geht es noch um den Schutz von benachbarten Gebäuden. Bei Waldbränden kommt man hingegen mit einem Frontalangriff nicht weit.“ Daher greife man Waldbrände von verschiedenen Flanken aus an. Müsse vorher aber überlegen: &bdquo;Kommen wir mit unseren Fahrzeugen überhaupt nahe an den Brandherd heran? Können wir mit unseren Fahrzeugen auf den Waldwegen drehen? Oder müssen wir im Zweifelsfall rückwärts wieder aus dem Wald rausfahren? Bei Tageslicht kein so großes Problem. Bei Dunkelheit sehr wohl.“ &bdquo;Und wir müssen wissen, von wo der Wind kommt.“ Daher seien Beobachtungsposten enorm wichtig. &bdquo;Wenn der Wind dreht und wir das nicht wissen, bringen wir uns selbst in Gefahr.“ Überhaupt sei starker Wind tückisch, da er Funkenflug begünstige. Regierungsbezirk Detmold hat im Fall von Waldbränden vorgesorgt &bdquo;Beim Brand oberhalb des Bergfriedens konnten wir davon ausgehen, dass das Feuer sich hoch Richtung Kamm ausbreiten wird. Und das geht schnell, schneller als in der Ebene.“ Schon seit einigen Jahren würden eigens Übungen zum Thema Vegetationsbrand organisiert. Huchtmann selbst und Alexander Löhner als Leiter der Kreisfeuerwehrschule St. Vit sind im Kreisgebiet die Experten. Am Institut der Feuerwehr in Münster, der zentralen Ausbildungsstätte des Landes NRW, haben sie ihr Wissen erworben und geben es nun an die übrigen Kameradinnen und Kameraden in den Löschzügen weiter. &bdquo;Vieles ist zunächst Theorie“, berichtet Huchtmann, in der man über Grundlagen und Einsatztaktiken spricht. &bdquo;Wir gehen aber auch mit unserer Ausrüstung zu Übungsabenden.“ Denn der Regierungsbezirk Detmold hat vorgesorgt. &bdquo;Für alle Kreise wurden sogenannte Waldbrandbekämpfungsmodule angeschafft, um im Notfall größeren Lagen etwas entgegensetzen zu können.“ Mit riesigen Rasensprengern und Wasserwänden den Flammen entgegentreten Dabei handele es sich um spezielle Ausrüstungsgegenstände wie dünnere Schläuche, um sie leichter im steilen Gelände bewegen zu können. Sie seien diffusionsoffen, damit sie außen nass blieben und für das Feuer weniger angreifbar wären. Auch gebe es eine spezielle Strahlrohrtechnik mit Kreis- und Segmentregnern, die wie riesige Rasensprenger funktionieren. Und mit Düsenschläuchen ließe sich eine bis zu sechs Meter hohe Wasserwand erzeugen. &bdquo;So verhindern wir, dass das Feuer auf dem Waldboden weiterläuft.“ Aktuell seien diese Module in der Kreisfeuerwehrschule stationiert – eine ordentliche Entfernung, sollte es in Werther zum Ernstfall kommen. &bdquo;Spätestens Anfang 2028 soll das neue Gefahrenabwehrzentrum in Verl-Sürenheide fertig sein. Dann sind die Wege zu den nördlichen Kommunen kürzer“, so Huchtmann. Nicht vergessen will der stellvertretende Kreisbrandmeister die gute Zusammenarbeit mit den Forstbehörden. &bdquo;Ohne sie geht es nicht, sie kennen sich im Wald am besten aus.“ Waldbrandgefahr: Das sollten die Bürger in Werther unbedingt beachten Doch am Ende sei das alles nur Theorie. &bdquo;Bei jedem Brand wird die Einsatzleitung vor Ort entscheiden, welches Vorgehen den größten Erfolg verspricht.“ Damit es gar nicht erst soweit kommt, gibt Huchtmann verschiedene Maßgaben bei einer anhaltenden Trockenheit wie aktuell: nicht im Wald oder am Waldrand rauchen, keine Kippen wegwerfen, keine Lagerfeuer entzünden. &bdquo;Und auch nicht mit Fahrzeugen auf trockenen Grasflächen parken. Heiße Motoren können schnell etwas in Brand setzen“, warnt er. Auch wenn solche Fälle nicht absichtlich, sondern aus Fahrlässigkeit passieren: &bdquo;Schlimm genug sind sie trotzdem. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn jemand vorsätzlich einen Brand legt.“ Genau so soll es vor fünf Jahren bei den Feuern in Werther gewesen sein. Doch trotz einer umgehend eingeleiteten Ringfahndung der Polizei blieb der Erfolg aus. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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