Seine Nase gibt die Richtung vor: Hund aus Werther hat lebenswichtigen Job

Werther. In einem Altenheim in Münster wird ein Mann vermisst, die Suche nach ihm ist bislang erfolglos. Es muss schnell gehen, wie fast immer bei Einsätzen von Katrin Langer und Bootsmann. Sie machen sich auf den Weg. In Münster angekommen, wird der dreijährige Rüde mit einem Kleidungsstück auf die verschwundene Person angesetzt. Seine empfindliche Nase nimmt die Spur auf. Der Hund führt Katrin Langer und die übrigen Helfer in ein Waldstück nahe eines Teichs. Die Anzeige des Hundes ist deutlich, die Rettungstaucher der DLRG und die Feuerwehr werden nachalarmiert. Sie suchen die ganze Nacht, doch sie können den Mann nicht finden. Am nächsten Tag erhält Katrin Langer einen Anruf, ob sie und ihr Hund noch einmal kommen können. Wieder läuft Bootsmann zu dem dichten Waldstück, findet die Person aber nicht. &bdquo;Was würden Sie machen?“, fragt sie ein Kripo-Beamter. &bdquo;Ich würde einen Flächenhund einsetzen.“ So wird es gemacht. Katrin Langer und Bootsmann sind schon auf dem Heimweg, als der zweite Rettungshund, der eine andere Ausbildung als Bootsmann genossen hat, im Wald fündig wird. Der Mann kann lebend gerettet werden. Bootsmann schleicht sich in ihr Herz &bdquo;Wenn die Einsätze so ausgehen, ist das ein tolles Gefühl“, sagt Katrin Langer, die selbst immer wieder über die Fähigkeiten ihres Hundes staunt. Sie weiß, wie wertvoll ihre Arbeit ist, betont aber mehrfach, dass dies immer eine Teamleistung sei. &bdquo;Wir arbeiten alle auf dasselbe Ziel hin, nämlich eine verschwundene Person zu finden. Auch die Helfer im Hintergrund, die beim Training von Bootsmann unterstützen.“ Katrin Langer liebt Hunde. &bdquo;Ich hatte eigentlich immer welche. Nur gearbeitet habe ich nie mit ihnen.“ Bis Bootsmann in ihr Leben kommt. Kurz zuvor ist ihre alte Hovawart-Hündin mit 15 Jahren verstorben. &bdquo;Sie war meine Seelenverwandte. Es war unglaublich traurig.“ Daher soll es eigentlich kein Hovawart werden. Doch wie so oft kommt es anders. Familie Langer findet einen Züchter in der Eifel. Sechs Welpen hat der Wurf, darunter drei blonde Hündinnen. Sie sind wenige Wochen alt, und eine schleicht sich quasi auf den Schoß von Katrin Langer. &bdquo;Du hast es schon gemerkt, oder?“, fragt die Züchterin. Der Vierbeiner bezaubert alle Denn hinter Katrin Langer fiepst leise der damals noch winzige Bootsmann. &bdquo;Er muss pillern“, sagt Katrin Langer und schnappt sich den Welpen. &bdquo;Das zeigt er doch mit fünf Wochen nicht an“, meint die Züchterin. Katrin Langer weiß es besser, setzt Bootsmann in den Garten, der pillert - &bdquo;und seitdem ist er mein Hund“. Seitdem bezaubert er die ganze Familie und das Team im Blumengeschäft, das Katrin Langer mit ihrem Mann führt. Auf die Idee, ihren vierbeinigen Gefährten als Rettungshund ausbilden zu lassen, bringt die Wertheranerin eine Freundin. &bdquo;Eigentlich kam das nicht infrage. Ich habe doch gar keine Zeit dafür.“ Mindestens dreimal in der Woche trainieren, entfernt in der Senne - wie soll das gehen? Doch die Freundin beharrt. Bootsmann bringe alle Voraussetzungen mit, er sei freundlich und wolle sichtbar etwas tun. &bdquo;Komm doch einfach mal mit.“ Bootsmann lernt, seine Nase gezielt einzusetzen Katrin Langer lässt sich überreden. Da ist Bootsmann etwas über ein Jahr alt. Und ehe sich die Wertheranerin versieht, ist sie schon mitten drin. Auch Staffelleiter Konny Mahn traut Bootsmann die Arbeit zu. &bdquo;Und dann haben wir angefangen zu trainieren.“ Katrin Langer erzählt das, als ob es ganz einfach wäre. Und natürlich hat Bootsmann ganz offenkundig eine gute Nase. Aber die muss er nun lernen, gezielt einzusetzen. Immer an anderen Orten, &bdquo;trainiert wird unter realen Bedingungen“. Bootsmann lernt, dem Geruch zu folgen und sich nicht von äußeren Dingen ablenken zu lassen. Nicht von anderen Menschen, nicht von anderen Hunden, Katzen, von leckeren Gerüchen. &bdquo;Bootsmann will finden. Wenn er eine Spur hat, geht er seinem Jagdtrieb nach. Aber vor allem, wenn sich Spuren bei starkem Wind in alle Richtungen verbreiten, bedeutet das für ihn Höchstleistung.“ Kein Einsatz gleicht dem anderen Bootsmann geht mit Katrin Langer durch Innenstädte, durch Wohngebiete, durch belebte Straßen. Zuvor hat ein Mitglied der Hundestaffel den Trail gelegt, also die Spur. Manchmal Stunden vorher. Nun hat sich der Helfer am Zielort versteckt und hofft, dass ihn der Rettungshund findet. &bdquo;Ich war auch schon als Helfer im Einsatz. Wenn es draußen kalt ist und du über Stunden in der Kälte hocken musst, hoffst du einfach, dass der Hund gute Arbeit leistet“, erzählt Katrin Langer und muss lachen. Wie gut Bootsmann ist, zeigt sich, dass der Rüde nach nur einem Jahr Ausbildung seine Prüfung zum Rettungshund besteht. Das ist im September 2023. Seitdem sind er und seine Besitzerin schon auf 80 oder 90 Einsätzen gewesen. &bdquo;So genau weiß ich es gar nicht mehr.“ Kein Einsatz gleicht dabei dem anderen. Manche sind tagsüber, andere nachts, manche in der Nähe, manche mit mehreren Stunden Anfahrtszeit. Manchmal müssen Bootsmann und Katrin Langer viele Kilometer weit laufen, bei anderen endet die Spur an einer Bushaltestelle. Oder vor einem Fluss. Dann werden auch schon mal Rettungstaucher angefordert, um weiterzusuchen. Was zeigt, welch eine verantwortungsvolle Aufgabe Katrin Langer und Bootsmann haben. &bdquo;Wir sind alle ein Team. Bootsmann und ich sind nur eines von mehreren Einsatzmitteln, mit denen nach vermissten Personen gesucht wird“, sagt die Wertheranerin bescheiden. Straftäter sucht Bootsmann nicht Mantrailer heißt im Fall von Bootsmann, dass er vermisste Personen sucht. Das können demente Menschen sein, Kinder, die von zu Hause weggelaufen sind, oder auch selbstmordgefährdete Personen. &bdquo;Straftäter suchen wir nicht. Im Bereich Kriminalität sind wir raus.“ Die Landesleitstelle der Polizei entscheidet, wenn ein Mantrailer gebraucht wird. Dann ruft sie die Einsatzzentrale der Rettungshundestaffel des ASB OWL in Bielefeld an, und von der würde Katrin Langer angefragt. &bdquo;Ich versuche, es immer zu machen, weil ich weiß, dass es um Menschenleben geht.“ Nur wenn es beruflich wirklich nicht passe, wenn Bootsmann schon am Tag vorher im Einsatz war oder es draußen über 30 Grad warm ist, &bdquo;dann sage ich ab“. Jedes Mal ist sie aufgeregt und voller Adrenalin: &bdquo;Wird es gelingen? Werden wir die Person finden?“ Doch hier vertraue sie ihrem Hund zu 100 Prozent. &bdquo;Wenn ich denke, die vermisste Person wäre an einer Stelle nach links gelaufen, mein Hund zieht aber nach rechts, dann gehen wir nach rechts.“ Nominiert für den Bielefeld-Preis Wenn Bootsmann die Person gefunden hat, setzt er sich meist hin und bellt. &bdquo;Manchmal bleibt er auch nur stehen, oder er stupst die gesuchte Person an. Aber ich weiß fast immer, was er mir sagen will.“ Katrin Langer sagt aber auch: &bdquo;Wir sind nicht fehlerfrei. Aber wir geben immer unser Bestes.“ Freunde haben sie mal gefragt; &bdquo;Warum machst du das? Warum tust du dir diesen Stress an?“ Katrin Langer hat darauf eine einfache Antwort: &bdquo;Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt. Das möchte ich zurückgeben.“ Das Team im Blumengeschäft halte ihr den Rücken frei, ihr Mann habe sich inzwischen sogar wie sie zum Sanitätshelfer ausbilden lassen und sei bei den meisten Einsätzen dabei. &bdquo;Und in unserem Staffelleiter Konny Mahn habe ich den tollsten Ausbilder, den man sich nur wünschen kann. Wir sind überhaupt alle eine tolle Mannschaft und unterstützen uns alle gegenseitig.“ Und das Gefühl, wenn man anderen helfen kann: &bdquo;Das ist ohnehin durch nichts zu ersetzen.“ Diese Einsatzbereitschaft ist auch der Grund, warum die Rettungshundestaffel des ASB jetzt von Radio Bielefeld und der BGW für den Bielefeld-Preis nominiert wurde. Und während Katrin Langer gespannt auf das Ergebnis wartet, liegt Bootsmann mit halb geschlossenen Augen neben ihr und seufzt zufrieden. Denn zwischendurch darf der Hovawart natürlich einfach nur Hund sein. Dann unternimmt er mit Axel Langer lange Spaziergänge oder liegt abends zufrieden mit seinem &bdquo;Rudel“ im heimischen Wohnzimmer. Info Man unterscheidet drei Arten von Suchhunden. Bootsmann ist ein sogenannter Mantrailer, ein Personenspürhund. Er sucht immer nach einer ganz bestimmten Person, deren Geruch er zuvor aufgenommen hat. Während der gesamten Suche bleibt er immer an der Leine, der Hundeführer/die Hundeführerin läuft hinterher. Der Hund zeigt nicht nur an, wenn er die vermisste Person gefunden hat. Er muss auch anzeigen, wenn sich die Spur an einer bestimmten Stelle verliert, etwa weil die Person in ein Auto oder in einen Bus gestiegen ist. Dann gibt es die Flächensuchhunde. Sie werden zum Beispiel in einem Waldstück oder einem Feld von der Leine gelassen und suchen dann selbstständig das gesamte Gelände ab. Haben sie die vermisste Person gefunden, zeigen sie dies mit Bellen an und bleiben so lange bei der Person, bis der Hundeführer da ist. Und dann gibt es noch die Trümmersuchhunde. Sie kommen in Erdbebengebieten oder nach Hausexplosionen zum Einsatz, um in den verschütteten Bereichen nach vermissten Personen zu suchen.

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