Illegale Zigarettenfabrik in Werther: Warum hat das niemand bemerkt?

Werther-Häger. Wie so oft ist es einem Zufall zu verdanken, dass die illegale Zigarettenfabrik in Häger überhaupt entdeckt wurde. Wenn der Anwohner am vorvergangenen Donnerstag gegen 21.30 Uhr nicht die verdächtigen Taschenlampen in der Einfahrt der ehemaligen Druckerei bemerkt und die offenkundigen Einbrecher angesprochen hätte, wäre die ganze Sache vielleicht niemals aufgeflogen. Vielleicht hätten die Einbrecher die Halle ausgeräumt, vielleicht hätte die Zigaretten-Bande aber auch einfach unbemerkt weiterproduzieren können. Der Anwohner hätte seinen Einsatz allerdings fast mit dem Leben bezahlt. Wie berichtet wurde er von den vermummten Männern überwältigt und fast zu Tode geprügelt. Wäre ihm die Mutter nicht laut schreiend zu Hilfe gekommen und hätte gebrüllt, sie habe die Polizei gerufen, wäre die Sache möglicherweise schlimmer ausgegangen. Auch so erlitt der junge Mann eine Schädelprellung, eine Prellung des Jochbeins sowie Blutergüsse und Schürfwunden im Gesicht und am ganzen Körper. Ganz Häger hat seitdem verfolgt, was sich in den den Räumen von ehemals Oro-Druck am Hägerfeld hinter verschlossenen Türen abgespielt haben muss. Eine hochprofessionelle illegale Zigarettenproduktion, die wohl schon mindestens ein Jahr lang lief und die aus mindestens 13 Arbeitern bestand, die hier auch lebten. Rund eine Million Zigaretten sollen hier pro Tag und an der Steuer vorbei vom Band gerollt sein. Was im Verdachtsfall tun - und was besser lassen? Ganz Häger und viele Menschen darüber hinaus fragen sich nun allerdings auch, wie das so lange unbemerkt bleiben konnte. Wie so viel Gerät und Material in die Hallen hinein- und wieder herausgeschafft werden konnte. Hätte man nicht Verdacht schöpfen müssen, als Fensterfronten komplett verkleidet wurden? Als sogar höher liegende Fenster von innen mit Platten verstellt oder Folie abgedichtet wurden? Warum haben Anlieger nichts gehört und nichts gesehen? Und wenn sie manchmal doch Maschinen oder Musik hörten und regelmäßig Fahrzeuge haben kommen und wegfahren sehen - warum kam ihnen das nicht verdächtig vor? Nur weil es früher mal ein Industriebetrieb war? Und wenn sie es verdächtig fanden: Warum haben sie nicht die Polizei verständigt? Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ fragt bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh nach, wie wichtig in Fällen wie diesen Hinweise aus der Bevölkerung sind und was man im Verdachtsfall tun - oder vielleicht besser lassen sollte. &bdquo;Grundsätzlich sind wir bei unserer polizeilichen Ermittlungsarbeit immer ein stückweit auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Kriminalhauptkommissar Mark Kohnert, einer der Sprecher der Behörde. &bdquo;Menschen, die verdächtige Beobachtungen bei einem möglichen Einbruchsversuch machen oder verdächtige Personen sehen, die sie in ihrer gewohnten Nachbarschaft bisher nicht wahrgenommen haben, können sich immer und zu jeder Zeit an die Polizei wenden.“ Dafür dürfe und solle man den Polizeiruf 110 wählen. &bdquo;Bürgerinnen und Bürger sollten bitte keine Scheu haben, sich an uns zu wenden“, betont Kohnert ausdrücklich. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei rufen Insbesondere in einer gut funktionierenden Nachbarschaft hätten Nachbarn ein gutes Gespür dafür, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. &bdquo;Dies führt dazu, dass die soziale Kontrolle und besonders die Bereitschaft wächst, auf das Hab und Gut des Nachbarn ein Auge zu werfen“, beschreibt Mark Kohnert. Und weiter sagt er: &bdquo;Tauchen vielleicht fremde Fahrzeuge oder Personen in der Wohnsiedlung auf, während man aus seinem Fenster schaut? Stellt man vielleicht sogar mal Autos mit ortsfremden Kennzeichen fest, die – als Beispiel - immer wieder vor einer eventuell leer stehenden Gastronomie stehen oder langsam durch die Siedlung ’schleichen’? All das sind Dinge, die in der Nachbarschaft wahrgenommen werden könnten. Hinweise könnten dann der Polizei entweder bei bereits laufenden Ermittlungen oder auch als Einstieg bei bis dahin unentdeckten Straftaten helfen“, so Kohnert. Ein notiertes Kennzeichen oder auch eine Personenbeschreibung sei dabei sicherlich ebenfalls hilfreich. Was aber ist, wenn Anlieger vielleicht etwas Verdächtiges bemerken, aber nicht als neugierige Nachbarn oder gar als Spitzel darstehen wollen? Oder sie die Polizei nicht mit derart vermeintlichen Kleinigkeiten belästigen wollen? Dazu Mark Kohnert: &bdquo;Diese Sorge möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern gerne nehmen. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig den Polizeiruf 110 wählen. Nur so haben wir die Chance, Täter zu stellen und festzunehmen oder in die Ermittlungen zu möglichen Straftaten einzusteigen. Ein Anruf über den Polizeiruf 110 ist immer kostenlos – auch wenn sich die verdächtige Beobachtung später als harmlos herausstellen sollte.“ Bürger sollten sich nicht in Gefahr bringen Außerdem betont der Kriminalhauptkommissar: &bdquo;Wichtig ist uns bei allen verdächtigen Feststellungen: Die Bürgerinnen und Bürger sollten sich möglichst nicht in eine gefährliche Situation bringen, indem sie selber schauen, wo sich der Einbrecher befindet, oder diesen sogar ansprechen. Stattdessen sollten sie sofort die 110 wählen. Meine Kolleginnen und Kollegen sind bestens geschult und ausgestattet für einen möglichen Täterkontakt.“

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