Fünf Wochen ohne Fernsehen: Baustellen-Anwohner in Werther sind genervt

Werther. Als er in der vergangenen Woche im Haller Kreisblatt den Artikel über die Bauarbeiten an der Alten Bielefelder Straße gelesen hat, habe er sich doch sehr gewundert, sagt Siegfried R. Denn dort war die Rede davon, dass sich die Bauarbeiten neben dem ZOB wegen einiger unerwarteter Kabelfunde zwar verzögert hätten, nun aber alles auf gutem Weg und in der Endphase sei. Das mag vielleicht stimmen, was den Teil betrifft, der sich auf den Straßenverkehr bezieht, und der für die Stadt relevant ist, sagt Siegfried R. Als direkter Anlieger aber sei er weniger optimistisch - und sehr verärgert. Und dann erzählt der 90-Jährige: Seit dem 30. September seien er und seine Frau nun bereits ohne Fernsehen, mindestens fünf Mal sei während der Bauarbeiten das Internet über einen längeren Zeitraum ausgefallen und zwei Mal sei sein Festnetzanschluss dauerhaft außer Betrieb gewesen. Als das Fernsehen vor fünfeinhalb Wochen ausfiel, hatte Siegfried R. zunächst das Haller TV-Fachgeschäft Tönsing angerufen. "Da war jemand hier, hat sich alles angesehen und mir dann bestätigt, dass mit unserem Fernseher alles in Ordnung ist", erzählt der Rentner. Schnell war klar, dass das Problem auf der Straße lag - und zwar am Vodafone-Kabel. Es habe einige Zeit gedauert, bis er bei Vodafone jemanden erreicht habe. "Die haben mir dann einen Subunternehmer aus Melle geschickt", erzählt R. Der habe sich alles angesehen, gesagt, das läge am Kabel und ohne Bagger könne er da nichts machen. Notkabel liegt auf dem Gartenweg Genauso war es mit dem Festnetzanschluss. "Meine Frau ist krank; wir sind auf das Festnetz angewiesen", sagt R. Ein zweiter Monteur habe ihm dann einige Zeit später wenigstens eine Notleitung gelegt, ein bindfadendünnes Kabel, das draußen von der Straße aus durchs Gebüsch und über den Gartenweg führt und in der Hauswand verschwindet. Auch das Internet-Kabel der Telekom sei durch die Arbeiten beschädigt worden. Dies habe vor allem seine Tochter, die auch im Haus wohnt, betroffen. "Sie arbeitet im Homeoffice, was dann nicht mehr möglich war, und musste räumlich ausweichen", sagt R. Ganze fünf Mal sei dies der Fall gewesen. Dass bei solch einem Bauprojekt nicht immer alles glattlaufen könne, sei ihm klar. "Aber das alles ist mir dann doch zu viel", sagt der Wertheraner, als das HK bei ihm zu Besuch ist, um sich selbst ein Bild zu machen. Der Fernseher funktioniere seit Anfang der Woche wieder. "Zum Glück, denn ganz so mobil sind wir auch nicht mehr und daher oft zu Hause. Da sind fünf Wochen ohne Fernsehen schon eine lange Zeit." Dafür ist das Telefon wieder kaputt. "Ein Verbindungsaufbau ist nicht möglich", ist aus dem Hörer zu hören. Tiefbauarbeiter sind entnervt Als der Rentner vors Haus tritt, sind einige Mitarbeiter des Tiefbauunternehmens, das eigentlich nur für die Rohrsanierung unter der Alten Bielefelder Straße zuständig ist, gerade damit beschäftigt, einige der lose auf dem Boden liegenden, dicken schwarzen Kabel zur Seite zu tragen. "Ich bin jetzt seit 30 Jahren in dem Beruf, aber so ein Kabel-Chaos habe ich noch nie erlebt", sagt einer der Männer und bestätigt das, was auch Siegfried R. schon angedeutet hatte. "Hier liegen Kabel drin, da weiß kein Mensch, wem die gehören", sagt er. Die Kabelpläne, die es für diesen Bereich gäbe, seien extrem ungenau, sagt ein anderer, fügt aber hinzu, dass dies leider für sehr viele schon vor längerer Zeit verlegte Fernseh- und Telefonkabel gelte. Auch die Art und Weise, wie die Kabel miteinander verbunden und wie sie vor Beschädigungen geschützt seien, entspreche keinem guten Standard. Dass es da bei den angrenzenden Häusern zu Ausfällen komme, wundere die Arbeiter nicht. Nadine Plaewe vom städtischen Tiefbauamt kennt die Problematik. &bdquo;In den 1980er-Jahren hat man tatsächlich keine genauen Pläne erstellt", sagt sie. Hinsichtlich der Störungen bei den Versorgerleitungen sind der Stadt aber auch die Hände gebunden. &bdquo;Wir hängen bei den Telefonanbietern genauso in der Warteschleife wie die Kunden." Bei Vodafone selbst bedauert man "die vorübergehenden Unannehmlichkeiten", sagt Konzernsprecher Volker Petendorf auf HK-Anfrage. Als Störung sei an R.s Adresse eine Beschädigung der Glasfaser-Zufuhrstrecke zum Haus gemeldet. "Dieses geschah durch Dritte - bei Bauarbeiten, mit denen Vodafone an sich nichts zu tun hatte", so Petendorf. "Die Reparaturarbeiten waren in der Planung und Ausführung leider sehr aufwendig, denn es war zwingend Tiefbau erforderlich." Der zerstörte Kabelstrang sei durch Tiefbau- und Spleißexperten erneuert worden. Noch läuft nicht alles wie angekündigt Laut Vodafone sei die Störung seit dem frühen Morgen behoben - auch wenn bei Familie R. Festnetzanrufe immer noch nicht möglich sind. Siegfried R. hofft, dass er bald wieder wie gewohnt und dauerhaft Fernseh schauen und telefonieren kann. Und er ist gespannt, ob ihm die Kosten für die aus eigenem Antrieb bestellten Monteure von der Stadt oder den Telefonanbietern ersetzt werden.

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