Falschparker versperren Weg: Mann muss mit Herzinfakt zum Rettungswagen laufen

Werther. Samstagnacht, kurz vor 2 Uhr. Am Finkenweg gibt es einen medizinischen Notfall. Jetzt zählt jede Sekunde. Rettungssanitäter und Notarzt eilen nach Werther. Doch sie kommen nicht durch. Mehrere Fahrzeuge parken widerrechtlich an der engen Straße und versperren sowohl Rettungswagen als auch dem Notarztfahrzeug den Weg. Die Einsatzkräfte müssen zu Fuß zum Haus laufen, auch eine Stunde später, als sie die erkrankte Person so weit stabilisiert haben, dass sie ins Krankenhaus transportiert werden kann, müssen sie die Trage viele Meter zum Krankenwagen schleppen und im Rückwärtsgang den Finkenweg wieder verlassen. &bdquo;Es ist unfassbar, dass es hier wieder so weit kommen musste", ist Anlieger Lucas de Kuijper empört. Denn es sei nicht das erste Mal, dass aufgrund von Falschparkern hier so etwas passiert. Und der Stadt sei das Problem lange bekannt. Der Finkenweg ist eine reine Anliegerstraße parallel zur Borgholzhausener Straße und wohl eine der schmalsten Straßen der Stadt. Weshalb größere Autos hier nicht abgestellt werden dürfen, da sonst die Mindestdurchfahrbreite nicht gewährleistet ist und sie Rettungswagen und der Feuerwehr den Weg versperren würden. Oder der Müllabfuhr. &bdquo;Das zeigt, wie lebenswichtig eine freie Durchfahrt ist" Vor allem ihretwegen hat es in der Vergangenheit regelmäßig Ärger am Finkenweg gegeben. Das ging so weit, dass sich die Müllwerker 2019 weigerten, die Tonnen zu entleeren, wenn wieder ein oder mehrere Fahrzeuge verbotenerweise den Weg blockierten. Denn dann hätte der Müllwagen, wenn er überhaupt die Autos hätte passieren können, im Rückwärtsgang den Finkenweg wieder verlassen müssen. Nach Anliegerprotesten versprach die Stadt seinerzeit, häufiger zu kontrollieren und notfalls auch Fahrzeuge abschleppen zu lassen. Was offenkundig Wirkung zeigte, die Situation schien sich zu entspannen. Bis zum dramatischen Vorfall am Samstag. Und Lucas de Kuijper weiß genau, wovon er redet. Er hatte vor fünf Jahren einen Herzinfarkt, erzählt er, und wie am Samstag habe der Krankenwagen wegen falsch parkender Autos nicht bis zu seinem Haus vorfahren können. &bdquo;Da musste ich sogar zum Rettungswagen laufen", erinnert er sich. Zwei Wochen habe er im Koma gelegen und die Sache gerade so überlebt. &bdquo;Das zeigt, wie lebenswichtig eine freie Durchfahrt ist." &bdquo;Wir kontrollieren am Finkenweg wie in kaum einer anderen Straße der Stadt" Lucas de Kuijper kann nicht genau sagen, ob es Ortsfremde oder auch Anlieger sind, die ihre Wagen hier rechtswidrig abstellen. &bdquo;Ich sehe immer wieder Bielefelder und Herforder Kennzeichen, direkte Anwohner sind das also wahrscheinlich nicht." Seit Jahren versucht der Wertheraner, die Stadt dazu zu bewegen, am Finkenweg dauerhaft etwas gegen die Falschparker zu unternehmen. &bdquo;Bisher Fehlanzeige", beklagt er. Dabei habe er mehrere Vorschläge unterbreitet, wie sich die Sache lösen ließe. Etwa durch Halteverbotsschilder, Blumenkübel oder einen Fuß-Rad-Streifen, auf dem das Parken dann verboten wäre. &bdquo;Bei einem Anruf im Rathaus hat man mir gesagt, dass ja jeder wisse, dass zwischen dem Außenspiegel eines Fahrzeugs und der Bordsteinkante mindestens 3,05 Meter Platz sein müsste. Also brauche man auch kein Halteverbot auszusprechen. So ein Quatsch. Wer weiß denn so was?", fragt sich de Kuijper. Doch genau das ist das Problem, betont Bürgermeister Veith Lemmen. Denn der Finkenweg sei eben so breit, dass kleinere Fahrzeuge, wenn sie direkt am Rand abgestellt würden, durchaus hier stehen könnten. Ein Halteverbot sei also nicht zwingend gerechtfertigt, da die laut Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Durchfahrbreite gegeben sei. Aber natürlich weiß der Bürgermeister über die Schwierigkeiten an der Straße. &bdquo;Der Finkenweg gehört zu den top Drei der Straßen in Werther, die uns am meisten beschäftigen", berichtet er. Die Stadt kontrolliere an der Straße wie an kaum einer anderen. Und es würden nicht nur Knöllchen verteilt, es würden auch immer wieder Fahrzeuge abgeschleppt. &bdquo;Denn natürlich müssen Rettungsfahrzeuge, die Feuerwehr und die Müllabfuhr passieren können", stellt der Bürgermeister unmissverständlich klar. Er selbst kann nicht abschätzen, wie viele von den Falschparkern Anlieger oder Besucher sind. Fragt aber auch: &bdquo;Können Sie sich vorstellen, was hier los wäre, wenn wir ein Halteverbot aussprechen würden? Dann dürfte am Finkenweg nämlich niemand mehr stehen. Und zwar zu keiner Tages- und Nachtzeit, egal, wie groß der Wagen ist." Dennoch berichtet Veith Lemmen, dass die Stadt aktuell verschiedene Varianten prüfe, wie am Finkenweg eine gute Lösung aussehen könnte. Auch sei man mit dem Kreis Gütersloh als zuständige Straßenverkehrsbehörde im Gespräch. &bdquo;Insgesamt wird es jedoch schwierig werden, hier einen Kompromiss zu finden, der das Falschparken zwar dauerhaft unterbindet, Halten grundsätzlich jedoch erlaubt."

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