Werther. Waldarbeit ohne Motorsäge wäre heute undenkbar. Die hochtourigen Kettensägen lassen zur Freude des Sägenführers die Späne nur so fliegen und arbeiten sich schnell durch einen Stamm – wenn die Kette scharf ist. Seit 100 Jahren gibt es diese Geräte und seit 15 Jahren auch Menschen, die die Geschichte dieses Werkzeuges dokumentieren. Ein Dutzend dieser Experten trafen sich am Wochenende bei Stephan Krebs und feierte den Geburtstag des Freundeskreises der Motorsägensammler. Die Männer und Frauen besitzen mehrere 1.000 Sägen.
„Eigentlich wollten wir diesen runden Geburtstag mit 40 Teilnehmern feiern", erzählt Krebs, „in Belm beim Großsammler Andreas Meyer." Aber die Pandemie habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht und so fand das Treffen im kleinen Kreis ohne Besucher statt.
Das restliche Jahr über ist das Internet Treffpunkt der Sammler. Hier werden Ersatzteile getauscht oder organisiert oder komplette Sägen angeboten. Rund 150 Motorsägenfreunde tummeln sich hier und gut 40 haben vor 15 Jahren beschlossen, sich einmal jährlich irgendwo persönlich zu treffen. „Unsere Freunde kommen aus ganz Europa", berichtet Krebs.
Bei jedem Treffen werden natürlich die jeweils edelsten Stücke mitgebracht und präsentiert. So lagen auf dem gepflegten Golfrasen total ausgefallene Kettensägen aus zehn Jahrzehnten. Unter anderen eine Zwei-Zylinder-V-Maschine als Antrieb für eine zwei Mann-Säge. In den frühen Jahren sehr verbreitet, weil sie vom Gewicht her sonst kaum zu beherrschen waren. Damals kam die Kraft aus dem Hubraum, nicht aus der Drehzahl. Zu den interessanten Einzelstücken gehörte zum Beispiel auch ein Eigenbau aus der ehemaligen DDR. Dort hat ein findiger Metallhandwerker den Standmotor eines Notstromaggregates als Basis für eine wirklich perfekte Kettensäge benutzt.
Im Krieg mit der Säge Landeplätze geschaffen
Die Sägen spielten auch als Kriegsgerät eine Rolle. Damals brauchte man leistungsstarke und tragbare Maschinen, um kurzfristig Wege durch Bäume zu blockieren und den Vormarsch oder den Rückzug zu sichern. Für das deutsche Heer lieferten sich die Hersteller Dolmar und Stihl einen erbitterten Wettbewerb um den Zuschlag. Stihl bekam ihn, Dolmar musste die Sägen mit bauen.
Für die amerikanischen Truppenverbände stellte die Firma Remington eine Säge mit Getriebe her. Damit wurden im Vietnamkrieg Landeplätze für Hubschrauber in den Dschungel gesägt.
Die meisten Maschinen werden mit Zwei-Takt-Maschinen angetrieben, Sondergeräte mit Pressluft oder Holzernte-Maschinen mit Ölmotoren. In jüngster Zeit kommen Elektromotoren mit hoher Voltzahl und akkubetriebene dazu. Kettenbremsen und Vibrationsschutz gehören seit gut 30 Jahren zu den Ausrüstungsmerkmalen, seitdem Arbeitsschutz eine höhere Priorität zugekommen ist. „Kaum eine Maschine ist so oft kopiert worden, wie eine Kettensäge", weiß Krebs, der selbst mehr als 350 Maschinen in seiner Hausausstellung im Dachgeschoss zeigt. Unten betreibt seine Frau Alexa ihren Laden für Gartenaccessoires. Übrigens: Fachsimpeln macht hungrig, seit fünf Stunden schmort auf dem Grill eine Rinderbrust für das Abendessen. Deftige Holzsägerkost.