Trotz Negativ-Befund: Dieser Vater darf nicht zur Hochzeit seines Sohnes

Detlef Tönsmann hat alles versucht, zwei negative Corona-Tests vorgelegt, doch es reicht nicht. Während sein Sohn Samstag kirchlich geheiratet hat, musste Detlef Tönsmann wegen der ihm auferlegten Quarantäne zu Hause bleiben.

Detlef Tönsmann hat zwar einen negativen Coronabescheid der Ärzte, darf aber nicht zur Hochzeit seines Sohnes. Das Gesundheitsamt verbietet es ihm. Seine Frau dagegen darf. | © Ekkehard Hufendiek

Werther. Am Verkehrsinstitut Bielefeld lässt sich Detlef Tönsmann derzeit zum Fahrlehrer fortbilden. Einer seiner Mitschüler aus dem Raum Kassel wurde kürzlich positiv auf Corona getestet worden. Das Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh verfügte daher vom 10. bis zum 20. August eine Quarantäne für Detlef Tönsmann.

„SARS-CoV-2 nicht nachweisbar"

Das Problem: Am gestrigen Samstag heiratete Tönsmanns Sohn kirchlich in Bielefeld-Heepen, im Anschluss wurde in Herford gefeiert. Die standesamtliche Trauung fand am 7. August auf der Sparrenburg statt, da durfte Detlef Tönsmann noch teilnehmen.

Für den 59-jährigen Wertheraner war klar: Er wird alles tun, um auch bei der kirchlichen Zeremonie dabei sein zu können, und kümmerte sich um einen Corona-Test. Ein Abstrich ergab am Dienstag einen negativen Befund. „Ein negatives Ergebnis schließt die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht vollständig aus", heißt es im Befundbericht, den Detlef Tönsmann in Kopie dem HK mitgegeben hat.

Da der Test also nicht hundertprozentig sicher ist, riet man ihm beim Gesundheitsamt zu einem Bluttest auf Antikörper. Detlef Tönsmann zahlte 50 Euro aus eigener Tasche, um auch diesen beizubringen. Das Ergebnis lag am Donnerstag vor und war wieder negativ. „SARS-CoV-2 nicht nachweisbar", heißt es im Endbefund.

Der negative Bluttest reichte nicht

Also die Fliege angelegt, rein in den Anzug und ab zur Heepener Kirche? Leider nicht. Denn der negative Bluttest reichte dem Gesundheitsamt auch nicht. „Hätte ich Antikörper im Blut gehabt, wäre es in Ordnung gewesen, wurde mir mitgeteilt", sagt Tönsmann.

Der 59-Jährige berichtet von seiner Tochter, seinem Schwiegersohn und seinem Enkelsohn, die kürzlich aus dem Türkeiurlaub zurückgekehrt seien. Beim Abflug in der Türkei wurde ein Corona-Test genommen, ebenso nach der Rückkehr am Flughafen Hannover. Alle Tests fielen negativ aus, seine Familienangehörigen dürfen sich frei bewegen.

„Ich kann das nicht nachvollziehen, hier wird mit zweierlei Maß gemessen", sagt Detlef Tönsmann. Um das zu unterstreichen, verweist er darauf, dass die Dozenten seiner Fortbildung bis auf eine Ausnahme nicht in Quarantäne mussten, lediglich die Schüler. „Es gibt keine Gerechtigkeit, keine Gleichstellung. Ich möchte in keinem Fall jemanden infizieren. Wenn aber alle Tests negativ sind, kann ich auch niemanden infizieren."

Landrat Adenauer schaltete sich persönlich ein

Als Landrat Sven-Georg Adenauer von der Geschichte hörte, schaltete er sich am späten Freitagnachmittag noch einmal persönlich ein und nahm mit der Leiterin des Gesundheitsamtes Kontakt auf. Am frühen Abend hatte er für Detlef Tönsmann allerdings nicht die erhoffte Nachricht: „Der Fall wurde am Freitag unter den Experten bei uns im Haus eigens noch mal ausführlich diskutiert – gerade mit Blick auf die besondere Härte. Allerdings muss man sehen, dass Herr Tönsmann drei Tage mit dem Infizierten verbracht hat. Und noch ist die Inkubationszeit nicht vorbei. Sollte er am Ende doch infiziert sein und damit an einer Hochzeit teilnehmen, könnte er zum Super-Spreader werden – und wir hätten genau den Fall, den wir unbedingt vermeiden müssen. Ich hätte gerne geholfen, denn die Vorstellung, dass man als Vater nicht an der Hochzeit seines Kindes teilnehmen kann, finde ich ganz fürchterlich und die Familie tut mir wirklich sehr leid. Aber uns sind tatsächlich die Hände gebunden."

Tönsmann ist sich sicher, dass sich der betreffende Schüler aus Kassel erst nach dem gemeinsamen Unterricht angesteckt hat. „Alle Ergebnisse meiner Klassenkameraden waren auch negativ", sagt er. Doch es hilft nichts. Er hat die Entscheidung hingenommen und ist am Samstag im heimischen Garten geblieben.