Unheilbar krank: Versmolder Familie ist überwältigt von enormer Hilfe

Versmold. Es fängt mit Rückenschmerzen an. Immer mal wieder zwickt es hier und dort. Beschwerden, die Andreas Pauls zunächst mit dem Älterwerden oder körperlicher Arbeit in Verbindung bringt. Dann machen auch das linke Bein und der Fuß Probleme. &bdquo;Vielleicht der Ischiasnerv“, schildert der Versmolder seine Gedanken. Als die Beschwerden nicht besser, die Schmerzen stärker werden, geht Andreas Pauls schließlich zum Arzt. Das ist im Mai. Heute, sechs Monate danach, trifft ihn das &bdquo;Haller Kreisblatt“ im Wohnhaus der fünfköpfigen Familie am Versmolder Ortsrand. Der 51-Jährige sitzt im Rollstuhl - ohne geht es nicht mehr. Hinter Andreas Pauls liegen zahlreiche Arzttermine und Untersuchungen, bis er schließlich im Sommer die Diagnose erhält: Amyotrophe Lateralskelrose, kurz ALS. Eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems, die zu Muskelschwäche und Lähmungen führt. &bdquo;Der Verlauf der Krankheit ist gerade sehr schnell“, sagt Lillia Pauls. Gemeinsam spricht das Ehepaar offen über die lange Zeit der Unsicherheit bis zur Diagnose, den ersten Schock, aber auch über Mut und Lebenswillen. Zurzeit empfindet Familie Pauls vor allem große Dankbarkeit für die enorme Hilfsbereitschaft, die sie erfährt. Spenden-Aktion für Versmolder ermöglicht barrierefreien Umbau Vor knapp drei Wochen hat Andreas Pauls jüngerer Bruder über das Portal &bdquo;Gofundme“ eine Spenden-Aktion initiiert. &bdquo;Die Krankheit bringt viele Herausforderungen mit sich. Damit Andreas sich weiterhin sicher und möglichst selbstständig im Alltag bewegen kann, soll ein Badezimmer mit barrierefreier Dusche gebaut werden - mit ausreichend viel Platz für den Rollstuhl, Haltegriffen, bodengleicher Dusche und Spezialausstattung“, schreibt er in dem Aufruf und verweist auf die hohen Kosten, die nur teilweise von der Krankenkasse übernommen werden. &bdquo;Darum bitten wir euch von Herzen um Unterstützung.“ Lesen Sie auch: Brutale Nervenkrankheit lässt Haller Handwerker (58) durch die Hölle gehen Es dauert nur wenige Tage, da ist die Hälfte der angepeilten 20.000 Euro zusammen. Inzwischen ist die Zielmarke überschritten, weshalb die Spenden-Aktion beendet ist. Denn, das ist Lillia und Andreas Pauls wichtig: Sie möchten nicht mehr Geld erhalten, als sie wirklich benötigen. &bdquo;Wir sind sehr dankbar und ganz gerührt“, sagen die beiden angesichts der großen Unterstützung. Mit dem Geld kann der aufwendige Umbau des früheren Wintergartens zum Badezimmer finanziert werden. Die Planungen stehen, die Arbeiten haben bereits begonnen. Was das Vorhaben kompliziert und teuer macht: Es mussten in den Teil des Hauses überhaupt erst Leitungen gelegt werden. Der Glaube gibt der Versmolder Familie großen Halt Das Ehepaar gewährt dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ einen Blick auf die Baustelle - auch um allen Unterstützern zu zeigen, wo das Geld ankommen wird. Direkt neben dem Schlafzimmer im Erdgeschoss des Wohnhauses entsteht das barrierefreie Badezimmer. Somit kann Andreas Pauls künftig auf einer Ebene leben, sich im Rollstuhl zwischen Küche, Wohnzimmer und Co. selbstständig bewegen und am Familien-Alltag teilhaben. Seltener Krebs: Nach Schock-Diagnose: Neues US-Medikament rettet Versmolder das Leben Früher, als er gesund und fit war, da hätte Andreas Pauls den Umbau selbst gemeistert. Mit Stolz erzählt der versierte Handwerker, dass er alle Arbeiten am Wohnhaus der Familie stets selbst erledigt hat. &bdquo;Firmen waren hier nicht“, sagt der 51-Jährige. Nun, wo die Kraft fehlt, kann er nur zuschauen und sich fachlich einbringen. Dankbar ist Familie Pauls nicht nur über die große finanzielle Unterstützung. Auch sonst erfährt sie viel Hilfsbereitschaft innerhalb ihrer Gemeinde. Lillia und Andreas Pauls gehören der Mennoniten-Brüdergemeinde Versmold an. Der Glauben und die Gemeinschaft geben ihnen in der schweren Situation großen Halt. Geholfen wird außerdem ganz praktisch beim Umbau des Hauses. Unheilbar krank - Versmolder ist trotzdem lebensfroh &bdquo;Für mich ist es ein Trost, zu wissen, wohin ich gehe - zum Vater“, sagt Andreas Pauls. Und fest verankert im Glauben hadern der 51-Jährige und seine Familie nicht mit dem Schicksal. &bdquo;Wir gehen alle offen damit um und reden darüber“, sagt Lillia Pauls. Auch über das, was noch kommen mag. Die drei Kinder - zwei erwachsene Söhne und eine Tochter im Jugendalter- seien durch die ALS-Erkrankung des Vaters erwachsener geworden. Auch den Humor habe man nicht verloren. &bdquo;Wir sind eine lustige Familie.“ Schwer erkrankt: Völlig aus der Bahn geworfen: Versmolderin leidet unter seltener Krankheit Von Schwermut oder Traurigkeit ist bei dem Gespräch nicht viel zu spüren. Und doch hat es natürlich auch diese Momente gegeben. Gerade nach der Diagnose, die so unerwartet kam und mit der man erst mal umgehen musste. &bdquo;Wenn man Krebs hört, dann denkt man an Chemo und an eine Chance“, sagt Lillia Pauls. Eine Chance auf Heilung hat ihr Ehemann mit ALS nicht. Wie viel Zeit dem Versmolder noch bleibt, das wissen die Pauls nicht. Letztlich wisse aber niemand, wie lange er zu leben hat, sagt seine Frau. Reha soll Symptome der ALS-Erkrankung lindern Seit gut einer Woche befindet sich Andreas Pauls in der Reha. Er erhofft sich durch die Behandlungen in der Fachklinik, dass die Symptome gelindert, dass die Schmerzen weniger werden. Dass er besser im Umgang mit der ALS-Erkrankung geschult wird, etwas Kraft tanken kann - und dass der Verlauf möglichst verlangsamt wird. Währenddessen geht in Versmold der Umbau weiter. Das Badezimmer soll nur der erste Schritt sein. Angedacht ist auch eine Rampe in den Garten, damit Andreas Pauls ohne großen Aufwand mit dem Rollstuhl nach draußen kann. Denn für seine Frau, die sich zusammen mit der Familie um Betreuung und Pflege kümmert, steht fest: &bdquo;So lange es geht, wird er hier zu Hause bei uns bleiben.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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