Versmolder Urgestein feiert extrem seltenes Jubiläum

Versmold. Im Jahr 1975 fand der blutige Vietnam-Krieg sein Ende. In Spanien starb Diktator Franco, und die Monarchie in dem südeuropäischen Land ging unter. Der Deutsche Fußballmeister hieß Borussia Mönchengladbach. Und in Versmold? Hier begann am 29. Oktober jenen Jahres eine Ära im Vereinsleben, wie sie die Stadt selten sieht. Karl-Heinz Niebrügge wurde an die Spitze des Heimatvereins gewählt. 50 Jahre später hat er immer noch den Vorsitz inne. Im Gespräch mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ spricht er über Meilensteine, die schönsten Erlebnisse und seine persönliche Geschichte. &bdquo;Ich war bei Georg Mestemacher als Lehrling. Er war 37 Jahre Vorsitzender des Heimatvereins. Ich musste schon früh mithelfen, Bäume zu pflanzen, und war beim Wandern“, erinnert sich Karl-Heinz Niebrügge. Nach einer einjährigen Amtszeit von Erwin Berndt übernahm der damals 30-Jährige. Berichte und Fotos aus dem HK, die Niebrügge aufgehoben hat, belegen das. In den fünf Jahrzehnten sorgte Niebrügge für einige Meilensteine in der Vereinsgeschichte. Größte Erfolge &bdquo;Das war ganz klar die Eröffnung des Heimatmuseums“, sagt Niebrügge. Das Aushängeschild des Vereins und eines der heutigen Wahrzeichen Versmolds wurde am 5. Juni 1994 eröffnet. Darüber schreibt der Verein natürlich in seiner Chronik. Karl-Heinz Niebrügge kennt die vielen Geschichten und Wendepunkte aber aus dem Effeff, nachsehen muss er nicht. &bdquo;Rolf Westheider war damals Stadtarchivar. Er unternahm einen Ausflug nach Bad Laer ins dortige Heimatmuseum. Daraus entstand die Idee.“ Heinz Fischer, dem das Gelände und Gebäude gehörte, bot seinen Kotten an. Dort war zuvor die Spedition Thermotraffic untergebracht. Jubilar schafft ein Aushängeschild für Versmolder Die Bezeichnung &bdquo;Heimatmuseum“ ist übrigens auch Geschichte. Beim Kreisheimattag am Samstag (25. Oktober) präsentierte sich das Areal erstmals als &bdquo;Heimatdorf Versmold“, wie Rolf Westheider bekannt gab. 30 Gäste aus dem Kreisgebiet &bdquo;zeigten sich beeindruckt, wie das Museum in mehr als drei Jahrzehnten auf mittlerweile acht Gebäude angewachsen ist“, sagt Westheider. Es ist das Lebenswerk von Karl-Heinz Niebrügge. Die Bezeichnung &bdquo;Dorf“ trifft es also deutlich besser. Bitterste Momente Karl-Heinz Niebrügge muss lange überlegen: &bdquo;Die gab es eigentlich nicht. Es hat immer Spaß gemacht.“ Trotzdem liegen Freud und Leid manchmal nah beieinander. Über die Jahre hinweg verstarben einige treue Mitglieder. Auch die Corona-Pandemie bremste das Museum und die Projekte aus. Projekt: Versmolds Tante-Emma-Laden Schönste Erinnerungen &bdquo;Natürlich ist das die Eröffnung des Museums“, sagt Niebrügge. Er denkt gerne an sein &bdquo;zweites Zuhause“. Aber das Vereinsleben liegt dem 80-Jährigen genau so. Insgesamt 23 Mal organisierte er Wochenwanderungen, gerne am beliebten Rennsteig. &bdquo;Wer Mitglied im Heimatverein ist, muss nicht einsam sein“, wirbt der Vollblut-Versmolder. Motivation für 50 Jahre &bdquo;Ich frage unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter nach ihren Diensten immer, ob es Spaß gemacht hat“, sagt Karl-Heinz Niebrügge. Wenn sie es bejahen, läuft alles richtig, wie er meint. &bdquo;Mir macht es auch immer noch Spaß und Freude“, ergänzt Niebrügge. Er vertritt klare Prinzipien und Richtlinien: &bdquo;Wenn ich etwas mache, mache ich es lange und gründlich.“ Die Zukunft des Versmolder Heimatvereins &bdquo;Ein neues Haus“, erklärt Karl-Heinz Niebrügge, &bdquo;können wir nicht mehr bauen.“ Es fehlt schlichtweg der Platz. Das Museumsdorf hat inzwischen eine stattliche Größe erreicht und braucht viel Pflege. &bdquo;Ich bin fast jeden Tag hier.“ Niebrügge ist eben Vollblut-Vorsitzender. Wer ihn einmal beerbt, tritt in große Fußstapfen. Urgestein aus Versmold denkt noch nicht ans Aufhören Geplant hat er das aber noch nicht. &bdquo;Ich werde zwar immer wieder nach einem Nachfolger gefragt, aber mit jemandem zusammenzuarbeiten, wäre für mich schwierig“, so der Jubilar. &bdquo;Einmal Chef, immer Chef“, fügt er mit einem Grinsen hinzu. Gesundheitlich gehe es im soweit gut, er kann sich vorstellen, noch lange Vorsitzender des Vereins zu bleiben. Der Lieblingsplatz &bdquo;Am liebsten mache ich Führungen durch das ganze Museum mit anschließendem Kaffeetrinken“, sagt Niebrügge. Das ist sein &bdquo;Steckenpferd“. Um einen konkreten Lieblingsplatz im &bdquo;Dorf“ zu benennen, muss er etwas überlegen. &bdquo;Ich bin gerne in der Spielzeug-Abteilung und bediene die Eisenbahn.“ Außerhalb des Versmolder Heimatdorfes Kaum zu glauben, dass Karl-Heinz Niebrügge bei so viel ehrenamtlichem Engagement (er war auch viele Jahre Presbyter in der evangelischen Kirchengemeinde) noch Zeit für andere Tätigkeiten hat. In Berufsleben war er vielen Versmoldern als Kaufmann und Mitinhaber des Schuhhauses Piel bekannt. &bdquo;Eigentlich wollte ich Bauer werden“, sagt er. Doch Niebrügge kam mit einer Einschränkung zu Welt: &bdquo;Mein Zwillingsbruder ist bei der Geburt gestorben. Ich kann meine rechte Seite nur eingeschränkt nutzen. Deshalb wurde ich Kaufmann.“ Die längste Zeit seines Berufslebens verbrachte Karl-Heinz Niebrügge in eben jenem Traditionsgeschäft, wo er einst auch Ehefrau Adelheid kennen. &bdquo;Mein Dank gilt ihr, dass sie Verständnis dafür hat, dass ich so oft weg bin.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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