Blind einen Lkw steuern: Fahrlehrer-Paar aus Versmold erlebt emotionale Fahrstunden

Versmold. Plötzlich fließen mitten in einer Fahrstunde Tränen. Nach nur 20 Metern. Für jugendliche Fahranfänger ist die erste Fahrstunde ein besonderer Moment. Für die Schüler, die nun bei Stefan Eggert Platz genommen haben, eine einmalige Gelegenheit: Der Dissener, der auch in Versmold eine Fahrschule betreibt, reiste mit seinem speziellen &bdquo;Handicap-Auto“ ins über 500 Kilometer entfernte Schwäbisch Gmünd, um an einem besonderen Event teilzunehmen. Die Tränen fließen bei einer Fahrschülerin namens Heike. Sie lebt in Süddeutschland. Ein Auto zu steuern, das ist für sie im Alltag unmöglich. Denn Heike ist blind. &bdquo;Als sie anfing zu weinen, habe ich sie gefragt, was denn los ist“, erinnert sich Stefan Eggert. Es sind Freudentränen, die der 50-Jährigen übers Gesicht laufen. Sie lässt ihren Emotionen freien Lauf. &bdquo;Da habe ich schon Gänsehaut bekommen“, spricht Eggert über den emotionalen Moment. Dann steigt die 18-jährige Valeria ans Steuer. Sie leidet am Downsyndrom. &bdquo;Da musste ich gar nicht so viel eingreifen“, beschreibt Stefan Eggert die Fahrstunde, die auf einem geschützten Platz stattfindet. Für die junge Frau ist ein Führerschein aufgrund ihrer Einschränkung kaum möglich. Die Teilnahme am I-Mobilitätstag, den eine Berufskollegin von Stefan Eggert organisiert hat, ist für sie eine der wenigen Gelegenheiten überhaupt, selbst einmal ein Auto zu fahren. Emotionale Erlebnisse für Fahrlehrer-Paar aus Versmold Das ist für einen anderen Teilnehmer anders. Er heißt Yannik und sitzt im Rollstuhl. Er ist auf Medikamente angewiesen. &bdquo;Wir konnten ihm eine neue Perspektive eröffnen“, verrät Stefan Eggert. Denn wenn er medikamentös gut eingestellt ist und eine Fahrschule mit speziellem Fahrzeug findet, ist es für ihn durchaus möglich, einen Führerschein zu machen. &bdquo;Nachdem er ein paar Runden gedreht hat, kamen seine Eltern dazu und alle haben sich herzlich bedankt“, beschreibt Stefan Eggert. &bdquo;Das hat uns als Fahrlehrer emotional schon angefasst. Es ist beeindruckend, wie man Menschen mit so wenig wie einer kleinen Fahrstunde so viel geben kann.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Stefan Eggert (@fahrschule_st_eggert) Neben Stefan Eggert nahmen 24 Berufskollegen an dem Event in Schwäbisch Gmünd teil. Einige von ihnen kamen mit ganz anderen Gefährten, die selbst normale Autofahrer nur in Ausnahmefällen steuern dürfen: Lkw und sogar Busse. Fast erwartungsgemäß war der Andrang auf die XL-Karossen riesig. &bdquo;Das nächste Mal benötigen wir mehr Lkw und Busse“, bilanzierte Organisatorin Heike Hilbig in der &bdquo;Gmünder Tagespost“, die über den Aktionstag berichtete. Mehr zum Thema: Aus Werther nach Versmold: Inhaber-Wechsel bei bekannter Fahrschule Für Marianne und Stefan Eggert hat sich der Ausflug ins 500 Kilometer entfernte Schwäbisch Gmünd mehr als gelohnt. Denn die Fahrlehrer konnten so auch ihre Kenntnisse vertiefen. Anfang 2024 investierte die Fahrschule in ein Auto mit Sonderausstattung, um Menschen mit Handicap unterrichten zu können. Im Inneren des Fahrzeugs wurden verschiedene Elemente angepasst, sodass zum Beispiel Gas geben und Bremsen ohne Pedale möglich ist. Versmolder erfüllen seit 2024 Herzenswünsche &bdquo;Ohne viel Werbung zu machen, konnten wir seit 2024 zehn Schüler mit Handicap ausbilden“, sagt Stefan Eggert. Der Markt ist groß. &bdquo;So viele Fahrschulen für Behinderte gibt es in der Region nicht.“ Das verdeutlicht auch ein Beispiel aus dem Alltag des Fahrlehrers. Er bildete vier Interessenten auf dem Motorrad aus. Sie sind taubstumm. &bdquo;Deshalb wurden sie bei den meisten Fahrschulen gar nicht erst angenommen.“ Eggert versuchte sich an den Übungseinheiten und entwickelte so auch praktische Kenntnisse. Der Fahrlehrer, der in seiner Freizeit lange Zeit als Handball-Schiedsrichter aktiv war und die Kin-Ball-Abteilungen bei der TSG Dissen und den SF Loxten ins Leben rief, möchte weiter im Bereich der Ausbildung von Handicaps aktiv bleiben. &bdquo;Es wäre doch schön, wenn wir hier auch so einen Aktionstag ins Leben rufen könnten“, meint er. Doch das ist Zukunftsmusik. Um anderen Menschen eine Freude machen zu können, wird er in nächster Zeit wieder weitere Wege in Kauf nehmen. Ende Oktober tritt Familie Eggert die nächste Reise an. Dieses Mal geht es nach Berlin. Dort steigen dann vor allem Sehbehinderte und Blinde ans Steuer. Die ersten Erfahrungen für diesen speziellen Fahrunterricht bringt Eggert mit in die Bundeshauptstadt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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