Kult-DJ aus Versmold erinnert sich an legendäre Partys in der Diskothek Nanu

Versmold. Marcus Stroph überkommt jede Menge Wehmut, während er vor der ehemaligen Diskothek an der Rothenfelder Straße steht. &bdquo;So wie es jetzt ist, tut es weh und macht mich traurig“, sagt er. Der DJ, der in den 90er Jahren regelmäßig im Versmolder Trendclub &bdquo;Nanu“ auflegte, lässt nun in seinem neuen Podcast &bdquo;Putzlichtgeschichten“ in einer Folge die guten, alten Zeiten wieder aufleben. Sein Gast: kein geringerer als Versmolds aktuell wohl bekanntester Musikmacher Dirk Tabor. Auch er spricht im Zwiegespräch offen über längst vergangene Tage und private Momente. Die Geschichte von Marcus Stroph als DJ beginnt 1990 im Nanu. Eigentlich befand sich der einstige Party-Hotspot damals schon an einem Scheideweg. Der Freitag war bei den Versmoldern und vielen Auswärtigen kein besonders beliebter Tag zum Feiern. &bdquo;Nur“ – nach heutigem Ermessen wäre das wohl eine hervorragende Besucherzahl – rund 160 Gäste begrüßte das Team zu jener Zeit zum Start ins Wochenende. Zu wenig, wie die damaligen Klub-Eigentümer befanden. Also musste eine neue Idee her. Partys hatten damals in Diskotheken häufig feste Programmpunkte. Um den Freitag attraktiver zu gestalten, etablierte Stroph Bingo im Nanu. Die Menschen kamen. &bdquo;Wir haben die Preise direkt am Abend ausgehändigt“, erinnert sich der Musik-Fachmann. Die teils hochwertigen Gewinne kamen bei den Partygängern gut an. Und dann war da dieses eine Lied, das an Freitagen im Nanu zum Kult-Hit avancierte. &bdquo;Dieser Song hat mein Leben und das vieler Versmolder verändert“, sagt Marcus Stroph in der vierten Folge seines Podcasts. Dieses Lied veränderte einst Versmold &bdquo;Entre dos tierras“ von Héroes del Silencio aus dem Jahr 1990 markierte den Übergang zwischen dem beliebten Glücksspiel und der heißen Party-Nacht. &bdquo;Sonst wären die Leute doch direkt nach dem Bingo gegangen“, meint Stroph. Durch das Lied sei aber ein Wiedererkennungswert eingetreten. &bdquo;Ich spiele das Lied heute auch noch, und es füllt immer noch die Tanzflächen“, sagt Dirk Tabor im Podcast. Ohne den dann gut besuchten Freitag, da ist sich Marcus Stroph sicher, &bdquo;hätte das Nanu nicht so lange überlebt“. Dass Versmolds Disco für den DJ ein Herzensprojekt war, wurde spätestens 1997 deutlich. Das Team veranstaltete eine Mallorca-Beach-Party. Es war, so Stroph, der Höhepunkt in der gesamten Disco-Zeit: &bdquo;Die Leute standen in Viererreihen Schlange bis zum Parkplatz von Stelter.“ Rund 4.000 Menschen hätten an diesem legendären Abend im Nanu gefeiert. Das war 1997. &bdquo;Eigentlich sollte das mein letzter Abend hier sein“, sagt Stroph. Er wechselte daraufhin ins Index nach Schüttorf. Doch schon 1998 kehrte er wieder zurück – zu groß der Wunsch nach dem vielschichtigen Musikprogramm und den Stammgästen. Im Rückblick kann Marcus Stroph durchaus die &bdquo;wilden 90er“ im Vergleich zu heute einordnen. Warum war das Nanu also so erfolgreich? Zum einen, so der Fachmann, waren die Zeiten damals anders. Internet und damit die Möglichkeit, permanent virtuell neue Leute zu treffen, gab es nicht. &bdquo;Wenn man wen kennenlernen wollte, musste man am Wochenende ausgehen.“ Zudem bewies das Nanu Strahlkraft weit über Versmold hinaus. Die ersten Besucher aus den umliegenden Städten kamen am frühen Abend. Wenn sie gingen, war weit nach Mitternacht die Zeit der Versmolder angebrochen, die aus Kneipen in den Club strömten. &bdquo;Dass es hier so gut funktioniert hat, war trotzdem ein Glücksfall“, so Stroph. Kult-DJ aus Versmold spricht über gefährlichen Zwischenfall Das lag aber auch am Team. Denn an einem der ersten Abende im Nanu habe es sogar einen unrühmlichen Zwischenfall gegeben. Vor der Tür, sagt der Musiker, sei es zu einer Messerstecherei gekommen. Sogar eine Pistole sei gezogen worden. Daraufhin wurde ein Security-Team aufgebaut, dass seine &bdquo;Pappenheimer“ kannte und in den Folgejahren besonnen wie beherzt reagierte. Stroph: &bdquo;Wir hatten die Tür gut im Griff. Die Kommunikation mit der Security lief reibungslos. Das war für die meist friedlichen Gäste sehr wichtig.“ Weitere wichtige Faktoren seien Authentizität und Ehrlichkeit gewesen. &bdquo;Versmold liegt schließlich auf dem Land“, sagt Stroph schmunzelnd. &bdquo;Für die sechs Mark Eintritt sollten die Besucher ein Begrüßungsgetränk bekommen.“ Viele der Herren verschenkten ihres direkt an die Damen – ein kommunikativer Kontaktpunkt direkt zum Party-Start. Und dann waren eben noch die vielen Aktionen. Während einer Feier verloste das Team Reisen nach Mallorca. Mehr als zehn Tickets wurden &bdquo;rausgehauen“. Bei einem Karaoke-Wettbewerb zum Beispiel: &bdquo;Zwei Mädels waren im Finale. Sie waren Rivalinnen. Aber beide waren so gut, dass der Wettbewerb eigentlich unentschieden hätte ausgehen müssen. Da habe ich kurzerhand auf der Bühne beschlossen, dass beide ein Ticket bekommen.“ Das habe Stroph etwas Ärger eingebracht – der sei aber schnell verflogen gewesen. An einem anderen Abend verlosten die Disco-Betreiber Konzertkarten für Michael Jackson in Gelsenkirchen – heute sind solch hochwertige Preise kaum noch vorstellbar. Abrisspläne: Disco in Versmold bald Geschichte Denn die Realität sieht anders aus. Die Tage der Diskothek sind endgültig gezählt. Investor und Immobilienbesitzer Peter Nagel möchte das Gebäude abreißen und sozialen Wohnungsbau verwirklichen. Dass im ehemaligen Nanu noch einmal Party-Klänge gespielt werden, scheint ausgeschlossen. Was bleibt, sind die Erinnerungen – und jede Menge neue Projekte. Das bleibt aus Versmolds Party-Ära Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Marcus Stroph (@bemuvie.studios) Denn auch davon sprechen Marcus Stroph und Dirk Tabor im Podcast. Beide haben über die Jahre hinweg etliche Ideen verwirklicht. Tabor ist zum wohl prominentesten DJ in Versmold avanciert. Er legt zum Beispiel regelmäßig bei der Kirmes Sünne Peider im Festzelt auf. Tabor ist in der Branche gut vernetzt. Ähnlich geht es Marcus Stroph. Er legt noch heute auf, wenngleich die Auftritte in der Disco-Szene seltener geworden sind. &bdquo;Die Zeiten haben sich extrem verändert. Es lässt sich als DJ nicht mehr so viel Geld verdienen“, gibt er zu. Stroph betreibt ein Tonstudio und legt auf privaten Feiern wie Hochzeiten auf. Außerdem geht sein neues Podcast-Projekt mit vielen Gästen weiter. Er kündigte bereits neue Folgen an. Darin ist dann jede Menge Zeit, um einen Blick auf die DJ- und Party-Szene zu werfen. Und natürlich für jede Menge Wehmut aus vergangenen Tagen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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