Aus Wohnzimmer wird Bastelshop: Versmolderin lebt ihren Traum

Versmold. &bdquo;Calm“ prangt in großen Lettern auf dem Hoodie von Christine Unglaube. Und genau diese &bdquo;Gelassenheit“ verströmt sie auch zwischen all den Schätzen in ihrem kleinen &bdquo;Bastelshop“ am Versmolder Kastanienweg. Ernähren kann ihr Laden sie und die vier Hunde schon lange nicht mehr. Doch es bleibt die Leidenschaft. &bdquo;Ich bin in dem Geschäft groß geworden, das gibt es schon, so lange ich denken kann“, erzählt die 60-Jährige lächelnd. Ihre Mutter, von der sie den Laden 1996 übernommen hat, stand allerdings noch an der Münsterstraße hinter dem Verkaufstresen – da, wo ihr Bruder Frank Unglaube auch heute noch seinen Zweiradhandel betreibt. Christine Unglaube ist erst vor wenigen Jahren mit ihrem Bastelshop dort ausgezogen. &bdquo;Corona hat viel kaputt gemacht“, sagt sie nachdenklich, während sie den Blick über das stark verkleinerte Reich in ihrem ehemaligen Wohnzimmer schweifen lässt. Der Anblick ist durchaus bemerkenswert. In den Regalen drängen sich die Waren: Bastelzubehör, Dekoartikel und allerlei Kunsthandwerk, das sie zum Teil selbst herstellt. Aberhunderte Schmuckbänder hängen hinten auf selbstkonzipierten, beweglichen Stellagen vor dem großen Wohnzimmerfenster. Zum Schutz vor der Sonne ist das Rollo halb heruntergelassen. Versmolderin bedient mit Hochzeitsdeko eine Nische Direkt gegenüber der früheren Terrassentür, die jetzt als Eingang dient, beherrscht ein großer weißer Verkaufstresen den Raum, der die Erinnerung an einen klassischen Tante-Emma-Laden weckt. Aus dem raumhohen Schrankregal dahinter strahlen Aberdutzende glückliche Brautpaare. Denn Christine Unglaube hat eine ungewöhnliche Nische treffsicher besetzt. Sie bietet Hochzeitsdekorationen an – nicht nur für die grüne Hochzeit, sondern für alle Ehejubiläen. In Nachbarschaften, die die Tradition des Kränzens liebevoll pflegen, ist sie weit über Versmolds Grenzen hinweg bekannt. Bereitwillig unterstützt sie ihre Kunden, wenn es heißt, – angepasst an die Fähigkeiten der Nachbarn – Material für filigrane Kreppblumen zusammenzustellen, die die Tannenkränze um die Haustür schmücken sollen. Kreative Geschäftsidee: Wertheranerin mit Nähmaschine auf Erfolgskurs Unter dem Tresen holt Christine Unglaube einen laminierten Katalog hervor, den ihre Tochter inzwischen für sie zusammengestellt hat. Darin lässt sich zwischen all den kreativen Ideen blättern, die sie im Verlauf der Jahrzehnte rund um das Thema Kreppblumen entwickelt hat. Die gängigsten und einige topmoderne hängen zum Anfassen an künstlichen Girlanden im Laden. Versmolderin kümmert sich um Reparatur von Nähmaschinen Früher einmal gab es im Bastelshop alles, was das Bastlerherz begehrt. Doch die Zeit für diese Art von Geschäft sei vorbei, sagt die Inhaberin. Ein junges Pärchen muss mit seinem Wunsch unverrichteter Dinge wieder gehen. &bdquo;Vieles würde man sich nur aufs Lager legen, da kommen nicht mehr genügend Kunden für“, erklärt Christine Unglaube. Dabei sei Beschaffung und Absatz gleichermaßen ein Problem. Es gebe weniger geeignete Großhändler, zugleich aber viel Billigkonkurrenz im stationären Handel genauso wie im Internet. &bdquo;Das Buntpapier habe ich schließlich an Kindergärten verschenkt“, erinnert sie sich etwas bitter. Mehr zum Thema: Eröffnung in Werther: Exklusive Einblicke in neues Deko-Geschäft Doch in ihrer Nische ist das anders. Da sind schillernde Perlen oder wippende Drähte abgezählt zu erwerben – so viele, wie tatsächlich gebraucht werden. Krepppapier färbt nicht – denn die Sorge kennt Christine Unglaube selbst: &bdquo;Ich sollte mal für ein Brautmodengeschäft pinkfarbene Kreppblumen machen, die an weißen Türen montiert werden sollten – das hat mich echt Nerven gekostet“, erinnert sie sich lachend. Witzige Figuren gibt es zu entdecken, um Festtafeln oder Geschenke passend zu dekorieren und sogar antikanmutendes Blechspielzeug. Und noch ein weiteres Standbein hat der Bastelshop, denn Christine Unglaube ist nicht nur leidenschaftliche Kreative, sondern auch gelernte Handwerkerin. Als Nähmaschinenmechanikerin nimmt sie defekte Geräte zur Reparatur an. &bdquo;Für die Plastikbomber aus dem Supermarkt lohnt das oft nicht“, gibt sie zu. Aber sonst sei die Nachfrage gut – und kreativ sei die Aufgabe in ihren Augen auch – besonders bei der Fehlersuche. Kleiner Bastelshop als große Leidenschaft der Versmolderin Dennoch: Nicht nur Corona und die Marktlage, sondern auch der Umzug haben dem Geschäft nicht gutgetan. Zwar liegt es Luftlinie nur durch eine Häuserzeile vom alten Standort an der Münsterstraße getrennt. &bdquo;Aber viele haben gedacht, ich habe ganz aufgehört“, beklagt Christine Unglaube. Erst langsam erhole sich die Nachfrage. Ihren Lebensunterhalt und vor allem auch ihre Altersvorsorge verdient sich die Ladenbesitzerin darum inzwischen Vollzeit in einem großen Versmolder Unternehmen. Der Bastelshop am Kastanienweg 54 ist nur noch samstagmorgens oder nach Absprache in der Woche ab 16 Uhr geöffnet. Kontakt: Tel. 0160 5810 134 oder Mail an bastelshop.unglaube@gmail.com. Dennoch gilt ihm nach wie vor ihre Leidenschaft. &bdquo;Ich mache das richtig gerne“, schwärmt Christine Unglaube und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Wenn sich das ändern sollte, &bdquo;dann ist die Zeit für diese Art von Geschäft wohl auch endgültig vorbei“, sagt sie fest. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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