Maßschneiderei in Werther: Vierfache Mutter erfüllt sich ihren Traum

Werther. Geplant hatte Ariane Hollensteiner eigentlich nie, ein Nähatelier in Werther zu eröffnen. Es hat sich alles so ergeben. &bdquo;Und ich bin sehr, sehr zufrieden, dass ich hier bin“, sagt sie und lächelt. Genäht hat sie schon immer gerne. &bdquo;Ich habe als Kind meine Barbiepuppen selbst mit Kleidung ausgestattet“, erzählt sie. Hat sie zunächst noch alles mit der Hand genäht, durfte sie sich mit acht Jahren das erste Mal an die Nähmaschine ihrer Oma setzen. Die stand in der Küche und musste noch aus eigener Kraft mit einem Pedal angetrieben werden. Heute stehen in &bdquo;Arianes Atelier“ an der Ravensberger Straße vier hochmoderne Nähmaschinen. Denn das, was sie in 50 Jahren Näherfahrung an Wissen und Kniffen gesammelt hat, gibt sie gerne weiter. Ihre Nähkurse sind fast immer ausgebucht. Ihre Kursteilnehmerinnen sind voll des Lobes. Geduld, Ruhe und dass sie für jedes noch so verfahrene Projekt eine Lösung weiß – so schwärmen die Frauen von Ariane Hollensteiner, die gerade an den Nähmaschinen ihre Sachen zusammenpacken. &bdquo;Ich habe eigentlich immer von mir selbst gedacht, ich könnte gar nicht nähen – und jetzt mache ich wirklich alles“, sagt Christine Herwig. Von der Handytasche über Kleidung bis zu Kuschelhasen, die sie sogar verkauft – die Wertheranerin hat durch Ariane Hollensteiner viel gelernt. Beim Nähen haben die Frauen Zeit für sich &bdquo;Nähen ist wirklich sehr gefragt, aber ganz alleine zu starten ist schwierig“, sagt die Expertin. Oft komme man zu Hause auch nicht dazu, sich ganz in Ruhe an die Nähmaschine zu setzen, oder man müsse immer erst alles aufwendig auf- und abbauen. &bdquo;Hier kommen die Frauen hin, um Zeit für sich zu haben, um Unterstützung bei ihren Näharbeiten zu bekommen, und auch, um sich zu unterhalten“, sagt Ariane Hollensteiner. Lesen Sie auch: Puppen-Hobby wird Geschäft: Wertheranerin mit Nähmaschine auf Erfolgskurs Nur Frauen? &bdquo;Tatsächlich ist das so, nur ein junger Mann kommt auch regelmäßig zu den Kursen“, sagt sie. Dass sie einmal den größeren Teil ihrer Arbeitszeit damit verbringen würde, anderen dabei zu helfen, ihre Stoffträume Realität werden zu lassen, auch damit hatte sie nicht gerechnet. Denn eigentlich galt ihr Interesse schon immer der Maßschneiderei. Mit 17 Jahren begann die Bielefelderin eine Lehre als Schneiderin im Handwerk. Bei Couture Rieth, die auch heute noch in der Bielefelder Altstadt Maßgeschneidertes für gehobene Ansprüche anbieten. Danach ist sie in die Industrie gewechselt und hat zunächst bei Flick Fashion in Brackwede in der Musternäherei gearbeitet, bevor sie dort in die Schnittabteilung wechselte. Erst Meisterbrief, dann Mutterschaft &bdquo;Parallel dazu habe ich abends zwei Jahre lang die Meisterschule besucht, denn Schnitte erstellen, lernt man nur dort“, sagt die 58-Jährige. Und nur mit einem Meisterbrief könne man als Maßschneiderin arbeiten. 1994 erhält sie das begehrte Zertifikat – und wird zwei Monate später zum ersten Mal Mutter. Beruflich bedeutet das eine Vollbremsung und die Träume von der eigenen Maßschneiderei in Bielefeld auf Eis zu legen – zehn Jahre lang. So lange kümmert sie sich ausschließlich um die vier Kinder, die nach und nach geboren werden, und zieht mit ihrer Familie nach Werther. Auch das ein Zufall: &bdquo;Hier war ein Baugrundstück frei.“ &bdquo;Angefangen wieder zu arbeiten habe ich erst, als das letzte Kind drei Jahre alt war“, erzählt sie – und zwar mit Nähkursen. &bdquo;Ich hatte überhaupt nicht auf dem Schirm, dass ich Kurse geben könnte, aber ich bin gefragt worden – und dann dabei hängen geblieben.“ Wobei &bdquo;hängen geblieben“ ein wenig unfreiwilliger klingt, als es ist. Denn Ariane Hollensteiner liebt ihre Nähkurse. Nähkurse schlugen ohne Werbung sofort ein &bdquo;Es macht einfach Spaß, mein Wissen weiterzugeben, und dabei sind sowohl Vielseitigkeit als auch Kreativität gefragt“, erklärt sie. Ihre Kurse sind eine bunte Mischung aus Anfängerinnen und Fortgeschrittenen. Vorgaben gibt es nicht. Die Teilnehmerinnen bringen die Projekte mit, an denen sie gerade arbeiten: von der Umhängetasche bis zum Abendkleid. Die Kurse liefen von Beginn an gut. Ganz ohne Werbung stieg die Nachfrage, nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Fünf Kurse à 2,5 Stunden pro Woche gibt Ariane Hollensteiner zurzeit. Einige Teilnehmerinnen sind schon seit zehn Jahren ununterbrochen dabei. Dabei legt Ariane Hollensteiner auch bei den Schülerinnen hohe Maßstäbe an. &bdquo;Es soll am Ende richtig gut aussehen, auch wenn das bedeutet, dass es wieder aufgetrennt werden muss.“ Qualität ist wichtig, auch oder besonders bei der Maßschneiderei. Denn ihre Leidenschaft für die hat Ariane Hollensteiner nicht vergessen. Nicht nur festliche Kleider werden geschneidert Neben der Nähwerkstatt ist darum direkt das Atelier, in dem sie ihre Kundinnen und Kunden empfängt. Das sind, anders als man meinen könnte, nicht nur Leute mit dickem Portemonnaie. Es sind Menschen, die sich vielleicht einmal im Leben ein Kleidungsstück ganz nach ihren Wünschen gönnen wollen. Oder Menschen, die mit den Standardgrößen in den Kaufhäusern nicht zurechtkommen. Lesen Sie auch: Nachhaltige Wertheranerin startet mit der Häkelnadel beruflich durch Im Moment ist Hauptsaison im Atelier, denn die Abibälle stehen an. Ab 300 Euro aufwärts kostet ein maßgeschneidertes Kleidungsstück. &bdquo;Es sind aber nicht nur festliche Kleider, auch Tageskleider, Mäntel, Hosen oder Jacken lassen sich die Kundinnen und Kunden fertigen.“ Auch Hochzeitskleider sind regelmäßig gefragt. Für jedes Kleidungsstück nimmt sich Ariane Hollensteiner Zeit, um in ausführlichen Gesprächen genau die Wünsche der Kundschaft zu erfragen. &bdquo;Manche kommen schon mit ganz genauen Vorstellungen, oft entsteht aber auch im Prozess eine andere Idee. Dann entdecke man erst gemeinsam, was den Kunden wirklich gut stehe. So sind die Stücke in jeder Hinsicht maßgeschneidert – und zeitlos. Viel mehr Arbeit als gedacht &bdquo;Man muss nicht mit der Mode gehen. Man kann tragen, was man möchte, Hauptsache, es steht einem“, sagt die Expertin. Sie selbst arbeitet am liebsten mit Naturmaterialien und liebt es, Hosenanzüge und Mäntel zu nähen. Hat sie denn nie Sorge gehabt, dass eine Maßschneiderei in Werther nicht genügend Kundinnen und Kunden findet? Ariane Hollensteiner stutzt. &bdquo;Darüber habe ich, ehrlich gesagt, nie nachgedacht. Ich habe hier gewohnt und habe das Geschäft hier eröffnet, und es hat sich als sehr gut erwiesen.“ Denn über Auftragsmangel kann sie sich nicht beklagen. &bdquo;Ich habe eigentlich immer gedacht, ich bin nur halbe Tage hier“, sagt sie augenzwinkernd, &bdquo;aber dann habe ich meine Stunden mal zusammengezählt und war erstaunt, dass es tatsächlich etwa 60 pro Woche sind.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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