Familien in Versmold

Versmold für Kinder: Diese Angebote fehlen für junge Familien

Sabine Bredow trifft seit 15 Jahren frisch gebackene Eltern. Familien nehmen das „Willkommensgespräch“ gerne an. Eine junge Mutter berichtet, was in Versmold fehlt.

Sabine Bredow (l.) kennt fast jedes Neugeborene in Versmold. Laura Runschke und Tochter Ida (M.) nahmen das Angebot wahr, über das sich Kerstin Walter vom Haus der Familie sehr freut. | © Andre Schneider

Andre Schneider
11.05.2025 | 11.05.2025, 05:56

Versmold. Sabine Bredow war selbst schwanger und kam so einst mit dem „Baby-Besuchsdienst“ der Stadt in Kontakt. In dieser Zeit reifte bei der gelernten Kinderkrankenschwester der Entschluss, selbst junge Mütter zu beraten. Sie engagierte sich und stieg in die Aufgabe ein. Bredow bekommt seitdem fast jedes Neugeborene in der Stadt zu sehen – und weiß, warum Versmold für junge Familien lebenswert ist und was ihnen fehlt.

Seit der Corona-Pandemie finden die meisten Gespräche mit jungen Familien im Haus der Familie und nicht mehr in den eigenen vier Wänden statt. „Vor allem Mütter sind nach der Geburt froh, wenn sie vor die Tür kommen“, sagt Bredow. Kerstin Walter aus dem Haus der Familie sieht den Besuchsdienst, der in der Zwischenzeit in „Willkommensgespräch“ umbenannt wurde, ebenfalls als wichtigen Teil der Arbeit an der Altstadtstraße. „Bei dem Angebot steht das Medizinische gar nicht so sehr im Vordergrund. Es geht vor allem um allgemeine Informationen“, sagt Kerstin Walter. „Außerdem wird die Hemmschwelle genommen, ins Haus der Familie zu kommen und bei Bedarf weitere Beratungsangebote anzunehmen.“

Das Willkommensgespräch kommt bei den Versmolder Familien an. Das belegen zumindest die Zahlen. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses erklärte Kerstin Walter, dass etwa 80 Prozent der Familien die Angebote wahrnehmen. Allein für das Jahr 2024 bedeutete das für Sabine Bredow 166 Gespräche. „Man kann das Gespräch zwar auch ablehnen, aber das machen die wenigsten“, erklärt Kerstin Walter. Zugegeben, die Anreize für einen Besuch oder ein Treffen mit Sabine Bredow sind auch sehr hoch.

Anreize für junge Familien in Versmold

Denn neben jeder Menge Informationsmaterial und kleineren Geschenken wie einer Müsli-Schale mit Versmolder Symbolen bekommen die jungen Familien einen Gutschein der IGEV über 50 Euro. Den können sie in vielen Geschäften oder Gastronomie-Betrieben einlösen. Eine Motivation für viele, das Angebot wahrzunehmen. Doch die Informationen, die Sabine Bredow bietet, sind deutlich nachhaltiger und ebenso wertvoll. Das wird im Gespräch mit einer jungen Mutter deutlich.

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Laura Runschke ist mit ihrer neugeborenen Tochter Ida ins Haus der Familie gekommen. „Wenn man lange mit einem Kind zu Hause sitzt, ist so ein Besuch eine willkommene Abwechslung“, sagt die junge Mutter. Sie hat sich ausführlich mit Sabine Bredow unterhalten und möchte nun von den vielfältigen Angeboten, die Versmold für junge Familien bietet, profitieren. „Den Babytreff Krabbelkäfer und die Babyschar des CVJM möchte ich mir näher anschauen“, sagt sie. Das Angebot, das Versmolds Institutionen und Vereine bereithalten, beeindruckt Runschke durchaus.

„Versmold ist wirklich sehr kinderfreundlich“, sagt sie. „Das Angebot ist echt größer als gedacht.“ Die Schwangerschaft und die Geburt haben ihre Sicht auf Veranstaltungen und Angebote verändert. „Es gibt in der Umgebung zum Beispiel viele Flohmärkte“, hat sie bemerkt. „Die meisten sind sehr gut organisiert. Und es ist ja auch total im Trend, tolle Gegenstände gebraucht zu kaufen.“

Diese Angebote fehlen für junge Versmolder Familien

Trotzdem: An der einen oder anderen Stelle hat das Angebot in Versmold noch Luft nach oben. „Es gibt kein Babyschwimmen“, weiß Sabine Bredow. Das können die meisten Familien noch kompensieren. Entweder durch Fahrten in Nachbarkommunen oder durch Ersatzangebote. Viel gravierender ist für viele die schwierige Suche auf dem Wohnungsmarkt. „Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum für Familien“, sagt Kerstin Walter. „Das bringen viele Familien in den Gesprächen hier an“, erklärt Bredow. Helfen können die Familien-Fachfrauen dann freilich nicht. Aber immerhin schenken sie den Familien dann ein offenes Ohr.

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Und das hilft eben in vielen Fällen schon. Als Sabine Bredow ihr Konzept im Sozialausschuss vorstellte, gab es viel Zustimmung. Zum Beispiel von Matthias Huch (CDU): „Mit Kindern betritt man ein ganz anderes Universum. Ich bin 2013 Vater geworden. Damals gab es den Besuchsdienst schon. Die Informationen, die wir bekommen haben, waren unglaublich wertvoll.“ Dass Väter bei den Gesprächen dabei sind, ist übrigens kein Einzelfall, wie Bredow sagt: „Manchmal werden Termine sogar verlegt, wenn die Väter keine Zeit haben.“

Denn auch Väter stehen nach der Geburt ihrer Kinder vor einer völlig neuen Aufgabe. Sabine Bredow kann ihnen dann Orientierung geben. So wie sie selbst viele Informationen vor über 15 Jahren erhalten hat. Heute ist sie in der Beraterrolle. Die gefällt ihr: „Der Besuchsdienst macht einfach unheimlich viel Spaß.“