Versmold/Seoul. Die koreanische Halbinsel steht im Fokus der Weltpolitik. Am 3. Dezember 2024 rief Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol das Kriegsrecht aus. Mittendrin ist die Versmolderin Hannah Stickan. „Das hat mir schon eine schlaflose Nacht bereitet. Seitdem gibt es immer wieder Proteste“, sagt die 23-Jährige. Aber deswegen ist sie nicht in die Hauptstadt Seoul gereist.
Hannah Stickan möchte Koreanisch lernen. Ein Grund dafür liegt in einer populären Freizeit-Beschäftigung. „Ich schaue gerne koreanische Serien. Irgendwann habe ich mir gedacht, dass es cool wäre, sie auch zu verstehen“, sagt die Studentin. Bisher schaut sie die Streifen mit Untertiteln, die sie mitlesen muss. Also entschied sich Stickan dafür, sich zunächst zu einem Online-Sprachkurs anzumelden.
Das reichte der Versmolderin aber nicht: „Ich wollte auch etwas über die Kultur lernen.“ Nach ihren ersten Schritten beim Erlernen der asiatischen Sprache entschloss sich Hannah Stickan zu einem Auslandsaufenthalt. Sie suchte sich dafür eine der Hochschule in der Hauptstadt Südkoreas aus und schrieb sich für einen zehnwöchigen Kurs ein. Seit dem 27. November lernt sie also in Seoul.
Versmolderin über das Lernen in Asien
Dort ist die Studentin der Umweltwissenschaften im Studentenwohnheim der Seoul National University untergebracht, teilt sich dort ein Zimmer mit einer Kommilitonin. Die Vorzüge, eine neue Sprache direkt vor Ort zu lernen, hat Hannah Stickan dabei schnell erkannt. „Wir werden hier von Koreanern unterrichtet und sie sprechen fast nur koreanisch“, beschreibt sie. „Dadurch lernt man viel mehr.“ Außerdem schätzt Stickan das Lernen in einer Gruppe. Dadurch komme man besser in den Austausch als bei einem Online-Kurs.
Reise nach Südkorea: Versmolder Paar auf sportlicher Mission
Zudem profitiert sie von einem „Buddy-Programm“. Gemeinsam mit ihrer neuen koreanischen Freundin Yun Hyewon (Koreanisch: 윤혜원) entdeckt die Versmolderin die fernöstliche Hauptstadt und die Kultur des Landes. Die ist in vielen Punkten anders als in Deutschland. Rund um das Weihnachtsfest zum Beispiel: „Das ist eher wie Valentinstag. Es gibt zwar Deko in der Stadt, aber so richtig wie Weihnachten ist das nicht.“ Daher entschied sie sich am 25. Dezember auch zu einem Tag am Meer. „Eigentlich nichts Besonderes“, meint Hannah Stickan.
Irgendwie ist es das dann aber doch: Schließlich lernt die 23-Jährige eine neue, fremde Kultur kennen - und schätzen. Wie die vielen Straßen-Cafés in der Millionen-Metropole zum Beispiel. „Man kann sich einen Kaffee am Automaten bestellen, ihn von einem Tresen abholen und dann stundenlang ungestört im Café sitzen“, schwärmt Stickan. „Besonders Studenten nutzen das, um ihre Aufgaben zu erledigen.“ Sie selbst gehört auch dazu.
Vegetarisch in Südkorea? Junge Versmolderin vor Problem
Allerdings bietet die koreanische Küche auch ein paar Hindernisse. Fleisch- und fischfreies Essen ist in Südkorea selten. Alles, so die Versmolderin, werde mit Fleisch oder Fisch zubereitet. „Wenn ich sage, dass ich Vegetarierin bin, ist oft gar nicht klar, was das bedeutet.“ Aber auch diese Alltagsprobleme fernab von Deutschland bekommt sie in den Griff.
Allerdings sind ihre Gedanken gelegentlich schon in der Versmolder Heimat. „Besonders meine Oma war anfangs gar nicht so davon begeistert, dass ich an Weihnachten so weit weg bin“, scherzt Stickan. An Heiligabend kam die Familie digital per Video-Telefonat zusammen - etwas Besinnlichkeit kam also doch auf.
Trotz der vielen neuen Eindrücke beschäftigt die Studentin auch ein anderes Ereignis: „Ich hoffe, dass es mit den Bundestagswahlen klappt und ich von hier aus wählen kann“, so Stickan. „Das Briefwahlfenster soll ja dieses Mal besonders kurz sein.“ Das könnte in der Tat knapp werden. Denn laut dem Versandanbieter DHL benötigt ein Brief aus Südkorea bis nach Deutschland mindestens acht Werktage. Die Post muss spätestens am Wahltag um 18 Uhr im entsprechenden Wahllokal eingegangen sein. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier löste den 20. Deutschen Bundestag am 27. Dezember auf und setzte Neuwahlen für den 23. Februar 2025 an.
Studentin aus Versmold will Asien weiter entdecken
Die Versmolderin will noch mindestens bis zum 22. Februar in Korea bleiben. Dann läuft ihre Aufenthaltsberechtigung nämlich aus. Anschließend geht es für sie aber noch weiter auf dem asiatischen Kontinent. Sie hat sich vorgenommen, für zwei weitere Wochen Japan zu erkunden, die Bundestagswahl wird also voraussichtlich knapp verpassen. Stattdessen bekam sie ein anderes, bewegendes politisches Ereignis mit. Eine aufregende Zeit in der Weltpolitik - und für die junge Versmolderin ohnehin.