Viele Versmolder Unternehmer bei Heristo-Event mit TV-Profi Markus Lanz

Versmold/Osnabrück. Wenn die Chefs des heimischen Lebensmittelkonzerns Heristo einladen, dann ist der Saal voll. Im exklusiven Ambiente des &bdquo;Alando Ballhaus“ haben der Vorstandsvorsitzende Oliver Risken und sein Vater Heinrich Risken (Vorsitzender des Aufsichtsrates) prominente Gäste im Publikum und auf der Bühne. Festlich geschmückt ist die riesige Event-Location, mit vielen Leuchten erhellt, von überdimensionalen Ballons gesäumt und in wechselndes, warmes Licht getaucht. Den rund 400 Gästen werden zum Einstand Drinks und Häppchen serviert - dann kann fleißig an den eigenen Netzwerken gearbeitet werden. Spannende Gesprächspartner dafür gibt es an diesem Abend im Überfluss. Vor allen die Fleischwarenindustrie ist prominent vertreten - kein Wunder, befindet sich unter dem Dach von Heristo unter anderem einer der größten deutschen Hersteller Stockmeyer, der seine Wurzeln in Versmold hat. Bekannte Unternehmer aus Versmold und Halle sind dabei Max Tönnies lässt sich den Branchen-Austausch ebenso wenig entgehen wie Wiltmann-Chef Dr. Ingmar Ingold. Frank Nölke (früher Nölke, heute Gesellschafter der Frischdienst-Union) ist ebenso nach Osnabrück gekommen wie Tobias Nagel (Geschäftsführung der Nagel-Group), Stefan Brinkmann (B+S), Nils Meyer-Pries (CEO Fuchs-Gewürze aus Dissen), Ralf Weber aus Halle (Geschäftsführer der OWL-Arena), Rainer Schwarz (Geschäftsführer des Flughafens Münster/Osnabrück) und zahlreiche weitere Manager großer Konzerne wie Westfleisch. Klassische Versmolder Mittelständler wie Guido Dollmann (Transmeat Schöller) und Volker Willich (Willich Tauchmassen) lassen sich von dem Dialog auf der Bühne ebenso inspirieren wie Start-up-Gründer Dennis Kleine-Tebbe (&bdquo;Wax Solutions“). Und Anlass zur Debatte liefert das Podium mehr als reichlich. TV-Talkshow-Profi Markus Lanz, der Heinrich Risken vor Jahren in Hamburg kennenlernte, begrüßt den früheren Vizekanzler Sigmar Gabriel auf der Bühne, unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Heristo-Aufsichtsrates. Dem stand früher der zweite Gesprächspartner vor - heute ist Norbert Winkeljohann dem Unternehmen immer noch beratend verbunden. Ex-Vizekanzler Gabriel kritisiert ausufernde Bürokratie Völlig frei sprechend und so anekdoten- wie facettenreich skizziert zunächst Sigmar Gabriel die Lage Europas und die Perspektiven der Wirtschaft. &bdquo;Wir Europäer wissen nicht mehr, was wir mit dieser Welt anfangen sollen“, betont Gabriel, denn die USA verhielten sich nicht mehr wie über Jahrzehnte als europäische Macht. Seinen düsteren Ausblick garniert Gabriel dann mit einem launigen Hinweis an die Gastgeber: &bdquo;Wir sind als Europäer die letzten Vegetarier in einer Welt der Fleischfresser - da draußen gibt es keine Vegetarier mehr, Heinrich.“ Lesen Sie auch: Wurst-Markt neu verteilt: So beurteilen Versmolder Betriebe ihre Zukunft Deutschland sei der große Gewinner der Globalisierung und des Freihandels gewesen - nun sei alles auf den Kopf gestellt. &bdquo;Protektionismus, Handelshemmnisse, Subventionen für die Industrien anderer Länder - wir müssen uns verändern und Bedingungen anpassen.“ Gabriel moniert, dass Deutschland in Bürokratie ersticke, &bdquo;weil wir keine Risiken mehr eingehen wollen“. Da werde aufgrund der Artbestimmung von Eidechsen schon mal ein Großprojekt wie der Stuttgarter Bahnhof jahrelang auf Eis gelegt. Das sage er im Wissen, eins Umweltminister gewesen zu sein, fügt Gabriel schmunzelnd an. &bdquo;Vom Radweg bis zur Windmühle - alles wird beklagt. Und legen wir unsere Stromleitungen unter die Erde - dann klagt eben wer anders“, kritisiert der frühere Politiker - will aber spürbar auch nicht destruktiv wirken: &bdquo;In nicht einmal einer Generation haben wir uns von Auschwitz nach Straßburg bewegt und die EU gegründet. Wir können viel schaffen - dürfen aber nicht zu pessimistisch sein.“ Manager fordert: Deutsche müssen wieder mehr arbeiten Die Abteilung Attacke hat Norbert Winkeljohann im anschließenden Dreiergespräch für sich gewählt - und haut zum Auftakt gleich mal ordentlich einen raus: &bdquo;Ich bin von Grund auf Optimist, und wir haben tolle Ingenieure - aber wir bekommen die PS nicht mehr auf die Straße.“ In Deutschland werde 25 Prozent weniger gearbeitet als in Frankreich und Polen. Winkeljohann fordert eine Radikalkur: &bdquo;Wir müssen zurück zur 42-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, und kurzfristige Krankmeldungen sollten auf das Urlaubskonto angerechnet werden.“ Angesichts dieser provokanten These traut sich selbst das unternehmerlastige Publikum nicht so recht an einen stürmischen Applaus. Sigmar Gabriel verweist dann auch gleich darauf, dass die Aushandlung von Arbeitsbedingungen Sache der Tarifparteien sei. &bdquo;Generell finde ich es falsch, davon zu reden, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen. Wir sollten vielmehr die Ärmel aufkrempeln.“ Politik und Wirtschaft dürften nicht mehr so tun, als gebe es kein Problem. Aber auch der Sozialdemokrat bezieht deutlich Position: &bdquo;Der Sozialstaat wurde aufgebaut, um Freiheit von Schicksal zu trennen - er sollte kein Sozialhilfestaat werden.“ Eine neue Regierung müsse mit Deregulierung beginnen, um die Fesseln der Wirtschaft zu lösen. Auch Winkeljohann beklagt die &bdquo;Überbürokratisierung“ etwa bei der Abwerbung ausländischer Fachkräfte oder der Finanzierung von Start-ups nach der erfolgreichen Startphase. Der Mittelstand sei von der aktuellen Krise unterschiedlich betroffen: &bdquo;Kleine Unternehmen leiden in erster Linie unter dem Fachkräftemangel, energieintensive Branchen stecken aufgrund der hohen Kosten ohnehin in Schwierigkeiten.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Perspektive der jüngeren Generation kommt etwas zu kurz Allerdings will auch der vielfältig engagierte Aufsichtsrat an diesem Abend etwas Aufbruchstimmung erzeugen: &bdquo;In den Feldern KI und Biotechnologie haben wir viel Potenzial - da müssen wir die Rahmenbedingungen fördern.“ Zum Ausklang wird es noch etwas politisch, Sigmar Gabriel nimmt kein Blatt vor den Mund: &bdquo;Ich habe keine Angst vor der Bundestagswahl 2025 - aber wenn die neue Regierung auch so schlecht arbeitet wie die davor, dann werden wir 2029 dort sein, wo Frankreich heute ist.“ Eine Nachfrage aus dem Publikum rückt anschließend den Blick auf die jüngere Generation: Bedenken die heutigen Entscheider bei ihren Vorschlägen auch mit, dass die Welt 2100 auch noch bewohnbar sein muss? Eine befriedigende Antwort darauf bleibt an diesem Abend aus, Gesprächsstoff ist indes ausreichend vorhanden. Fortsetzung des Dialogs von Heristo ist wahrscheinlich Heristo-Vorstandschef Oliver Risken zeigt sich in einer Mitteilung seines Konzerns anschließend zufrieden mit der Premiere des Formats: &bdquo;Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – doch in Zeiten rasanter Veränderungen braucht er mehr als nur warme Worte. Mit dem Zukunftsdialog Mittelstand will die Heristo AG eine Plattform schaffen, die Lösungen liefert: für Deregulierung, Bürokratieabbau, Digitalisierung und den Fachkräftemangel. Es geht darum, den Mittelstand zu stärken, damit er auch morgen der Motor unserer Wirtschaft bleibt.“ Klingt so, als sei die Fortsetzung schon gebucht.

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