Entschlossene Versmolderin meistert ihren Alltag trotz schwerer Krankheit

Versmold. &bdquo;Am Anfang wollte ich das alles nicht wahrhaben“, sagt Denise Engelhardt. Die 36-Jährige leidet an Multipler Sklerose. Kurz: MS. &bdquo;Ich habe immer wieder mit meinem Neurologen diskutiert, es könnte ja auch etwas anderes sein.“ Ihr Problem, ihre Krankheit zu akzeptieren, fällt ihr kurz nach der Diagnose schwer. Was sie aber nicht ignorieren kann: Der Alltag wird immer schwerer. Sie fasst einen Entschluss. Rund ein Jahr, nachdem Denise Engelhardt Gewissheit hat, geht sie mit ihrer MS-Geschichte an die Öffentlichkeit. Die zweifache Mutter schaltet ein Profil bei Instagram. Dort stellt sie regelmäßig Stories, kurze Wortbeiträge, ein. &bdquo;Damit möchte ich anderen Mut machen. Denn es gibt viele, die mit MS leben.“ Das ist mutig. Denn der Alltag der jungen Frau ist ganz anders, als man ihn von einer 36-Jährigen erwarten kann. &bdquo;Kaffee?“, fragt Denise Engelhardt als das HK sie zu Hause besucht. Sie geht ins Wohnzimmer, setzt sich auf die Couch und legt ein Bein nach oben. &bdquo;So kann ich am besten sitzen.“ Ihr Bein macht der Power-Frau Sorgen. Sie zieht es etwas hinter sich her, als sie kurz darauf in die Küche verschwindet, um zwei Tassen des Heißgetränks zu holen. &bdquo;Der Fuß ist einfach da, es fühlt sich aber nicht so an, als würde er zu mir gehören. Ich muss ihn bewusst einsetzen.“ Die Muskulatur im Bein steht immer auf Spannung. Das führt vor allem nachts zu Krämpfen. Junge Versmolderin spricht über Cannabis Dafür braucht Engelhardt Physio-Therapie. Regelmäßig besucht sie die Versmolder Physiotherapeutin Mona Schweig, macht Übungen. Das bringt zwar Verbesserungen, hält die Krankheit in Schach. Trotzdem belastet sie das Bein im Alltag, verursacht Schmerzen. Vor allem nachts, wenn Denise Engelhardt schlafen möchte. Seit Kurzem greift sie deshalb zu einem ungewöhnlichen Medikament: medizinisches Cannabis. &bdquo;Ich komme damit gut zurecht. Mein Schlaf hat sich deutlich verbessert“, beschreibt Engelhardt. Dadurch ist sie fitter, kann das Familienleben besser meistern. &bdquo;Wenn es mir gut geht, geht es allen in meiner Umgebung besser.“ Abhängig, das betont sie, ist sie deswegen nicht. Schließlich benutzt sie Cannabis nicht als Droge oder zum Spaß. Cannabis ist eine Ergänzung zu ihren Hauptmedikamenten. Engelhardt bekommt unter anderem zwei Mal im Jahr eine Infusions-Therapie, die ihr Immunsystem nahezu lahmlegt und kranke Zellen abtötet. Das wirft sie zusätzlich aus der Bahn. Das sind nicht die einzigen Einschränkungen, die Denise Engelhardt hinnehmen muss. Ihre Tätigkeit als Zahnmedizinische Fachangestellte bei der Praxis Wensing und König in Harsewinkel kann sie im Moment nicht ausüben. Ob das jemals wieder geht, weiß sie nicht. &bdquo;Mein Arbeitgeber steht aber voll hinter mir.“ Vor allem aber ist der Familien-Alltag belastet. Für ihre beiden Söhne (13 und 7) tut sie alles, um so viel Normalität wie möglich walten zu lassen. Sie quält sich trotz ihres anhaltenden Fatique-Syndroms und damit verbundener Abgeschlagenheit aus dem Bett, managt den Haushalt und ist bei Freizeitaktivitäten so gut wie möglich dabei. Kindern normalen Alltag ermöglichen Doch auch das ist nicht so einfach wie früher. &bdquo;Vor der Krankheit habe gerne lange Spaziergänge gemacht“, sagt sie. Heute ist sie nach wenigen Metern auf Hilfe angewiesen. Statt mit ihren Kindern herumzutollen, sitzt sie oft am Rand. &bdquo;Eigentlich bräuchte ich heute schon einen Rollator“, beschreibt Engelhardt. Aber sie will noch - so gut es eben geht - auf dieses Hilfsmittel verzichten. Was sie auf keinen Fall möchte: &bdquo;Meine Kinder sollen später nicht sagen, dass ich nur krank war.“ Trotzdem erzeugt sie bei ihrer Familie ein Bewusstsein für ihre Situation. Ihr Ehemann liest viel über die Krankheit. &bdquo;Meine Kinder nehme ich manchmal mit zu den Untersuchungen beim Neurologen.“ Sie sollen sich darüber informieren, was die Autoimmunerkrankung bedeutet und welche Folgen damit einhergehen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Denise Engelhardt*Leben mit Familie und MS (@nisis.leben.mit.ms.und.family) Mit ihrem Problem ist Denise Engelhardt nicht allein. Es gibt viele Menschen, vor allem Frauen, die unter den Folgen der MS leiden. Auch Sandra Josephs kennt die Krankheit: &bdquo;Ohne meinen Mann und meine Kinder würde es nicht funktionieren“, sagte Josephs damals dem Haller Kreisblatt, als sie eine Selbsthilfegruppe im Haus der Familie initiieren wollte. Versmolderin sieht Alltag positiv Dieser Satz hätte auch aus dem Mund von Denise Engelhardt kommen können. Das Umfeld der Versmolderin stützt sie und hilft dann, wenn es nicht mehr geht. Sie bezeichnet das als eine Art &bdquo;Glück im Unglück“. Die Unterstützung hilft ihr, die positiven Dinge im Leben zu sehen. &bdquo;Ich möchte auf keinen Fall Selbstmitleid und versuche, mein Leben so normal wie möglich zu gestalten“, sagt Denise Engelhardt. Inzwischen hat sie ihr Schicksal so gut es eben geht in ihr Leben integriert. Und dank ihres mutigen Entschlusses, an die Öffentlichkeit zu gehen, hat sie zumindest einer Frau schon geholfen. &bdquo;Sie hat mir über Instagram geschrieben, dass sie zwei Jahre zu Hause war. Nun ist sie endlich wieder vor die Tür gegangen.“ Das macht Denise Engelhardt glücklich - für solche Momente ist sie dankbar. Genauso, wie für ganz viel Unterstützung. Und sogar die Diskussionen mit ihrem Neurologen sind inzwischen selten geworden.

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