
Versmold. Monika Hollmann ist frustriert. Die Bockhorsterin ist vom Linien-E-Car-Sharing überzeugt und wünscht sich, dass das Projekt in Bockhorst und Hesselteich weitergeführt wird. Aber seit der jüngsten Sitzung des Mobilitäts-Ausschusses (MEKU) stehen die Vorzeichen dafür denkbar schlecht.
Die Ausgangslage
Das Linien-E-Carsharing wurde von der Stadt Borgholzhausen angestoßen und umgesetzt. Die Idee dahinter: Piums Dörfer und die Innenstadt mit dem Bahnhof zu verbinden, ohne dabei auf Busverbindungen angewiesen zu sein. Das Projekt wurde dank Fördergeldern ausgeweitet und Haltestellen in Bockhorst, Hesselteich und Dissen wurden eingerichtet.
Das kostet allerdings Geld. Zwar fließen derzeit Fördermittel, diese laufen jedoch zum Jahresende aus. Ob es 2025 weiterhin Unterstützung gibt, ist allerdings fraglich. Zumindest aber könnte das Projekt zum „Interkommunalen Linien- und E-Carsharing“ ausgebaut werden. Neben Borgholzhausen soll sich auch die Stadt Halle daran beteiligen, eine politische Entscheidung steht dort in Kürze an.
Trotz der Förderungen würden auf die Stadt Versmold - je nach Laufzeit - maximal 19.000 Euro (bei 33 Monaten) zukommen. Das entspricht einer Summe von 6.300 bis 7.500 Euro im Jahr, welche die Stadtkasse tragen müsste.
Die Nutzerzahlen
„Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass ein Missverhältnis zwischen den geringen Nutzerzahlen und den dafür zu verausgabenden hohen Kosten vorliegt“, heißt es in einem Beschlussvorschlag der Stadt, die dringend empfiehlt, das Projekt nicht weiterzuführen. Ausgewertet wurde der vergangene Juli. In Bockhorst und Hesselteich zusammen wurde das Angebot in diesem Monat 75 Mal genutzt, 14 Kunden fuhren mit den Autos, die meisten Fahrten entfielen auf Hesselteich.
Die Argumente gegen das Projekt
„Das ist ein sehr kleiner Kreis von Nutzern. Die Frequentierung blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück“, kommentierte Ausschuss-Vorsitzender Andreas Holtkamp (CDU) im Gespräch mit dem „Haller Kreisblatt“. Auch weil die Fördergelder noch nicht sicher eingeplant werden könnten, stimmten die Christdemokraten im Ausschuss gegen das Projekt. FDP und UWG schlossen sich ihnen an, sodass es am Ende 8:5 gegen eine Fortführung des Programms stand.
Die Argumente dafür
Monika Hollmann sprach im Ausschuss für die Dorfgemeinschaften Bockhorst, Hesselteich sowie das Umwelt-Café. „Nutzerzahlen lassen sich nur durch ein dauerhaft gutes Angebot erhöhen“, betonte sie. Hollmann appellierte, dem Projekt mehr Zeit einzuräumen.

Außerdem würden die Autos regelmäßig von Gruppen genutzt. Da „klassisches“ Carsharing (also das kurzzeitige Mieten eines Autos) ebenfalls darin enthalten ist, greifen Vereine, Frauenhilfen oder Konfirmandengruppen sowie Privatpersonen regelmäßig auf die Fahrzeuge zurück. In Hesselteich hat sich seit einiger Zeit ein „Senioreneinkaufsprojekt“ etabliert. Ältere Menschen fahren gemeinsam in die Stadt, um dort Einkäufe zu tätigen.
Zudem hält Hollmann die Anbindung Versmolds an Städte wie Warendorf und Gütersloh für dringend verbesserungswürdig, besonders in den Abendstunden. „Nutzerzahlen erhöhen wir nur durch bequem zu erreichende und kostengünstige Angebote, wie dieses Projekt sie bietet“, fasste sie zusammen.
„Neue Angebote brauchten Zeit, um sich zu etablieren und genutzt zu werden. Beim Linien-E-Carsharing sei der Trend in den Nutzungszahlen und den gefahrenen Kilometern eindeutig nach oben gegangen“, kommentierte auch die SPD in einer Pressemitteilung. „Wir brauchen nicht weniger, wir brauchen mehr Mobilitätsangebote in unseren Stadtteilen. Dafür lohne es sich, Geld in die Hand zu nehmen. Der Einsatz von Steuergeld für die Projektförderung sei eine super Chance für die Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum. 19.000 Euro Eigenanteil für 33 Monate Projektfortführung in Versmold wären wirklich gut eingesetzt“, wird Liane Fülling in der Mitteilung zitiert.
Das letzte Wort
Die finale Entscheidung über die Fortführung des Linien-E-Carsharings fällt der Stadtrat. Die Sitzung findet am Donnerstag, 31. Oktober um 17.30 Uhr statt. Die Veranstaltung im großen Sitzungssaal des Rathauses ist öffentlich.