Erfolg für Hundehalter: So geht Versmold künftig mit Kampfhunden um

Versmold. Karin Rose ist sauer. &bdquo;Wir haben seit über 30 Jahren Listenhunde in Versmold“, skandiert sie. &bdquo;Warum wird plötzlich für 2024 eine Kampfhundesteuer eingeführt?“, fragt sie während der Einwohnerfragestunde in der Stadtratsitzung. Eigentlich wollte die Verwaltung die Steuer für gefährliche Hunde empfindlich anheben. Doch es kam anders. Rose folgten rund 15 weitere Personen in die letzte Stadtratssitzung des Jahres. Sie wollten nicht hinnehmen, dass die Abgaben für gefährliche Tiere - zumindest laut NRW-Landesgesetz - in Versmold von 54 Euro (wenn ein Hund im Haushalt lebt) auf 600 Euro jährlich steigen. &bdquo;Wir haben Auflagen ohne Ende, die finanzielle Belastungen bedeuten“, führte Karin Rose aus. &bdquo;Als ich mir einen Listenhund angeschafft habe, hieß es, es würde nur eine Kampfhundesteuer geben, wenn es Beißvorfälle gibt.“ Diese habe es bis heute nicht gegeben. &bdquo;Das sind einfach wunderbare Hunde. Unsere haben wir aus dem Tierheim geholt. Sie wurde von den früheren Besitzern beschlagnahmt“, sagt Ramona Brüggemann. Auch sie besuchte die Sitzung. Davon, dass Hündin Alpha aggressiv sei, könne keine Rede sein. &bdquo;Sie macht uns glücklich und bringt uns jeden Tag zum Lachen.“ Protest lässt Versmolds Politiker staunen So viel Engagement brachte die Stadtratsmitglieder zum Staunen. Schließlich sind so viele Besucher selten in den politischen Sitzungen. Schon vorher hatte das Thema in den sozialen Netzwerken hohe Wellen geschlagen. Bürgermeister Michael Meyer-Hermann bot einzelnen Usern, unter anderem Brüggemann, persönliche Gesprächstermine an. Der Protest zeigte Wirkung. Eigentlich hatten die Mitglieder des Haupt-, Finanz-, Wirtschafts- und Digitalisierungsausschusses (HFWD) schon mit deutlicher Mehrheit für die Steuererhöhung gestimmt. Dass die Abgabe für laut Definition ungefährliche Hunde um jeweils 12 Euro erhöht wird, darüber herrschte Konsens. Aber im HFWD basierte die Grundlage offenbar auf falschen Zahlen. Zunächst ging das Ordnungsamt um dessen Chef Sven Rabaschus davon aus, dass in der Stadt nur ein Listenhund betroffen sei. Das Amt rechnete aber noch einmal nach und Rabaschus sprach zunächst von drei Hunden, korrigierte sich im Verlauf der Diskussion auf sieben. &bdquo;Die Kampfhundesteuer wurde als Lenkungssteuer eingeführt“, argumentierte Sven Rabaschus. &bdquo;Die erste Verfehlung eines Hundehalters kann bei diesen Tieren schon schwerste Folgen haben.“ Hundehalter verbuchen Teilerfolg Solche Ereignisse habe es in Versmold lange nicht gegeben. &bdquo;Wenn etwas passiert, hilft uns die hohe Hundesteuer auch nicht“, kommentierte Patrick Schlüter (SPD), der vorschlug, das Thema nicht zu beschließen, sondern eine weitere Ausschusssitzung abzuwarten. Dem konnte sich Christdemokrat Ulrich Wesolowski anschließen. &bdquo;Obwohl wir bisher keine Kampfhundesteuer hatten, ist der Bestand dieser Tiere bisher sehr niedrig“, fügte er ein weiteres Argument an. Welche Hürden Besitzer nehmen müssen, die einen Listenhund halten, weiß Janina Giray. Die Hundetrainerin besuchte die Sitzung ebenfalls und kennt die Alltagsprobleme. Als sie sich vor sieben Jahren für einen Listenhund entschied, waren ihr die Hürden und Hindernisse nicht bewusst. Sie musste sich um eine Maulkorbbefreiung bemühen, absolvierte gemeinsam mit ihrem Hund einen Wesenstest. Der Sachkundenachweis hilft Hundehaltern, Situationen einzuschätzen und die Besitzer lernen so, welche Regeln sie im Umgang mit den Tieren einhalten müssen. Ohnehin seien die Anschaffungskosten für Listenhunde sehr hoch, sie sind nur im Tierheim zu bekommen. Außerdem können sie mitgebracht werden, wenn jemand aus einem anderen Bundesland nach Versmold zieht. Im benachbarten Niedersachsen gibt es beispielsweise keine Liste. Aber es bestehen noch ganz andere Hindernisse, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Manchmal geraten Halter von Listenhunden ins soziale Abseits. &bdquo;Andere Leute wechseln die Straßenseite, wenn sie uns sehen“, berichtet Giray aus ihrem Alltag. &bdquo;Viele Leute haben Vorurteile gegen diese Rassen, aber die Tiere sind nicht so schlimm wie ihr Ruf aus den Medien.“ Versmolder erarbeiten Kompromiss Trotz der ganzen Auflagen landen häufig Tiere im Tierheim. Dort sind sie schwer vermittelbar, einige von ihnen haben Schlimmes erlebt. Auf diese Hunde wollte Hans Kahre (Grüne) eingehen und bezog bereits im HFWD Position. Man solle Menschen, die sich für so ein Tier entscheiden, nicht weiter belasten. Der Stadtrat sollte am Donnerstag (14. Dezember) über die Kampfhundesteuer entscheiden. Aber mit so viel Andrang hatten die Politiker nicht gerechnet. Janina Giray trommelte, als sie von den Plänen Wind bekam, etliche Hundehalter und Tierfreunde zusammen und sie besuchten gemeinsam die Sitzung. Immer wieder machten sie sich bemerkbar. Der Protest machte tatsächlich Eindruck auf die Fraktionen. Sie erarbeiteten einen Kompromiss. Die Hundesteuer wird um 12 Euro pro Tier erhöht. Die Beratungen, ob die Stadt auch eine Kampfhundesteuer einführen soll, wird vertagt. Dafür stimmten 33 der Mitgliedern, zwei enthielten sich. Nach diesem Abstimmungsergebnis ist die Kampfhundesteuer in Versmold zumindest vorerst vom Tisch.

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