Tierschutzverein Bielefeld kündigt Vertrag mit Versmold - es geht ums Geld

Versmold. "Wenn wir so weitermachen, gibt es das Tierheim in drei bis vier Jahren nicht mehr." Helmut Tiekötter, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bielefeld, spricht deutliche Worte. Ohne eine Preiserhöhung könne man den Betrieb nicht aufrechterhalten. Die Tierschützer sehen deshalb die Kommunen in der Pflicht, ihren Teil dazu beizutragen. Der Verein hat eigenen Angaben zufolge die bestehenden Verträge mit Versmold und Bielefeld zum 31. Dezember des Jahres gekündigt und ihnen neue Angebote vorgelegt. Es geht für Versmold um das etwa 2,3-fache des bisherigen Betrages, erklärt Helmut Tiekötter weiter im Gespräch mit dem "Haller Kreisblatt". Bisher, so sagt er, habe man keine Reaktion darauf bekommen. Von der Versmolder Verwaltung heißt es dazu: "Wir sind noch in der Abstimmung mit dem Tierschutzverein. Einen persönlichen Termin mit dem Tierschutzverein hat es noch nicht gegeben, soll aber in den nächsten Wochen vereinbart werden." Helmut Tiekötters große Bitte an die Verantwortlichen im Rathaus ist, dass sie sich einmal auf den Weg ins Tierheim begeben, um sich selbst ein Bild zu machen. Dem Verein sei daran gelegen, eine "gute Lösung" mit den Vertragspartnern zu finden. "Um auf Dauer ein verlässliches und gut funktionierendes Tierheim zu haben, brauchen wir aber mehr Geld." Für Versmold hieße das künftig 50.000 Euro jährlich als Fixbetrag. Der Vertrag mit Versmold und anderen Kommunen bezieht sich auf die Versorgung von Fundtieren, in erster Linie von Katzen. Per Gesetz sind die Kommunen in der Pflicht, sich um herrenlose Tiere zu kümmern. Diese Aufgabe übertragen sie in der Regel an den Tierschutz; private Tierpensionen wären eine Alternative. Ein Euro pro Einwohner hat Versmold in den vergangenen Jahren an die Bielefelder Tierschutzverein gezahlt. Bis 2015 gab es eine andere Regelung: Da wurde pauschal pro Fundtier ein Betrag abgerechnet. Hohe Tierarztkosten belasten Tierbesitzer Der Betrieb des Tierheims mit Personal- und Energiekosten aber muss dauerhaft finanziert werden, unabhängig von der Zahl der Fundtiere aus einem Ort. Allein durch Spenden oder Tierschutzgebühren ist das nicht zu stemmen. Zu den Betriebskosten kommen Investitionen. Deshalb schloss man vor acht Jahren neue Verträge mit den Kommunen. Im Altkreis waren das Halle und Versmold. Andere Orte stiegen aus dem Kontrakt aus und suchten neue Partner für die Fundtierversorgung. Lesen Sie auch: Elend wird immer größer: Steinhagen hat ein Problem mit Streunerkatzen Nun sieht sich das Bielefelder Tierheim gezwungen, seine Konditionen erneut anzupassen. Steigende Kosten in allen Bereichen sowie die hohe Zahl an Tieren sind der Grund. Die Kapazitätsgrenzen sind errreicht: Als Folgen von unüberlegt angeschafften Tieren in der Corona-Zeit und steigenden Tierarztkosten würden immer mehr Tiere abgegeben oder ausgesetzt. "Aus alter Verbundenheit möchten wir die Verträge mit Versmold gerne behalten", sagt Helmut Tiekötter. Auch präventiv ist der Verein vor Ort tätig, fängt immer wieder wild lebende Katzen ein, um sie kastrieren zu lassen. Die Versmolderin Martina Auhage kümmert sich ehrenamtlich um das Fangen der Tiere im Ort. Sie fährt bei Bedarf Tag und Nacht zu den Fangstellen, wo die Katzen später wieder in Freiheit entlassen werden. "Vorsorge sind verhinderte Fundtiere", betont Helmut Tiekötter und sieht darin eine Dienstleistung des Tierschutzes, für den es finanzielle Unterstützung brauche. Kastrationspflicht für Katzen greift oft nicht Die ländlichen Bereiche von Versmold stellen weiterhin ein Problem dar. Obwohl seit vielen Jahren Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigänger gilt, wird sich oft nicht daran gehalten, so die Erfahrungen von Martina Auhage. "Die Katzen vermehren sich ohne Ende", sagt sie und schildert einen aktuellen Fall, bei dem sie etwa 25 Katzen an einer Stelle ausgemacht hat. Die Bauern redeten sich oftmals heraus und fühlten sich nicht zuständig. "Die Kastrationspflicht wird oft nicht ernst genommen", berichtet auch Helmut Tiekötter. Auf vielen Resthöfen oder Kotten lege die Zahl der scheuen Streuner nicht selten im zweistelligen Bereich. "Wenn irgendwo sieben oder acht Katzen gesehen werden, verstecken sich die sieben oder acht anderen in der Nähe." Für den Tierschutzverein ist das Fangen mit viel Aufwand und das Kastrieren mit hohen Kosten verbunden. Auch das würde mit Vertragsende in Versmold wegfallen. "Die Stadt muss sich etwas einfallen lassen. Wer fängt sonst die wild lebenden Katzen?", fragt Martina Auhage und befürchtet künftig noch viel mehr Streunerkatzen. Sie sieht die Stadt in der Verantwortung, rigoroser bei Verstößen gegen die Kastrationspflicht vorzugehen und mehr Kontrollen durchzuführen. "Bei Bekanntwerden von nicht kastrierten Katzen fordern wir regelmäßig die Halter gemäß unserer Ordnungsbehördlichen Verordnung zur Kastration auf. Dies erfolgt regelmäßig mit der Androhung eines Bußgeldes, was in den meisten Fällen dazu führt, dass die Halter die Kastration innerhalb einer gesetzten Frist nachweisen", heißt es aus dem Rathaus dazu. Bei Nichteinhaltung dieser Frist sei es in der Vergangenheit auch schon zu Bußgeldern gekommen. Lesen Sie auch: Zum Welttag der Katze: Sechs exklusive Katzen-Geschichten aus Halle

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