Hebamme verlässt Versmold: Droht jungen Familien eine Versorgungslücke?

Versmold. Die Stadt Versmold lässt sich die medizinische Versorgung einiges kosten - mit Erfolg. Das Förderprogramm für Hausärzte trägt Früchte - drei Mediziner profitieren inzwischen von einer Anschubfinanzierung. Als Pendant dazu hat die Stadt vor einigen Jahren einen weiteren Fördertopf gefüllt, mit dem die Niederlassung von Hebammen unterstützt wird. Das war 2021 Anreiz für Daniela Bergen und Petra Marz, ihren Tätigkeitsschwerpunkt bei der Vor- und Nachsorge auf Versmold zu legen. Damit konnte eine wichtige Lücke für Familien geschlossen werden. Seitdem, so erzählt Kerstin Walter vom städtischen Haus der Familie, sei es gelungen, die Bedarfe Schwangerer zu decken. Umso mehr bedauert Bürgermeister Michael Meyer-Hermann, dass sich die Stadt nun wieder auf die Suche begeben muss. Denn Daniela Bergen hat aus persönlichen Gründen angekündigt, ihre Tätigkeit in Versmold aufzugeben. Durch einen Umzug wird der Weg künftig zu weit. Die Entscheidung könne er nachvollziehen, sagt Meyer-Hermann. Für Versmold sei das natürlich ein Verlust. Als familiengerechte Kommune sei es sein Anspruch, ein gutes Hebammen-Angebot im Ort vorweisen zu können. Durch das Förderprogramm hofft er, übergangslos eine Lösung zu finden. Daniela Bergen betreut Versmolder Familien noch bis zum Jahresende. Die enge Vernetzung mit dem Haus der Familie erachtet sie als einen Pluspunkt in Versmold. "Das ist besonders", sagt sie. Der Abschied fällt ihr deshalb nicht leicht. "Ich gehe nicht gerne." Wegen ihrer Stelle am Klinikum Osnabrück betreute Bergen im Schnitt weniger Frauen als Kollegin Petra Marz. Die Hallerin, die angebunden an die Versmolder Frauenarzt-Praxis arbeitet, kann bei Bedarf etwas aufstocken, so dass kein akuter Engpass entstehen wird. Sie würde sich aber über Verstärkung freuen, allein für Vertretungssituationen, den gegenseitigen Austausch und den Offenen Babytreff, den beide monatlich in Absprache anbieten. Außerdem gehen die Prognosen davon aus, dass Versmold weiter wachsen wird. Geburtsvorbereitung für Paare am Wochenende Jährlich kommen gut 200 Babys von Versmolder Familien auf die Welt. Bis vor einigen Jahren sei es oft schwierig gewesen, zur Nachsorge eine Hebamme zu finden, weiß Kerstin Walter aus Gesprächen mit Betroffenen. Seit 2021 ist das anders. Gut die Hälfte der Frauen wird von einer der beiden über das Förderprogramm angeworbenen Hebammen begleitet. Darüber hinaus gibt es Hebammen aus den umliegenden Orten, die Versmolderinnen betreuen, ihren Tätigkeitsschwerpunkt aber nicht unbedingt in der Fleischstadt haben. "Und es gibt Frauen, die keine Hebamme möchten oder nicht wissen, was sie anbietet", sagt Kerstin Walter. Versmold befindet sich jedenfalls in der komfortablen Lage, jeder Familie ein Angebot machen zu können. Damit das so bleibt, möchte die Stadt mit ihrem Förderprogramm potenzielle Nachfolger anwerben. Informationen zu den Förderrichtlinie sind über die Internetseite der Stadt zu bekommen. Bürgermeister Meyer-Hermann hat das Thema zur Chefsache erklärt und steht als Ansprechpartner zur Verfügung. Gelder gibt es nicht nur dann, wenn vor Ort eine eigene Praxis betrieben wird, sondern auch, wenn vorrangig Versmolderinnen betreut werden. Eine Nachfolge ist derweil bereits geklärt. Das Angebot der Geburtsvorbereitung von Daniela Bergen übernimmt Hebamme Inga Adler aus Osnabrück mit verändertem Konzept. Sie bietet Wochenend-Paar-Kurse im Bewegungsraum der Kita Gartenstraße an. Rückbildungskurse laufen ohnehin seit einiger Zeit in Versmold über eine Physiotherapeutin. Lesen Sie auch: Hebamme für die Seele: In Halle gibt es jetzt eine Doula für Schwangere

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