Mit Haaren den Weltmeeren helfen - Versmolder Friseursalon macht mit

Versmold. Rapunzel wäre wohl die beste Spenderin gewesen. Denn ein Kilogramm Haare benötigt es, um bis zu acht Kilogramm Öl aus dem Meer zu ziehen, so schreibt es die Initiative "Hair help the oceans". Mit überschüssigem Haar hilft sie dabei, Meere zu reinigen. Blond, braun, lang, kurz, lockig oder glatt - bei jedem Haarschnitt fallen in einem Friseursalon täglich unzählig viele Haare auf den Boden. Für Echthaar-Perücken eignet sich nur ein kleiner Teil. Und so landen die Haarreste in der Regel in der Tonne. Nicht mehr im Salon von Steffi Bäumker, die durch eine Freundin auf "Hair help the oceans" aufmerksam wurde. Der Nachhaltigkeitsgedanke war ihr Motor, sich der Initiative anzuschließen. "Man ist insgesamt sensibler für die Umwelt geworden", sagt die 37-Jährige. "Jeder kann einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten", findet sie. So nimmt Steffi Bäumker beispielsweise zunehmend Produktlinien ins Sortiment auf, die für Nachhaltigkeit stehen. Die in ihrem Salon anfallenden Haare sammelt sie seit Herbst separat in Tüten. Selbstredend: "Aus Papier", betont sie. Auch hier spielt der Umweltaspekt eine Rolle. Die Tüten wandern schließlich in einen großen Karton und werden einmal monatlich abgeholt. Haare als natürliches Reinigungsmittel Die genaue Menge an Haaren kann die Friseurmeisterin, die seit zehn Jahren mit einem eigenen Salon in Versmold vertreten ist, nicht sagen. Gewogen hat sie die gesammelten Spenden bisher nicht. Jedes Mal übergibt sie einen großen Karton an das "Haare-Taxi". Für die Abholung zahlen die teilnehmenden Salons einen kleinen Beitrag. "Dafür haben wir weniger Restmüll", nennt Steffi Bäumker einen Vorteil. Die bisherigen Reaktionen auf das Projekt freuen sie. "Bei den Kunden kommt das gut an." Lesen Sie auch: Gütersloher Friseurin fassungslos: Kundin stiehlt teure Haarverlängerung Aber was passiert denn nun mit den Haaren? Das Prinzip, das die Gründer von "Hair help the Oceans" auf ihrer Internetseite beschreiben, klingt ganz simpel: "Haare besitzen die besondere Eigenschaft, viel Fett aufzusaugen und diese Funktion auch nach dem Schneiden nicht zu verlieren. Daher eignen sie sich hervorragend dazu, als natürliches Reinigungsmittel gegen Verschmutzungen wie Öl, Benzin und Sonnenmilchreste in Gewässern wie Meere, Flüsse und Seen eingesetzt zu werden." Vorbild war der französische Verein &bdquo;Coiffeure Justes“. Mit Haaren befüllte Nylonstrümpfe werden zu Rollen gebunden und dienen als "Haarfilter" in Gewässern. Hierzulande brachten der italienische Friseurmeister Emidio Gaudioso aus Bückeburg und der Würzburger Unternehmensberater Thomas Keitel die Idee ins Rollen. Sie gründeten eine UG. Fachkräftemangel macht Friseurhandwerk zu schaffen Mittlerweile gibt es zahlreiche Partnersalons in Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden. Der Salon Bäumker ist nicht der einzige im Norden des Kreises Gütersloh: Der Übersichtskarte auf der Website zufolge werden auch im Peckeloher Haarstudio, den beiden Haller Salons Bäumer und Wagener sowie in "Inas Haarstübchen" in Steinhagen Haare für den guten Zweck gesammelt. Steffi Bäumker ist vom Projekt überzeugt und freut sich, dass sie mit jedem Haarschnitt nicht nur den Kunden, sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun kann. Vor zehn Jahren übernahm die damals 27-Jährige die Traditionsadresse von ihrem Chef Peter Bäumer an der Münsterstraße. Drei Jahre später zog sie an die Ravensberger Straße - in direkter Nachbarschaft befinden sich drei weitere Salons. Ohnehin gibt es in Versmolds Kernstadt viel Konkurrenz. Steffi Bäumker sieht darin keinen Nachteil. "Die Kunden gehen gezielt zu ihrem Friseur. Jeder hat seine Kunden", sagt sie. Lesen Sie auch: Traditionsreicher Versmolder Friseursalon feiert seinen 60. Geburtstag Problematischer gestaltet sich momentan der Fachkräftemangel. Sechs Mitarbeitende gehören neben der Chefin zum Bäumker-Team. Zwei weitere dürften es gerne sein. Die 37-Jährige setzt deshalb auf Ausbildung und hofft, dadurch künftig ausreichend gutes Personal zu haben. Mit dem Problem steht die Versmolderin nicht alleine da. In vielen Salon-Fenstern im Ort hängen Aufrufe, dass Personal gesucht wird. Dauerwelle ist bei Männern im Trend Die vergangenen drei Jahre haben die Branche gefordert: erst Corona-Lockdowns und strenge Vorgaben, nun die Energie-Krise. Steffi Bäumker ist froh, dass sie bereits mit dem Umzug an die Ravensberger Straße auf energiesparende Beleuchtung setzte. Darüber hinaus werden einige Lampen nun seltener angestellt. Gleiches gilt für den Trockner, der sparsamer zum Einsatz kommt. Andere Stellschrauben, um Energie zu sparen, sieht die Friseurmeisterin kaum. "Wir brauchen die Gerätschaften und das Wasser muss warm sein", sagt Steffi Bäumker. Außerdem könne man schlecht die Kundinnen und Kunden frieren lassen. Manche Frisur braucht gewisse Zeit. Lesen Sie auch: In diesem Versmolder Salon arbeitet die beste Nachwuchs-Friseurin aus NRW "In" sind zurzeit verschiedene Haarfärbetechniken wie Color Melting, Balayage oder Illuminage. Dabei wird die Farbe "mehr ins Haar gemalt", beschreibt Steffi Bäumker. Was den Haaren mehr Natürlichkeit verleihe. Mitarbeiterin Daniela Preuß ist frisch gebackene Spezialistin rund ums Färben und Strähnen. Sie hat gerade im Wella-Studio in Düsseldorf ihren "Master of Color" gemacht. Wer übrigens gedacht hat, Dauerwelle ist längst out, wird im Salon an der Ravensberger Straße eines Besseren belehrt. Der Lockenkopf zählt zu den Trendfrisuren bei Männern und wird auch bei Steffi Bäumker und ihrem Team nachgefragt. Von wegen was für ältere Frauen . . .

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