Sieckendieck - der Versmolder Busbetrieb zeigt sich als Meister des Wandels

Versmold-Peckeloh. Der Blick soll an diesem herrlichen Frühlingsmorgen nach vorne gehen. In eine hoffentlich sorgenfreiere Zukunft. Denn kaum eine Branche wurde von Corona so gebeutelt wie das Reisegeschäft. Sieckendiek – das bedeutet, seit 57 Jahren unterwegs zu sein, Menschen zu treffen, die Welt zu entdecken. Und ein bisschen auch: zu träumen. Und dann kommt ein Virus und verbannt die Linien und Reisebusse in die Halle, werden alle Trips storniert, liegt ein eigentlich so lebendiger Betrieb komplett lahm. Voller Verzweiflung warb Bettina Sieckendiek in der ersten Hochphase des Virus um politische Unterstützung für ihre darbende Branche, auch die größten Optimistinnen und Optimisten aus dem Team an der Bismarckstraße fragten sich zu dieser Zeit, ob und wie es noch weitergehen würde. Es ging. Und das hat ganz bestimmt auch etwas mit der inneren Stärke des Unternehmens, mit dem familiären Zusammenhalt und der Leidenschaft für das tägliche Geschäft zu tun. Bettina Sieckendiek kann gar nicht anders, als zu lächeln, während sie erzählt: &bdquo;Vor einigen Tagen waren endlich mal wieder alle im Büro, die Kundenplätze waren samt und sonders belegt, einige warteten draußen – das war einfach herrlich." Innere Stärke und familiärer Zusammenhalt Sieckendiek ist auf dem besten Weg, eine der schwersten Krisen der Unternehmensgeschichte hinter sich zu lassen. Mit Optimismus und Tatkraft. &bdquo;Es gibt einen großen Nachholbedarf bei den Menschen. Die wollen jetzt reisen", sagt Geschäftsführer Ingo Kehl. Und Bettina Sieckendiek ergänzt: &bdquo;Gerade die Älteren sagen, dass sie viel Zeit verloren haben." Wohin der Trend nach den ersten heftigen Corona-Wellen geht, können auch die Reiseexperten noch nicht im Detail wahrsagen. Lesen Sie auch: Potenzial ohne Ende - das Unternehmen ERIKS ist ein erwachender Riese Zumal Krieg und Inflation als nächste Plagen die Pandemie ablösen. &bdquo;Wir merken, dass lange geplante, hochwertige Reisen Bestand haben – aber die Kurztrips am Wochenende werden oft abgesagt. Da sparen die Leute", sagt Sieckendiek. Trotzdem, die Geschäfte laufen wieder an, und die Verantwortlichen blicken positiv nach vorn. Weil sie mit ein bisschen Ungewissheit auch leben können. &bdquo;Wir müssen unser Reiseangebot ein Jahr im Voraus planen – natürlich steckt da eine gewisse Unsicherheit drin", sagt Bettina Sieckendiek. Doch im Umgang damit sind alle Mitarbeitenden vertraut. Vielleicht, weil es auch ein bisschen in der DNA dieses Unternehmens liegt. 1965 gründeten Renate und Fritz Sieckendiek den Betrieb, spezialisierten sich zunächst auf den Bus-Pendelverkehr für die heimischen Fleischwarenfabriken. &bdquo;Dass ich damals einen Busführerschein hatte und gefahren bin, war noch eine absolute Ausnahmeerscheinung", erinnert sich die Seniorchefin und lacht. Das Unternehmen fuhr in den 1980er-Jahren auch Müll Bange war sie nicht – und trieb die Entwicklung des jungen Unternehmens mit voran. 1974 wurde das Reisebüro gegründet, 1978 die MAN-Werkstatt. &bdquo;Weil wir dann selbst reparieren und die Auslastung durch Fremdaufträge noch erhöhen konnten", erklärt Ingo Kehl. Das Unternehmen fuhr in den 1980er-Jahren auch Müll. &bdquo;Wir hatten zu Hochzeiten 25 bis 30 Absetzmulden – aber als das Geschäft zu spezialisiert wurde, haben wir es abgegeben", so Kehl. Übrigens an Familie Schnur, die daraus ihrerseits einen florierenden Betrieb am Bockhorster Landweg machte. Mit dem Taxi waren die Peckeloher auch unterwegs – bis 1979 Fritz Schneider diese Sparte übernahm. Keine Angst vor dem Wandel, das hat Sieckendiek geprägt. &bdquo;Man kann kein Unternehmen erfolgreich führen, wenn man nicht alles in Frage stellt und immer wieder überprüft", sagt Reisefachfrau Bettina Sieckendiek. Heute sind 85 Mitarbeitende an der Bismarckstraße beschäftigt – mit den Bereichen Busverkehr, Reisebüro und MAN-Werkstatt. &bdquo;Wir haben in der Pandemie eigentlich keine Abgänge gehabt", sagt Ingo Kehl. Die zum Teil langjährige Verbundenheit des Teams sei ein wichtiges Kapital. Auch uns fehlen Fachkräfte &bdquo;Obwohl wir schon gerne noch Monteure und Fahrer einstellen würden – aber auch uns fehlen die Fachkräfte", berichtet Anna-Lea Rinker, die für die dritte Generation im Unternehmen steht – ihre Eltern Stefan Rinker und Birgit Sieckendiek-Rinker sind im Geschäftsführungsteam für den Werkstattbereich zuständig. Lesen Sie auch: Lieber selbst machen - die Brockmeyers streben nach Unabhängigkeit Lara Kehl wiederum etabliert sich gerade im Reisebereich – die Perspektiven in Peckeloh stimmen also. Und was sind nun die großen Herausforderungen der Zukunft? &bdquo;Natürlich nachhaltige Mobilität", sagt Ingo Kehl. &bdquo;Wir müssen den Menschen erklären können, warum eine Busreise mit mehreren Menschen ökologisch verträglicher ist als eine Fahrt mit dem Auto oder ein Flug. Zumal der Diesel immer sauberer wird." Der E-Mobilität steht der Busfachmann immer noch etwas skeptisch gegenüber. Zum einen sei die Infrastruktur noch nicht weit genug entwickelt – zum anderen werde immer wieder von Bränden bei strombetriebenen Bussen berichtet. Doch sich in Richtung Umweltschutz zu entwickeln, sei eine der zentralen Zukunftsaufgaben des Reiseunternehmens. Kulturveranstaltung in den eigenen Bushallen Sieckendiek reist nicht nur, sondern hat sich mittlerweile schon eine gewisse Kompetenz in Sachen Veranstaltungen erarbeitet. Das liegt übrigens nicht zuletzt in der Partnerschaft mit dem Haller Kreisblatt begründet. Seit 1993 &bdquo;haben wir sicherlich um die 1.000 Leserreisen mit dem HK organisiert." Und den Menschen dabei unvergessliche Momente beschert. Denn neben den attraktiven Zielen schmückte auch so manche lustige Aufführung das Programm. &bdquo;Wir würden gern mal wieder eine tolle Kulturveranstaltung in unseren Bushallen anbieten", sagt Bettina Sieckendiek. Die waren bisher stets der Renner – und werden nun wieder möglich. Noch ein Grund für Optimismus. &bdquo;Eigentlich", sagt Bettina Sieckendiek und lächelt wieder, &bdquo;ist Versmold doch wie Bullerbü. Wir haben es hier wunderschön, drei Uni-Städte in der Nähe und ein Familienunternehmen, das in die dritte Generation hineinwächst". Wäre doch gelacht, wenn sich mit all dieser Kraft die Zukunft nicht meistern ließe.

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