
Versmold. Die Versmolderin Martina Auhage ist seit Jahrzehnten eine engagierte Tierschützerin. Sie ist Mitglied des Tierschutzvereins Bielefeld. Der betreibt das Tierheim in Bielefeld, das auch Aufnahmestelle für Versmolder Fundtiere ist. Martina Auhage berichtet von einem jüngsten Fall auf einem Versmolder Hof. Der Landwirt hatte sich mit dem Tierschutzverein in Verbindung gesetzt, weil rund 30 Katzen und Kater seinen Hof bevölkerten und er der schnellen Vermehrung offenbar nicht mehr Herr wurde.
"Zum Teil sind die Tiere schon mit fünf Monaten rollig"

Auhage und ihre Helfer fingen die Tiere ein und brachten sie zur Kastration. Ein Teil der Katzen wurde am vergangenen Wochenende im Bielefelder Tierheim kastriert, ein anderer Teil in einer Tierarztpraxis in Versmold. Alle kastrierten Katzen und Kater kamen anschließend zurück auf den Hof. „Zum Teil sind die Tiere schon mit fünf Monaten rollig", macht Auhage auf die Problematik der schnellen Vermehrung aufmerksam. Auf dem betreffenden Hof hätten sich Kater und Katzen jeden Alters befunden.
Martina Auhage ist es wichtig, im Sinne des Tierwohls für das Thema zu sensibilisieren. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen, die in Versmold gilt.
Die Vorschrift gibt es in der Fleischstadt seit dem Mai 2011. In der Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für schnurrende Freigänger sah die Stadt Versmold damals die einzig sinnvolle Maßnahme, der Überpopulation an Katzen entgegenzuwirken. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes gibt es eine solche Kastrationspflicht heute in mindestens 792 deutschen Städten und Gemeinden (Stand vom Februar 2020). Im Altkreis besteht sie laut der Liste des Tierschutzbundes neben Versmold noch in Borgholzhausen und Halle.
"Zwei Mitarbeiter tun nichts anderes als freilebende Katzen einzufangen"
Helmut Tiekötter, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bielefeld, berichtet, dass zehn Tiere des betreffenden Versmolder Hofes schon wieder tragend gewesen seien, eine Katze laut Martina Auhage sogar mit sieben Jungen. „Im Tierheim haben wir eine Mitarbeiterin und einen Mitarbeiter, die nichts anders tun, als freilebende Katzen einzufangen", sagt Tiekötter. Zwei Tage habe die jüngste Einfangaktion in Versmold gedauert.
Freilaufende Katzen seien auch deswegen ein Problem, weil sie oft im Verborgenen lebten. Nach der Kastration würden die Tiere wieder am entsprechenden Ort ausgesetzt.
Eine valide Zahl von Einfangaktionen pro Jahr hat Tiekötter zwar nicht zur Hand. Aus seiner Erfahrung melden sich viele Menschen aber beim Tierschutzverein erst dann, wenn „die Zahl zweistellig" ist" – wie im jüngsten Versmolder Fall. Das dürfe ruhig früher passieren. Erreichbar ist das Tierheim unter (0 52 05) 9 84 30.
Bei den Kosten einer Kastration kann der Tierschutzverein helfen. Es gibt Zuschüsse vom Land, zudem könnte das Tierheim Spendengelder für das Tierwohl ausgeben. Als Beitrag zu solchem wertet Tiekötter wie auch Auhage die Kastration freilaufender Katzen. Die Spendengelder würden auch deshalb für die Maßnahmen zur Verfügung stehen, weil Städte wie Halle und Versmold mit dem Tierheim Bielefeld kooperierten und einen Euro pro Jahr und Einwohner an die Einrichtung an der Kampstraße im Stadtteil Senne zahlten. „Das ist eine angemessene Vergütung", sagt Tiekötter.
Es kann teuer werden
Würde es diese Unterstützung nicht geben, könnten die Kastrationskosten für Privatleute schnell beträchtlich werden. Die Kastration für eine weibliche Katze liege bei 120 bis 150 Euro. Für einen Kater zahle man mittlerweile auch schon 90 bis 100 Euro, sagt Tiekötter. Wer also 30 Katzen und Kater fortpflanzungsunfähig macht, zahlt dafür den Preis eines gebrauchten Kleinwagens.
Eine wichtige Nachricht hat Martina Auhage besonders noch für Hofbesitzer, die eine Kastration für das Tier noch aus einem anderen Grund scheuen könnten: „Kastrierte Katzen fangen weiterhin Mäuse." Wer sich nicht mehr fortpflanzen kann, wird in dieser Beziehung also nicht träge und behält – zumindest – den Jagdtrieb.