Wurst

Fleisch-Bosse Tönnies und Reinert im Clinch

Hans-Ewald Reinert und Clemens Tönnies streiten über die Frage, ob sich die Fleischerzeuger einer Export-Diät unterziehen sollten, damit der deutsche Markt nicht ausblutet.

Der Streitfall: Wie viel Fleisch aus deutschen Landen darf nach China exportiert werden? | © Mareike Gröneweg

24.11.2019 | 24.11.2019, 16:26
Rheda-Wiedenbrück/Versmold. Nach der Fusion der Fleisch-Konzerne Reinert und Kemper zum Giganten "The Family Butchers" ist eine Kontroverse zwischen Hans-Ewald Reinert und Tönnies-Boss Clemens Tönnies ausgebrochen. Der Streit entzündet sich an der Frage, ob sich die deutsche Fleischindustrie einer Export-Diät unterwerfen sollte. Das berichtet die Lebensmittel-Zeitung. Die Frage sorgt für Magengrummeln, weil derzeit mehr Fleisch als sonst nach China geschickt wird, nachdem dort die Afrikanische Schweinepest wütet. Die Sorge: in Deutschland könnten so Lieferengpässe für den heimischen Markt entstehen.

Hans-Ewald Reinert will Export-Diät

Die Möglichkeit einer Exportbeschränkung hatte Hans-Ewald Reinert vor einigen Tagen aufgeworfen. Beim Fleisch-Kongress der Lebensmittel-Zeitung warf der Versmolder den deutschen Fleischkonzernen vor, die heimischen Fleischwarenhersteller ausbluten zu lassen. Er forderte die Unternehmen auf, ihre Schweinefleisch-Exporte nach China zu begrenzen und stattdessen lieber den deutschen Markt versorgen. Die deutschen Wursthersteller seien sonst nicht mehr in der Lage, ausreichend Ware für den deutschen Einzelhandel zu produzieren.

Clemens Tönnies führt die Gegenrede

Clemens Tönnies führt die Gegenrede. Er lehnt eine Exportbeschränkung für deutsches Fleisch ab. Sein Fleischkonzern sehe sich weiterhin als zuverlässiger Rohstofflieferant der deutschen Fleischwarenindustrie. Die Lebensmittel-Zeitung bezieht sich auf eine Tönnies-Mitteilung mit einem klaren Bekenntnis als "zuverlässiger Partner der Fleischwarenindustrie und der landwirtschaftlichen Erzeuger. Wir stehen zu unseren Partnern, auch bei hohen zu erzielenden Exportpreisen", sagt Clemens Tönnies.

Der neue Riese Family-Butchers

Die beiden Unternehmen Reinert und Kemper hatten in der vergangenen Woche vom Bundeskartellamt grünes Licht bekommen für die geplante Fusion zum neuen Riesen „The Family Butchers". Es entsteht in mehreren Produktkategorien der zweitgrößte Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren in Deutschland. Marktführer bleibt in vielen Bereichen die Tönnies-Gruppe, die darüber hinaus auch über eigene Schlachthöfe verfügt.

Reinert ist ebenso wie Kemper in der Herstellung und dem Vertrieb von verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren tätig. Beide Unternehmen betreiben keine eigenen Schlachthöfe oder Zerlegebetriebe. Reinert erzielte im Geschäftsjahr 2018 in der EU etwa 300 Millionen Euro Umsatz, in Deutschland waren es 194 Millionen Euro. Kemper erwirtschaftete 2018 in der EU 415 Millionen Euro, in Deutschland 330 Millionen Euro. Besonders stark sind die Partner laut Kartellamt in den Teilmärkten gekochte Fleischwaren sowie Aspik und Sülze aus Geflügelfleisch. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der Rohwurst-Herstellung.