Werk in Steinhagen schließt, Schaeffler kündigt Gewinn-Verdopplung an

Steinhagen. Mit der Ankündigung, den Steinhagener Standort zu schließen, zieht der Metallverarbeiter Schaeffler den rund 200 Mitarbeitern vor Ort &bdquo;den Boden unter den Füßen weg“, wie es der Betriebsratsvorsitzende Andreas Heil formuliert. Heil kämpft seit der Bekanntgabe der Pläne Ende August gemeinsam mit der IG Metall gegen die Aufgabe des Werkes und für bestmögliche Konditionen für seine Kollegen. Die Stimmung gegenüber der Geschäftsleitung habe sich zuletzt nicht entspannt, betont er: &bdquo;Der Arbeitgeber sorgt massiv dafür, dass das Gefühl, dass noch etwas gehen kann, sehr gering geworden ist.“ Besonders frustrierend für die Steinhagener Arbeitnehmer: Erst vor wenigen Tagen kündigte der Global Player an, seine Gewinne in den kommenden Jahren verdoppeln zu wollen. Dafür setze man auf die Sparte Elektroautos, aber auch darauf, dass sich das schwächelnde Geschäft mit Wälz- und Kugellagern sowie mit der allgemeinen Industrie erholen werde. Eine gute Nachricht für die Deutsche Börse und die Industrie - für die Steinhagener Mitarbeiter dürfte es wie Hohn klingen. Es zeigt aber auch, dass es vielleicht zu früh ist, den Kampf um den Standort komplett verloren zu geben. Das ist Andreas Heil wichtig. &bdquo;Wir werden nicht kampflos aufgeben“, betont der erfahrene Betriebsrat im HK-Gespräch. Man habe sich neben der IG Metall auch den Konzernbetriebsrat sowie erfahrene Juristen und Wirtschaftsberater an die Seite geholt, um nun erst einmal alle Möglichkeiten auszuloten. Steinhagener Betriebsrat zeigt sich kampfbereit Am Ende sei die für Dezember 2026 angekündigte Standortschließung kein plötzlicher Schritt, sondern eine Folge der Standortpolitik der vergangenen Jahre. &bdquo;Als 2019 die Produktion von Schiebemuffen rausgenommen wurde, ohne dass man Alternativprodukte an den Standort gegeben hat, war klar, dass es Probleme geben wird“, spricht Heil aus, was die Kollegen seit Jahren umtreibt. &bdquo;Für uns war es keine Überraschung. Man hat uns aus wirtschaftlichen Gründen keine neuen Produkte angedeihen lassen. Wir haben alle gesehen, dass es so den Bach runtergeht.“ Am Ende verliere man beim Wettbewerb gegen Osteuropa und Asien. Offiziell sollen die Produkte aus Steinhagen künftig in einem großen Werk in Süddeutschland produziert werden. Schaeffler-Schock in Steinhagen: Stimmen zur Schließung des Werks Tatsächlich habe die Gewerkschaft bei den damaligen Verhandlungen sogar erstritten, dass bis 2025 keine weiteren Produkte vom Steinhagener Standort wegverlagert wurden. Sonst hätte die Standortschließung sogar schon früher kommen können. Auch jetzt wolle man die Pläne in Ruhe analysieren und sehen, wo man Einfluss nehmen könne. &bdquo;Wir sind noch in der Informationsphase, noch ganz am Anfang“, so Heil. Man fordere derzeit alle nötigen Fakten ein, um die Lage einschätzen zu können. &bdquo;Wir haben noch einige unangenehme Fragen.“ Dass Arbeitgeber und Betriebsrat da &bdquo;ganz unterschiedliche Ansätze“ hätten, liege in der Natur der Sache. Selbstverständlich werde man auch sein Recht einfordern, gegen die geplante Schließung zu protestieren. &bdquo;Ich gehe schon davon aus, dass wir uns zu geeigneter Zeit das Recht nehmen, das Ganze in die Welt zu schreien“, kündigt Andreas Heil Aktionen an. Genaueres wolle er aber noch nicht bekannt geben. Lesen Sie auch: Schaeffler will Tausende Stellen abbauen Die Schaeffler AG ist mit zuletzt rund 120.000 Mitarbeitenden an mehr als 250 Standorten in 55 Ländern eines der größten Familienunternehmen der Welt. Das Unternehmen produziert vor allem Metallteile für Industrie und Automobile. Zu den Produkten der Gruppe zählen Kupplungssysteme, Getriebeteile, Lager und vieles mehr. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Stellenabbau bei Schaeffler: Betriebsrat spricht über Lage in Steinhagen

Schaeffler-Schock in Steinhagen: Stimmen zur Schließung des Werks

Der Altkreis Halle verliert hunderte Arbeitsplätze - mit gravierenden Folgen?

Betriebsrat geht mit Thyssenkrupp-Vorstand hart ins Gericht

Wirtschaftsskandal Balsam: Vorverkauf für den True Crime Podcast Live in Bielefeld HK-Chefredakteurin Nicole Donath führt durch den Abend. Mit ihr auf der Bühne sind verschiedene Gesprächspartner, die den Steinhagener Fall aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

Standort für Riesen-Trafo in Gütersloh steht: Amprion meldet sich zu Wort Die Entscheidung für den Ort...