Mit Rad ins Rathaus: Warum ein Banker Steinhagens Bürgermeister werden will

Steinhagen. Die Straßen der Patthorst gehören zu den bevorzugten Feierabendstrecken von René Seidel. Wenn der gelernte Bankkaufmann dort derzeit nach einem langen Tag bei der Bielefelder Sparkasse noch ein paar Kilometer abstrampelt, begegnet er sich schon mal selbst – in Plakatform. Denn: Am 14. September tritt er als CDU-Kandidat gegen die amtierende Bürgermeisterin Sarah Süß an. Der Mann, der am Dienstagnachmittag mit seinem E-Bike bereitsteht, um bei einer kleinen Radtour von seinen Plänen als Bürgermeister zu berichten, unterscheidet sich indes deutlich von dem Banker im Sakko auf den Wahlplakaten. Leger schwingt sich der 54-Jährige in den Sattel und plaudert frei von der Leber weg. &bdquo;Ich bin ja überzeugter Fahrradfahrer“, berichtet er. Wenn möglich, nehme er das E-Bike sogar für die Strecke zur Arbeit bei der Sparkassen-Filiale am Bielefelder Siegfriedplatz. Dort berät René Seidel Privatkunden in Sachen Vermögensanlagen. Ein Thema, das ihm ganz offensichtlich Spaß bereitet. Er sei ein Zahlenmensch, sagt Seidel von sich selbst. Dinge durchrechnen, zu Ende denken, auf Jahrzehnte kalkulieren, das liege ihm einfach. Egal ob es dabei um die private Altersvorsorge geht oder den Bau einer Grundschule. Seine Zahlenexpertise sei auch einer der Gründe, warum er im vergangenen Jahr vielfach angesprochen worden sei, ob er nicht kandidieren wolle. Steinhagener CDU-Kandidat fährt viel Fahrrad Als er dann entschieden habe, für die Christdemokraten anzutreten, sei ihm sofort klar gewesen, dass er keine halben Sachen machen will. Er reduzierte seine Stelle bei der Bank, investierte seinen Jahresurlaub und ist nun fünf bis sechs Tage in der Woche unterwegs, um sich in der Gemeinde bekannt zu machen und für die Politik der CDU zu werben. Lesen Sie auch: Wie Steinhagen günstige Wohnungen bauen will 2.500 bis 3.000 Kilometer strampelt René Seidel im Jahr ab, schätzt er. Dass er trotzdem so eine stattliche Figur habe, liege an seinem anderen Hobby, sagt er lachend: &bdquo;Ich esse einfach auch gerne.“ Statt im Büro findet der kleine Pressetermin mit dem HK im Sattel und am Sandforther Eck statt. In lockerer Atmosphäre erklärt der Steinhagener, was er anders machen würde, wenn er auch das Rathaus lenken würde. Das erste Anliegen fällt ihm unmittelbar auf: die Straßen und Radwege in Steinhagen. Die ließen zum Teil deutlich zu wünschen übrig, weiß er aus Erfahrung. &bdquo;Für die Straßen stehen im Haushalt 300.000 Euro, wie jedes Jahr“, sagt Seidel. In seiner Zeit im Gemeinderat sei dieser Posten nie erhöht worden, während die Baukosten immer weiter stiegen. Dass nun zu wenig Geld da sei, um die Straßen in Schuss zu halten, sei rechnerisch eine logische Konsequenz. Da bestehe Handlungsbedarf. Was will Steinhagener CDU-Kandidat anders machen? Egal ob er vor seiner Haustür im Ortskern, im Brook oder in Brockhagen unterwegs sei, &bdquo;es gibt viele Beispiele für Probleme und ich habe Ideen für Verbesserungen.“ In und mit der CDU setze er sich für Wirtschaftsförderung ein. So arbeite man derzeit an neuen Konzepten wie der Einführung eines freiwilligen Handwerkerjahres, um dem Nachwuchsmangel im Mittelstand zu begegnen. Ein &bdquo;Wirtschaftsdialog“ soll alle Unternehmen Steinhagens näher zusammenbringen, um Probleme wirklich lösen zu können – dazu gehörten unbedingt auch eine Lösung für das problembehaftete neue Gewerbegebiet, das seit Jahren nicht wirklich vorankomme, und die Schaffung weiterer Gewerbe- und Baugebiete. &bdquo;Die Langebrede hat viel zu lange gedauert. Wenn schon die Autobahn auf Stelzen gebaut wurde, hätte man draufkommen können, dass es da Probleme mit dem Grundwasser gibt. Wir haben das Grundstück teuer eingekauft“, nun müsse es sich auch rechnen. Mehr zum Thema: Grundwasser lässt Gewerbegebiet-Pläne absaufen Genauso wichtig wie die Politik sei aus seiner Sicht aber auch, die Bürger mitzunehmen. &bdquo;Ich versuche, die Sprache zu sprechen, die Menschen verstehen“, sagt Seidel. &bdquo;Es heißt ja nicht umsonst Rathaus. Die Bürger sollen sich dort ihren Rat holen, nicht bei Facebook.“ Wenn er dieser Tage in Brockhagen unterwegs sei, um an den Haustüren mit Menschen zu sprechen, stelle er immer wieder fest, dass es kein Verständnis für viele Rathausentscheidungen gebe. &bdquo;Die Leute, die auf die Grundschule Brockhagen schauen, schütteln nur mit dem Kopf. Da hätten wir ein Controlling gebraucht“, sagt der Bürgermeisterkandidat. Und das sei nicht das einzige Zig-Millionen-Projekt, das Steinhagen vor der Brust habe. Es brauche nun einfach klare, sparsame Kalkulationen. Steinhagener mahnt Investitionen und Sparsamkeit an video-js.video-js.vjs-fluid:not(.vjs-audio-only-mode) { padding-top: 177.7778%; } Privat muss sich René Seidel nicht mehr mit Grundschulen beschäftigen. Seine drei Kinder sind bereits volljährig. Seidel lebt getrennt. Neben der Kommunalpolitik engagiert er sich auch in der Neuapostolischen Kirche. Sein Glaube spielt auch bei der politischen Arbeit eine Rolle, sagt er. &bdquo;Ich glaube an das christliche Menschenbild der Eigenverantwortung, der Staat muss nicht alles für den Menschen übernehmen. Und ich will mich nicht hinstellen und jemandem sagen: Du musst! Ich schreibe keinem vor, was er zu tun und zu lassen hat.“ Noch bis zum 14. September will sich der Wahl-Steinhagener voll reinhängen. Der Sonntag wird ein großer Tag für René Seidel, so viel ist schon jetzt sicher: &bdquo;Ich werde am Wahltag 55. Gefeiert wird bei uns so oder so!“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Von der Sparkasse ins Rathaus? Steinhagener will Bürgermeister werden

Aufbruchstimmung bei der CDU: Im Bund und im ostwestfälischen Steinhagen

Die A33 ist da und Schaeffler geht: Wut über Schließung in Steinhagen

Stimmenfang auf Social Media: Wer in Steinhagen die Nase vorne hat

Steinhagener Realschulstreit: Anmeldungen stehen bevor, Detmold reagiert Kurz bevor viele Eltern entscheiden müssen, ob sie ihre Kinder an der Realschule in Steinhagen anmelden wollen, reagiert die Bezirksregierung auf die Klage aus Steinhagen.

Geheimnis gelüftet: Warum Steinhagens neues Wahrzeichen alt aussieht Mit dem 12-Uhr-Glockenschlag...