Neues Namensrecht: So entscheiden sich Paare und Eltern in Steinhagen

Steinhagen. Das deutsche Namensrecht galt im Vergleich zu anderen Ländern als besonders restriktiv. Darum ist es zum 1. Mai dieses Jahres reformiert worden. Für Ehepartner und deren Kinder bedeutet das mehr Flexibilität und Selbstbestimmung bei der Wahl des Nachnamens. Kernstück der Reform ist die Einführung echter Doppelnamen für Familien. Im Steinhagener Standesamt sind Martina Hartsieker und Uta Möller für die Umsetzung zuständig. Sie beraten die Bürgerinnen und Bürger. Denn das Namensrecht ist jetzt zwar weniger streng, es bleibt aber kompliziert. Was man über die neuen Regeln wissen sollte, erklären Steinhagens Standesbeamtinnen hier. Was ist die wichtigste Neuerung für Nachnamen von Eheleuten? &bdquo;Eheleute haben seit dem 1. Mai mehr Gestaltungsspielraum bei der Wahl ihres Nachnamens“, erklärt Standesbeamtin Martina Hartsieker. Bisher haben Ehepartner den Namen eines Partners gemeinsam geführt, oder jeder seinen eigenen Nachnamen behalten. Oder aber ein Partner nahm den Nachnamen des anderen hinzu. &bdquo;Ein gemeinsamer Doppelname war bisher aber nicht möglich. Nur ein Partner durfte den Doppelnamen tragen“, erklärt Martina Hartsieker. &bdquo;Das ist jetzt anders. Beide dürfen den Doppelnamen führen; damit ein gemeinsamer Familienname möglich ist.“ Lesen Sie auch: Bengalos und tote Tauben: Trauungen in Steinhagen werden immer wilder Was ist, wenn ein Heiratswilliger schon einen Doppelnamen hat? &bdquo;Es gilt eine Beschränkung auf zwei Namensbestandteile“, erklärt Uta Möller. Zwei bestehende Doppelnamen dürften also nicht kombiniert werden. Wenn beispielsweise Herr Müller-Lüdenscheid Frau Noelle-Neumann heiratet, müssen sie zwei der vier Bestandteile wählen. Zum Beispiel Müller-Neumann. &bdquo;Auf diese Weise sollen endlose Namensketten vermieden werden“, sagt Uta Möller. Ist der Bindestrich beim Doppelnamen zwingend? &bdquo;Nein“, erklären Steinhagens Standesbeamtinnen. Seit dem 1. Mai können die Ehepartner selbst entscheiden, ob ihr Doppelname mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird. Bisher war der Bindestrich verbindlich. Gelten die neuen Regeln auch für bereits verheiratete Paare? &bdquo;Ja“, antworten Martina Hartsieker und Uta Möller. Wer bereits verheiratet ist und einen gemeinsamen Ehenamen führt, kann diesen jetzt ändern und zum Beispiel nachträglich einen gemeinsamen Doppelnamen eintragen lassen. Allerdings sei das nur einmal möglich. Wird ein Ehename bestimmt, dann sei er für den Bestand der Ehe unwiderruflich. &bdquo;Nur durch die Auflösung der Ehe oder eine erneute Heirat ist dann wieder eine Namensänderung möglich“, erklären die Standesbeamtinnen. Lesen Sie auch: Unvergesslicher Tag im Steinhagener Standesamt: Stromausfall bei Hochzeit Wie entscheiden sich Steinhagener Hochzeitspaare seit dem 1. Mai? Die große Mehrheit der Eheleute in Steinhagen folge bei der Wahl des Nachnamens nach wie vor dem herkömmlichen Muster, berichten Martina Hartsieker und Uta Möller aus ihrem Alltag im Standesamt. Das heißt: Etwa 90 Prozent der Paare wählen einen gemeinsamen Nachnamen. Und zwar den Nachnamen des Ehemannes, den die Frau übernimmt. Daran ändere auch das neue Namensrecht nichts, so die beiden Standesbeamtinnen. &bdquo;Steinhagen ist da sehr traditionell.“ Die übrigen zehn Prozent der Paare wählten den Namen der Frau, oder jeder behalte seinen Namen. Doppelnamen seien eher die Ausnahme. &bdquo;Da spielen auch Überlegungen eine Rolle, wie alltagstauglich lange Namen sind. Erst recht, wenn bereits der Vorname aus mehreren Bestandteilen besteht“, weiß Uta Möller. Wurde das neue Namensrecht in Steinhagen trotzdem schon angewendet? Durchaus. Martina Hartsieker und Uta Möller berichten von zehn Anfragen, von denen bereits fünf bearbeitet wurden. Die Kosten für eine nachträgliche Namensänderung belaufen sich in Steinhagen auf 21 Euro, teilen sie mit. Die Bearbeitung sei nach Anmeldung im Standesamt möglich. &bdquo;Wird das Eheregister des Paares in einer anderen Kommune geführt, kann die Bearbeitung allerdings ein paar Tage dauern“, schränkt Uta Möller ein. Lesen Sie auch: Blick hinter die Kulissen von exklusiver Hochzeits-Location in Steinhagen Was sollten Ehepartner wissen, die ihren Nachnamen ändern wollen? Vor dem Antrag lohne sich eine Beratung per Telefon oder E-Mail, heißt es aus dem Steinhagener Standesamt. Bei der Gelegenheit könne den Interessierten gleich mitgeteilt werden, welche Unterlagen sie ins Rathaus mitbringen müssen. Was bedeutet das neue Namensrecht für Kinder? Grundsätzlich schließen sich eheliche Kinder der Namensführung der Eltern an, so Martina Hartsieker. Die Neuregelung zum gemeinsamen Doppelnamen ermögliche es somit, dass alle in der Familie denselben Nachnamen tragen. Darüber hinaus erleichtert die Reform auch Namensänderungen für Scheidungs- und Stiefkinder. Allerdings müssten dabei viele Einzelfallregeln beachtet werden, weshalb eine Beratung im Standesamt ratsam sei. Zum Durchklicken: Brautpaare aus dem Altkreis Halle Gibt es auch neue Regeln bei der Wahl des Vornamens? Wie Martina Hartsieker erläutert, bezieht sich das neue Namensrecht ausschließlich auf den Nachnamen. Allerdings sei zum 1. November vergangenen Jahres das neue Selbstbestimmungsrecht in Kraft getreten. Wer eine Geschlechtsänderung beim Standesamt beantragt, kann hier auch seinen Vornamen ändern. In Steinhagen habe es seit dem 1. November fünf Anmeldungen auf Namensänderungen auf Basis des Selbstbestimmungsgesetzes gegeben. Grundsätzlich sei man in Deutschland bei der Wahl des Vornamens schon sehr liberal. Allerdings werden im Steinhagener Standesamt kaum Vornamen registriert. &bdquo;Die Vornamen werden am Ort der Geburt beurkundet“, erklärt Uta Möller. &bdquo;Weil es in Steinhagen aber keine Klinik mit Geburtsstation gibt, landen bei uns nur die Hausgeburten. Und das sind lediglich zwei bis drei pro Jahr.“ 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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