Schatzsuche: Steinhagener Archivar ist alten Kriegs-Münzen auf der Spur

Steinhagen. Die &bdquo;Strafgefangenen-Werth-Marken“ aus Steinhagen sind ein kleines Mysterium. &bdquo;Ich kenne nur drei bis vier Stück“, sagt Patrick Tarner. Der Gemeindearchivar beschäftigt sich seit einiger Zeit mit den sogenannten &bdquo;Werth-Marken“, die etwa von 1914 bis 1918 im Steinhagen, Brockhagen und Amshausen genutzt worden sein sollen. Mit diesen Metallmünzen konnten die Kriegsgefangenen aus Frankreich, Belgien und England, die damals in drei Lagern in Steinhagen inhaftiert waren, in verschiedenen Gaststätten bezahlen. &bdquo;Das Notgeld oder die Werth-Marken waren kein eigentliches Geld“, erklärt der studierte Historiker. &bdquo;Die Gefangenen damals durften kein echtes Geld haben, damit sie sich zum Beispiel kein Zugticket kaufen und fliehen konnten.“ Drei Lager hatte es damals gegeben, weiß der Fachmann. Das in Steinhagen lag in einem Anbau der Gaststätte &bdquo;Zur Reichspost“, das in Brockhagen in einem Gasthof namens Bille, ein weiteres in Amshausen. Alle drei Lager waren Außenstellen des großen, gut erforschten &bdquo;Sennelagers“, nach dem ein Stadtteil nördlich von Paderborn benannt ist. Steinhagener Historiker sucht seltene Münze Die Gefangenen mussten in der lokalen Landwirtschaft arbeiten, nach Kriegsende kehrten sie in ihre Heimatländer zurück – so viel ist klar. Viel mehr aber nicht. Wo und wie die Marken geprägt wurden, kann Tarner nicht sagen. Auch nicht, wie viele es gab. Und nicht nur das, von den meisten ist nicht mal mehr ein Bild überliefert. Die Werth-Marke, die Tarner – zumindest digital – präsentieren kann, liegt im Stadtmuseum in Münster, mehrere andere im Staatsarchiv in Straßburg. &bdquo;Die hatten wahrscheinlich Kriegsgefangene in die Heimat mitgebracht“, spekuliert der 29-Jährige. Im Steinhagener Archiv ist bisher hingegen nicht eine der Münzen zu besichtigen. Obwohl es viele gegeben haben muss. &bdquo;Außerhalb der Münzforschung sind die überhaupt ziemlich unbekannt“, sagt der Geschichtsfachmann. Einige wenige Hinweise gebe Fachliteratur zu Münzen des Ersten Weltkriegs. Auch die örtlichen Heimatvereine und das historische Museum hätten ihm nicht helfen können. Lesen Sie mehr: Alte farbige Karten von Steinhagen aufgetaucht Nur durch einen Zufall war der passionierte Historiker überhaupt auf die extrem seltenen Münzen aufmerksam geworden. &bdquo;Im Stadtmuseum in Münster arbeitet ein Numismatiker, den ich noch aus dem Studium kenne“, erzählt er. &bdquo;Der hat mir diese Münze gezeigt.“ Der Bekannte sei durchaus ein Fachmann auf dem Gebiet des Kriegsgeldes, gemeinsam wolle man einen Beitrag im Kreis-Heimatjahrbuch veröffentlichen. Steinhagener &bdquo;Marken“ nur für Gefangene Vor allen Dingen sei es aber sehr wünschenswert, dass das Steinhagener Archiv Zugriff auf eine oder mehrere solcher Werth-Marken bekomme. Deshalb startet Patrick Tarner nun einen Aufruf. &bdquo;Ich könnte mir vorstellen, dass es in irgendeinem Steinhagener Haushalt noch solche Münzen gibt. Vielleicht denkt jemand: So etwas liegt doch noch in der Schublade bei Oma. Allerdings erkennt man auf den ersten Blick überhaupt nicht, was das für Münzen sind“, so Tarner. Auch spannend: Tödlicher Hinterhalt in den letzten Kriegstagen in Steinhagen Vermutlich sind alle Münzen mit der Aufschrift &bdquo;Werth-Marke“ versehen. Darunter prangt die jeweilige Ausgabestelle. So gab es eine Marke mit der Aufschrift &bdquo;Bille“, eine mit &bdquo;Brockhagen“ und nachweislich auch eine, auf der &bdquo;Schlichte“ prangte. Möglicherweise tauchen auch noch andere Namen auf. Der Wert reichte von 10 bis 50. Ein Teil der Münzen besteht aus Messing, andere waren wohl verzinkt. Wer etwas über die Münzen weiß oder sogar noch eine besitzt, sollte sich an Historiker Patrick Tarner wenden. Er ist erreichbar im Steinhagener Rathaus unter Tel. 05204 997313 oder per E-Mail an patrick.tarner@steinhagen.de.

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