
Steinhagen. Im vergangenen Sommer veröffentlichte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) einen Fachbericht, der den Klimawandel nach Nordrhein-Westfalen holt. Statt weltweiter Szenarien erläutert die 76-Seiten-Studie, wie sich die Erderwärmung ganz konkret auf die Region auswirken wird. Und die Botschaft ist deutlich: NRW wird es wohl schlimmer und öfter treffen, als andere Bereiche Deutschlands.
Einige Folgen sind klar vorhersehbar: Weitere Extremwetter-Ereignisse wie Starkregen und Tropennächte sowie das zunehmende Austrocknen von Landstrichen werden kaum mehr zu verhindern sein.
Die Steinhagener Grünen nahmen den LANUV-Umweltbericht zum Anlass, noch lokaler nachzufragen: Lässt sich vorhersagen, welche Folgen der Klimawandel konkret in Steinhagen haben wird? Das Steinhagener Umwelt- und Klimaschutzmanagement beantwortet den Katalog aus insgesamt fünf Fragen.
Welche Maßnahmen zur Anpassung an den menschengemachten Klimawandel sind bisher geplant beziehungsweise umgesetzt?
Rathaus und Kommunalpolitik beschäftigen sich bereits seit Jahren mit der Erderwärmung. Einiges Geld wurde in die Hand genommen, um die Folgen – die bereits eintreten – abzumildern. Das Radverkehrskonzept besteht aus Planungen, die das Radfahren in der Gemeinde attraktiver machen sollen. So soll die Verkehrswende forciert werden.
Zwei Klimaschutzkonzepte (das erste bereits von 2014) rechnen die Treibhaus-Bilanz der Gemeinde vor und skizzieren, wo Energie gespart und regenerativer Strom erzeugt werden kann. Weitere Konzepte beschäftigen sich mit der Frage, wie Gewerbegebiete schonender entwickelt und die gemeindeeigenen Gebäude sparsamer betrieben werden können. Außerdem ist ein Starkregen-Risikomanagement in Arbeit.
Sind die Maßnahmen ausreichend, um die Gemeinde für die bereits erreichten 1,5°C Erderwärmung zu wappnen?
Wie Klimaschutzmanagerin Melanie Lessmeier erläutert, ist Steinhagen „aufgrund der geografischen Lage im Vergleich zu anderen Kommunen NRWs zum jetzigen Zeitpunkt nur moderat von den Folgen des bereits erfolgten Temperaturanstiegs betroffen“. Bisher zeige sich der Klimawandel hier vor allem an den extremen Waldschäden im Teuto, dem allgemein erhöhten Waldbrandrisiko und der teils heftigen Hitze im Sommer, die vor allem für Ältere und Kranke gesundheitliche Folgen haben kann – aber auch im plötzlichen Starkregen.
Welche Maßnahmen müssen noch ergriffen werden, um die Gemeinde auf 2,7°C Klimaerwärmung vorzubereiten, die das LANUV bis 2100 prognostiziert?
Sicher ist, es wird heißer und der Regen kommt plötzlicher. „Kälteperioden werden auf der einen Seite abnehmen, Hitzeperioden auf der anderen Seite in Anzahl und Dauer zunehmen. Extreme, wie Starkniederschläge und lang anhaltende Trockenheit, werden häufiger beziehungsweise intensiver“, erklärt Melanie Lessmeier. Das werde „gravierende Auswirkungen auf viele Handlungsfelder und Lebensbereiche haben“. Deswegen werde die hiesige Landwirtschaft künftig auf Unterstützung angewiesen sein. Dazu fehlten noch Informationen von Bund und Land.

Gleichzeitig wird bereits konkret gebaut. Große Rückhaltebecken sollen verhindern, dass die Kanalisation und das Klärwerk bei Starkregen überlaufen. Beim (Straßen-)Bau werden Versickerungsflächen noch stärker eingeplant. Zugebaute Flächen werden entsiegelt, um Regen aufzunehmen, Gewässer werden renaturiert. Bäume an den Straßen sollen mehr Platz bekommen.
Gibt es Abschätzungen für die finanziellen Auswirkungen auf die Gemeinde?
Hier will sich die Expertin nicht allzu sehr festlegen. Dazu fehlten die Daten. Trotzdem geht Melanie Lessmeier davon aus, „dass die Folgen eines ungebremsten Klimawandels den finanziellen Rahmen der Gemeinde mit hoher Wahrscheinlichkeit übersteigen werden“. Dabei ist Steinhagen verhältnismäßig solvent. Andere Kommunen trifft es noch härter.
Sind Kooperationen mit dem Kreis Gütersloh oder den Nachbarkommunen geplant?
Ja, man stehe „im regen Austausch“ mit den Nachbarkommunen und dem Kreis Gütersloh. Gerade für „öffentlichkeitswirksame Aktionen“, die die „Bevölkerung sensibilisieren“ sollen, sei das hilfreich. Ein Projekt namens „Klimaresiliente Region OWL“ sei in Vorbereitung.
Am kommenden Dienstag, 18. März, soll die Anfrage der Grünen ab 17.30 Uhr im zuständigen Ausschuss für Klima- und Umwelt im Rathaus besprochen werden.