Mitbewohner gesucht: Neues Wohnprojekt für Senioren in Steinhagen

Steinhagen. Beim Stichwort Wohngemeinschaften ploppen im Kopf in der Regel Bilder von Studenten-WGs auf. Doch diese Wohnform birgt auch für Menschen im hohen Alter mehrere Vorteile. Senioren-WGs könnten eine Alternative sein, um Altersarmut und sozialer Vereinsamung zu entkommen. Das evangelische Johanneswerk, das in Steinhagen das Altenzentrum Matthias-Claudius-Haus betreibt, will jetzt eine WG gründen - und sucht potenzielle Mitbewohner. Mark Harsdorf, Teamleiter des ambulanten Pflegedienstes, könnte das obligatorische &bdquo;Zimmer frei“-Schild vor die Tür an der Apfelstraße stellen. In dem Flachdachbungalow neben dem Altenzentrum Matthias-Claudius-Haus haben früher Elisabeth und Ulrich Huck gewohnt. Das Paar leitete über viele Jahre das Altenzentrum. Jetzt stehen hier auf einer Gesamtwohnfläche von 127 Quadratmetern gleich mehrere Zimmer frei. Die Wohnung ist gerade erst saniert worden. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK &bdquo;Wir möchten hier eine neue WG für rüstige Senioren gründen, die Unterstützung zum Beispiel morgens und abends beim Ankleiden oder der Körperpflege benötigen, aber den restlichen Tag selbstständig gestalten möchten“, umreißt Mark Harsdorf das Konzept. Für das evangelische Johanneswerk ist das Modell Neuland. &bdquo;Zu unseren Einrichtungen gehören zwar auch Wohngruppen; das sind aber große Einheiten mit etwa zehn Bewohnern, die einen höheren Pflegebedarf ab Pflegestufe drei aufwärts haben“, berichtet Harsdorf. Die drei Plätze in Steinhagen seien für Seniorinnen oder Senioren gedacht, die für eine stationäre WG noch zu fit sind. Mitbewohner gesucht mit Bedürfnis nach Gemeinschaft Beim Johanneswerk sehen sie die WG als alternative Wohnform für eine immer größer werdende Gruppe von Menschen, die im fortgeschrittenen Alter Unterstützung benötigt. Die Assoziation mit Studenten-WGs findet Kerstin Beyes, Geschäftsleiterin für den stationären Bereich des Joahanneswerks, gar nicht so falsch. &bdquo;In einer WG muss man sich auf andere Menschen einlassen und auch mal klären, wer den Geschirrspüler ausräumt“, sagt sie. Dafür habe man aber auch Kontakt zu anderen Menschen. Und die Kosten seien geringer als etwa ein Platz im Altenheim. Nun geht es darum, die passenden Personen für eine möglichst harmonische Senioren-WG zu finden. Schon deshalb, damit es beim Einräumen der Spülmaschine eben keinen Stress gibt. &bdquo;Wir suchen Menschen, die sich auf andere einlassen möchten. So wie zu Studentenzeiten. Vielleicht finden sich aber auch Interessierte, sie sich schon kennen. Nachbarn zum Beispiel, die inzwischen alleine in ihren Häusern leben und sich eine gemeinsame WG vorstellen können“, nennen Mark Harsdorf und Kerstin Beyes mögliche Konstellationen. Lesen Sie auch: Einsamkeit in Steinhagen: Bei wem die Falle besonders häufig zuschnappt Das Bedürfnis nach Gemeinschaft sei heute anders als früher und eine Wohngemeinschaft eine Option, die Raum für Individualität lasse. &bdquo;Die Generationen haben sich verändert; das stellen wir in unseren stationären Einrichtungen immer wieder fest“, erzählt Kerstin Beyes. In einer immer individueller werdenden Gesellschaft klaffen gemeinsame Erfahrungen und Interessen immer weiter auseinander. &bdquo;Noch vor ein paar Jahren, da hatten unsere Bewohner ein gemeinsames Liedgut und konnten zusammen singen. Es war selbstverständlich, dass jeder die Spielregeln für Rommé beherrschte. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich“, berichtet Kerstin Beyes. Die kommenden Generationen seien heterogener und diverser. Wohngemeinschaft in Steinhagen mit barrierearmer Einrichtung Was sie dennoch eint: &bdquo;Die meisten Menschen wollen möglicht in ihren eigenen vier Wänden alt werden, haben aber Angst, irgendwann allein zu sein“, weiß Mark Harsdorf. Kerstin Beyes ergänzt: &bdquo;Wir kennen Fälle, da fehlt es einfach nur an einer Person, die die Tür öffnet, wenn der Pflegedienst ins Haus kommt, weil es der Bewohner oder die Bewohnerin einfach nicht mehr kann.“ Menschen möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung mobil zu halten, entlaste auch das Versorgungssystem, berichten die Pflegeexperten. Zudem sei eine ambulante Pflege für die Betroffenen günstiger als ein Platz im Altenheim. Zurück in die WG in der Apfelstraße. Dort stehen den künftigen Mietern ab sofort ein Gemeinschaftsraum mit Kamin, ein barrierearmes Bad und eine Terrasse mit Garten zur Verfügung. Es gibt drei Wohneinheiten: ein Zimmer mit 15,4 Quadratmetern, zwei Zimmer mit zusammen 24 Quadratmetern und zwei Zimmer mit zusammen 29 Quadratmetern. Die Kaltmiete beginnt bei 276 Euro für die kleinste Wohneinheit. Es gibt einen Mietvertrag und einen Pflegevertrag, in dem individuelle Leistungen des ambulanten Dienstes dazu gebucht werden können. &bdquo;Natürlich kann die WG die Angebote im benachbarten Matthias-Claudius-Haus nutzen. Zum Beispiel die Tagespflege oder das Café im Treffpunkt“, ergänzt Kerstin Beyes. Wer weitere Informationen zur Senioren-WG hat, kann sich bei Mark Hardsorf melden. Erreichbar ist der Teamleiter des ambulanten Dienstes unter Tel. 05203 882073 oder per E-Mail: mark.harsdorf@johanneswerk.de.

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