Steinhagenerin (80) in ihrem Buch: „An der Grenze stieg mein Blutdruck“

Steinhagen. Es gibt Stellen in dem Büchlein, da denkt man als Leser: Donnerwetter, ganz schön mutig. Auf Seite 63 zum Beispiel. Da kraxelt Annette Hennefeld mit 72 Jahren und künstlicher Hüfte einen schmalen Weg den Grand Canyon hinab. Oder auf Seite 94, als sie in einen Mietwagen steigt, alleine nach Rumänien düst und auf dem Rückweg ein Heiligenbild über die Grenze &bdquo;schmuggelt“. Annette Hennefeld sitzt in ihrer kleinen Steinhagener Wohnung und lacht: &bdquo;Ja, das war ganz schön aufregend.“ Eigentlich wollte die Steinhagenerin lediglich ein paar amüsante Geschichten aus ihrem Leben zu Papier bringen. Die Reise zum Grand Canyon und die Fahrt nach Rumänien sind nur zwei davon. Zusammengenommen bilden die Anekdoten und Storys aber vor allem ein Mut-mach-Buch, das irgendwie Leserinnen und Lesern jeden Alters ein gutes Gefühl an die Hand gibt. Annette Hennefeld war viele Jahre als Geschäftsfrau tätig. An der Umlostraße in Ummeln betrieb sie eine Schneiderei. In Quelle und in Windelsbleiche führte sie außerdem ein Wollgeschäft und eine Reinigung. Danach war sie im Außendienst tätig, informierte unter anderem in den Karstadt-Häusern über neue Stoffe. Auch davon handeln einige Geschichten in ihrem Buch. Etwa die, wie sie als 51-Jährige damit hadert, ihre Geschäfte aufzugeben und schließlich einen beruflichen Neustart wagt. 80-Jährige aus Steinhagen schreibt ihr erstes Buch &bdquo;Ich habe die Geschichten immer mal zwischendurch notiert. Vergangenen Sommer habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht und das Buch geschrieben“, berichtet die 80-Jährige. &bdquo;Meine Tochter hat mich dazu ermutigt.“ Die Tochter heißt Elisabeth und lebt seit 1989 in den USA. Immer mal wieder setzt sich Annette Hennefeld in den Flieger und besucht sie. Das macht sie bis heute so. Mitunter sei das schon eine aufregende Angelegenheit. &bdquo;Weil ich kaum Englisch spreche. Es hat dann aber doch immer irgendwie geklappt. So lange ich noch alleine in die USA fliege, bin ich noch nicht alt“, meint die Seniorin und schmunzelt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Genau diese optimistische, dem Leben zugewandte Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. &bdquo;Ich habe schon ein gewisses Gottvertrauen, das mich begleitet“, versucht sich Annette Hennefeld in einer Erklärung für ihre Haltung. Dabei legt sich die Katholikin auf keine bestimmte Religion fest. In ihrem Wohnzimmer haben neben Marienfiguren auch ein Buddha und Engel ihren Platz. &bdquo;Alle Religionen wollen ja irgendwie das gleiche“, sagt Annette Hennefeld. In einem Kapitel erzählt sie von ihrer Reise nach Lourdes. Die französische Stadt ist als Marienwallfahrtsstätte weltberühmt. &bdquo;Dort liegt ein Frieden in der Luft, eine Völkerverständigung über Grenzen und Religionen hinweg. Auch ich bin mit einem Gefühl der Ruhe und des Friedens nach Hause gefahren“, schreibt die Steinhagenerin in ihrem Buch. Wie man ein Kunstwerk über die Grenze &bdquo;schmuggelt“ Und die Sache mit dem geschmuggelten Heiligenbild aus Rumänien - gibt das womöglich Minuspunkte aufs Karma-Konto? &bdquo;Ich habe mehrmals Hilfsgütertransporte nach Rumänien mitorganisiert“, holt die Autorin aus. &bdquo;Die Ikone hat mir damals ein rumänischer Pastor gegeben, damit ich sie für ihn in Deutschland verkaufe.“ In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie das Kunstwerk im Werkzeugfach ihres Mietwagens versteckt und wie ihr Blutdruck an der Grenze steigt. Tatsächlich wird Annette Hennefeld von den Grenzbeamten herausgewunken. Doch die Beamten finden die Ikone nicht, und die Steinhagenerin kann sie zu einem guten Preis für den Pastor verkaufen. Lesen Sie auch: Ehemalige Lehrerin aus Steinhagen ist glücklich in neuem Traumjob Wie ein Abenteuer fühlt sich für Annette Hennefeld jetzt auch die Veröffentlichung ihres Buches an. Der Titel des Bandes klingt wie ein Kalenderspruch: &bdquo;Die besten Geschichten schreibt das Leben“. Bei der Lektüre bewahrheitet sich der Spruch dann allerdings. Doch damit das Leben Geschichten schreiben kann, muss man auch mal etwas wagen und darf sich nicht hängenlassen. &bdquo;Ich kann den jungen Leuten nur raten, genau jetzt das zu tun, worauf sie Lust haben“, sagt Annette Hennefeld. &bdquo;Viele sind im Alter verbittert, weil sie ihre Wünsche das ganze Leben lang immer hinten angestellt haben. Und irgendwann ist es zu spät, weil man zu alt ist, oder zu krank.“ Autorin stellt ihr Buch in Gemeindebibliothek vor Dass es im fortgeschrittenen Alter nicht zu spät sein muss, dafür ist Annette Hennefeld ein gutes Beispiel. &bdquo;Ich versuche, möglichst vieles selbst zu machen und mir wenig abnehmen zu lassen, damit ich fit bleibe“, erzählt sie. Es sei wichtig, Hobbys zu haben und Kontakte zu pflegen. Gerade im Alter. Da wundert es nicht, dass auch das Titelbild zu dem Buch buchstäblich aus eigener Feder stammt. Es ist ein Aquarell der Autorin, die auch gerne malt. Lesen Sie auch: Steinhagener Ex-Soldat schreibt Fantasy-Buch an Streetfood-Stand in Bangkok In einer neuen Veranstaltungsreihe der AWO unter dem Titel &bdquo;Kunst und Kultur mit Herz“ wird das Buch von Annette Hennefeld am Donnerstag, 20. Februar, vorgestellt. Dazu findet in der Gemeindebibliothek um 18.30 Uhr eine Lesung mit anschließender Gesprächsrunde statt. Darin soll es unter anderem um Themen wie Einsamkeit, Zufriedenheit, Glück und Gelassenheit gehen. Der Steinhagener Grafikdesigner Wolfgang Milting wird passend dazu Bildprojektionen zeigen. Der Eintritt ist frei. Das Buch &bdquo;Die besten Geschichten schreibt das Leben“ von Annette Hennefeld ist zum Preis von 10.50 Euro bei Amazon.de erhältlich.

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